Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Anfang eines neuen Tages

Am Anfang eines neuen Tages

Titel: Am Anfang eines neuen Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Austin
Vom Netzwerk:
ausgetretenen Schuhe endgültig auseinander und sie stolperte über die lose Sohle. Sie fiel und landete schmerzhaft auf Händen und Knien.
    „Sind Sie verletzt, Miss?“ Sie blickte zu dem Mann auf, der über die Seite des Baumhauses blickte. Er war jung, etwa in Daniels Alter, und hatte ein schmales Gesicht und glatte braune Haare. Er war glatt rasiert, abgesehen von den buschigen Koteletten an seinen Wangen. „Sie brauchen nicht wegzulaufen, Miss. Ich habe nicht vor, Ihnen etwas zu tun, das versichere ich Ihnen.“ Er war ein Yankee. Das konnte sie an seinem Akzent hören. „Ich würde ja gerne herunterkommen und Ihnen helfen“, fuhr er fort, „aber Sie fühlen sich bestimmt sicherer, wenn ich hier oben bleibe. Habe ich recht?“
    „Bleiben Sie mir vom Leib!“, sagte sie mit ihrer wildesten Stimme. Sie rappelte sich mühsam auf und klopfte sich den Schmutz von den Händen und dem Rock, während sie ihn misstrauisch musterte. „Wer sind Sie und was machen Sie auf unserem Grundstück?“
    „Mein Name ist Alexander Chandler … und es tut mir sehr leid, wenn ich Ihnen einen Schrecken eingejagt habe.“
    „Um mir Angst zu machen, braucht es mehr als einen Yankee in einem Baum. Warum haben Sie mich belauscht?“
    „Ich hatte nie vor, jemanden zu belauschen, Miss … aber ich war zuerst hier, wenn Sie verstehen, was ich meine. Als Sie kamen, wollte ich Sie nicht erschrecken, indem ich rufe oder plötzlich herunterklettere. Ich dachte, Sie würden gleich wieder gehen. Aber ich habe so lange reglos dagesessen, dass mein Fuß eingeschlafen ist, und als ich versuchte, ihn zu bewegen … tja, da ist das Brett heruntergefallen und hat Sie erschreckt.“
    „Sie haben überhaupt nicht das Recht, hier zu sein!“
    „Ich weiß, ich weiß … und es tut mir leid. Ich habe einen Morgenspaziergang gemacht, müssen Sie wissen, und als ich Ihr Baumhaus sah, erinnerte es mich so sehr an das Baumhaus, das ich zu Hause in Pennsylvania hatte, dass ich einfach hinaufklettern musste. Und dann sind Sie gekommen und –“
    „Wissen Sie nicht, dass Yankees hier nicht willkommen sind? Gehen Sie zurück nach Pennsylvania! Haben Sie nicht schon genug Schaden angerichtet?“
    „Also, Miss, ich habe gerade gehört, wie Sie sagten, Sie wären wütende, verbitterte Leute leid und dass Sie die Vergangenheit vergessen und wieder glücklich sein wollen … Entschuldigen Sie, wenn ich das sage, aber im Moment klingen Sie selbst ziemlich wütend und verbittert.“
    „Was fällt Ihnen ein!“
    „Ich versuche nur zu helfen. Deshalb habe ich auch die Arbeit hier im Amt angenommen –“
    „Was für ein Amt?“
    „Ich arbeite für das Amt für Flüchtlinge, Freigelassene und brachliegende Ländereien. Ich leite ein neu eingerichtetes Büro in Fairmont, das den Menschen helfen soll, ihr Leben neu aufzubauen, jetzt, wo der Krieg vorbei ist. Ist das nicht genau das, was Sie sich gerade gewünscht haben? Einen Neuanfang?“
    „Sind Sie derjenige, der die neue Schule für schwarze Kinder gegründet hat?“
    „Nun ja, nicht allein natürlich. Ich habe mit der Amerikanischen Missionsgesellschaft Verbindung aufgenommen und sie haben uns eine Lehrerin geschickt.“
    „Sie müssen wissen, dass Sie und alle Ihre Yankeefreunde hier nicht willkommen sind, und Ihre Schule ist es auch nicht.“
    „Oh ja, Miss, das weiß ich sehr wohl. Ich stoße oft gegen Mauern, die aus den gleichen Dingen gebaut sind, von denen Sie eben sprachen – Groll und Bitterkeit. Die Regierung hat das Amt für Freigelassene eingerichtet, um dabei zu helfen, die Wunden zu verbinden, damit die Farmer und die ehemaligen Sklaven mit ihrem Leben weitermachen können, so wie Sie es auch wollen, aber –“
    „Sie Yankees haben wirklich Nerven! Erst zerstören Sie alles und jetzt kommen Sie zurück und behaupten, Sie wollten uns helfen, unser Leben wieder aufzubauen? Am besten können Sie uns helfen, wenn Sie wieder nach Hause fahren und uns in Ruhe lassen.“
    „Sehen Sie? Da höre ich wieder Bitterkeit und ich dachte, Sie hätten gerade gesagt, wie leid Sie das sind. Wie können Sie erwarten, dass alle anderen sich ändern, wenn Sie selbst nicht dazu bereit sind?“
    „Was fällt Ihnen ein!“
    Er ließ einen Augenblick den Kopf hängen, bevor er sie wieder ansah. „Bitte entschuldigen Sie. Man hat mir schon öfter gesagt, dass ich die dumme Angewohnheit habe, meine Meinung zu sagen, wenn ich lieber den Mund halten sollte. Es tut mir leid. Ich wollte Sie nicht

Weitere Kostenlose Bücher