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Am Anfang eines neuen Tages

Am Anfang eines neuen Tages

Titel: Am Anfang eines neuen Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Austin
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Ein paar von unseren Sklaven haben wir ja schon wieder, nicht wahr?“
    „Sie sind keine Sklaven mehr, Mary.“
    „Du weißt, was ich meine. Mutter sagt, sie wird Roselle als Zofe anlernen und ihr beibringen, wie sie morgens meine Haare frisieren und mich ankleiden muss. Sie hat gesagt, Roselle könnte sogar mit mir gehen und mein Mädchen sein, wenn ich heirate.“
    Roselle, die davon träumte, Lehrerin zu werden. Josephine seufzte, als ihr bewusst wurde, was für ein aussichtsloses Unterfangen es war, die Denkweise ihrer Schwester ändern zu wollen – so wie Alexander Chandler ihre veränderte. „Steh still, damit ich den Saum feststecken kann.“
    „Ist mein Kleid fertig, wenn du den Saum umgenäht hast?“
    „Leider nein. Die Seitennähte sind nur geriehen. Ich wollte mich zuerst vergewissern, dass es dir passt. Ich muss sie noch richtig zusammennähen, bevor du das Kleid tragen kannst, sonst reißen die Nähte, wenn der erste junge Mann dich über die Tanzfläche wirbelt.“
    Josephine war beinahe fertig, als ihre Mutter ins Zimmer kam. „Dieses Kleid sieht sehr hübsch an dir aus, Mary. Josephine, musst du auf dem Boden sitzen? Ich bin mir sicher, es gibt einen Hocker, den du benutzen kannst. Jedenfalls bin ich gekommen, um euch Mädchen zu sagen, dass wir heute die Blakes besuchen. Ich habe Willy gebeten, die Kutsche vorzufahren.“
    Das bedeutete, dass sie Harrison besuchen würden. Josephine hatte seit Tagen nicht mehr an ihn gedacht und ihn ganz sicher nicht vermisst – wohingegen sie die Unterhaltungen mit Mrs Blake schon vermisste. Mary stieg vom Stuhl, um sich umzuziehen. „Sie hat unsere Schuhe nicht bemerkt“, flüsterte sie Jo zu, nachdem ihre Mutter gegangen war.
    Als sie bei der Plantage der Blakes eintrafen, stellte Josephine überrascht fest, dass Harrison in seinem neuen Rollstuhl auf der Veranda vor dem Haus saß. „Hat er nicht wunderbare Fortschritte gemacht?“, flüsterte Priscilla Jo zu, nachdem sie sich begrüßt hatten. „Er kann jetzt allein überall hinfahren, im Haus und draußen.“
    „Da bin ich froh“, sagte Josephine.
    Während Mutter und Mary mit Priscilla hineingingen, blieb Josephine auf der Veranda, um sich ein wenig mit Harrison zu unterhalten. Sie lehnte sich an das Geländer. Es hatte wieder angefangen zu regnen und der Regen trommelte auf das Verandadach und tropfte von der Dachrinne. Jo musste an ihr Treffen mit Alexander unter dem Baumhaus denken.
    „Ich bin froh, dass es regnet, du nicht auch, Harrison? Es ist sehr gut für eure Baumwolle.“
    „Es spielt keine Rolle, ob es regnet oder nicht. Diese Schwarzen werden nie einen Gewinn mit der Baumwolle erzielen.“
    „Wie ich sehe, bist du so optimistisch wie immer. Aber ich sehe auch, dass du dir Haare und Bart hast schneiden lassen. Du siehst so viel besser aus.“
    „Und du siehst heute mal aus wie Eugenia Weatherlys Tochter und nicht wie eine Waschfrau.“
    Ihr Gesicht rötete sich vor Verlegenheit. „Das war nicht nett.“
    „Es sollte auch nicht nett sein.“
    „Warum? Wieso beleidigst du mich so gerne und verletzt meine Gefühle? Fühlst du dich besser, wenn du so mit mir redest? Mehr wie ein Mann?“
    „Halt den Mund, Josephine. Halt einfach den Mund.“
    „Sag mir nicht, was ich zu tun habe. Dazu hast du kein Recht.“ Sie zitterte von Kopf bis Fuß, weil sie so mit ihm sprach, aber es war auch ein gutes Gefühl, ehrlich ihre Meinung zu sagen. Hatte Dr. Hunter sie nicht ermutigt, mit Harrison zu streiten? Und wenn ihre Freundschaft mit Alexander sie etwas gelehrt hatte, dann das, Fragen zu stellen, zu sagen, was sie dachte, und ihre eigenen Ansichten zu vertreten.
    Alexander. Nächsten Dienstag würde sie ihn wiedersehen. Bis dahin schien es ihr noch eine halbe Ewigkeit zu sein. „Glaubst du an Gott, Harrison?“, fragte sie spontan. „Und daran, dass er Gebete erhört?“
    „Was?“
    Sie stieß sich von der Balustrade ab und trat einen Schritt auf ihn zu. „Ich habe dich gefragt, ob du nach allem, was passiert ist, immer noch an Gott glaubst.“
    „Natürlich tue ich das. Ich bin doch kein Heide.“
    „Glaubst du, dass er Gebete erhört?“
    „Warum willst du das wissen?“
    Josephine beschloss, ihm die Wahrheit zu sagen. „Weil ich nicht mehr glaube, dass er es tut, und ich habe mich gefragt, ob wir vielleicht etwas gemeinsam haben. Wir sind weiß Gott bei nichts anderem einer Meinung.“
    Harrison lachte laut auf. Er lachte doch tatsächlich! In all den Wochen, die sie in seinem

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