Am Anfang eines neuen Tages
anheuerten. Eugenia hatte nicht vorgehabt, ihm ihre Aufmerksamkeit zu widmen, aber je länger Mr Chandler sprach, desto mehr wurde ihr bewusst, dass Daniel ebenso sehr Hilfe für White Oak brauchte, wie Priscilla und Harrison sie brauchten. Aber wie Harrison würde Daniel niemals seinen Stolz hinunterschlucken und einen Yankee um Hilfe bitten.
„Die Plantagen brauchen Arbeiter und die Schwarzen brauchen Arbeit“, endete Mr Chandler. „Dies ist wirklich die beste Lösung für alle Beteiligten.“
„Könnte Mrs Blake auch Hausdiener einstellen?“, fragte Josephine. Sie sah Eugenia an, als wollte sie sich vergewissern, dass ihre Mutter die Antwort hörte.
„Die meisten schwarzen Familien wollen zusammenbleiben“, sagte Mr Chandler. „Deshalb arrangieren wir oft, dass die Ehefrauen im Haus arbeiten und dafür Kost und Logis erhalten.“
Josephine starrte Eugenia immer noch an, die Augenbrauen hochgezogen, als wollte sie sagen: ,Siehst du, Mutter?‘ Sie hatte natürlich recht. Lizzie brauchte Hilfe.
„Möchten Sie eine Weile darüber nachdenken?“, fragte Mr Chandler. „Ich könnte wiederkommen.“
Priscilla sah zu Eugenia hinüber, als wollte sie ihr die Entscheidung überlassen. „Was meinst du, was ich tun sollte, Eugenia?“
Josephine sprach, bevor Eugenia antworten konnte. „Sie sollten den Vertrag unterschreiben, Mrs Blake. Nur so können Sie die Hilfe bekommen, die Sie brauchen.“ Eugenia starrte ihre Tochter an. Wie war sie plötzlich so stark und entscheidungsfreudig geworden? Und so wenig damenhaft?
„Aber sollte Harrison nicht derjenige sein, der entscheidet?“, fragte Priscilla. Sie hob die Finger und zupfte nervös an ihrem Kragen. Weder sie noch Eugenia waren dazu erzogen worden, auf diese Weise Verantwortung zu übernehmen. Eugenia fragte sich, ob ihre Freundin auch manchmal diese irrationale Wut auf ihren Mann verspürte, weil er gestorben war und sie in dieser misslichen Lage zurückgelassen hatte. Ihre Männer hatten schließlich gelobt, für sie zu sorgen.
„Harrison ist nicht in der Lage, irgendetwas zu entscheiden“, sagte Josephine, „bis er das Bett verlassen kann und sich besser fühlt. In der Zwischenzeit ist es überlebenswichtig, dass Ihre Felder bestellt werden.“
„Sie sollten auf Miss Weatherly hören, Mrs Blake“, sagte Mr Chandler. „Sie trägt einen klugen Kopf auf ihren Schultern. Natürlich werde ich die ganze Zeit da sein, um Ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und mich davon zu überzeugen, dass Ihre Arbeiter fleißig arbeiten und ihren Vertrag erfüllen. Es ist meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass alle zufrieden sind.“
„Wie schnell kann sie Arbeiter bekommen?“, fragte Josephine.
„Sofort. Ich werde in mein Büro zurückgehen und den Prozess in Gang bringen – wenn es das ist, was Sie wollen, Mrs Blake.“
Wieder sah Priscilla Eugenia an. Für ihre Freundin zu entscheiden, war für Eugenia viel einfacher, als es für sich selbst zu tun. „Ich finde, du solltest es tun, Priscilla.“
Mr Chandler lächelte. „Gut. Ich spreche mit den Arbeitern und komme in ein paar Tagen wieder. Guten Tag, meine Damen.“ Josephine erhob sich und begleitete ihn zur Tür.
Als sie das Zimmer verlassen hatten, lehnte Eugenia sich in ihrem Sessel zurück und sah sich zum ersten Mal seit ihrer Ankunft im Zimmer um. Es sah anders aus als noch vor einer Woche, aber Eugenia konnte nicht genau sagen, was der Grund dafür war. Lag es daran, dass die Vorhänge zurückgezogen worden waren und die Sonne hereinkommen konnte? Waren die Möbel poliert worden? Wenn ja, musste Josephine das alles getan haben – aber warum? Eugenia gefiel es nicht, dass ihre Tochter sich so weit von ihrer Erziehung entfernte und wie eine gewöhnliche Frau arbeitete, auch wenn ihre fleißige Arbeit sie alle rettete. Ihr kam der Gedanke, dass sie nicht so ängstlich in die Zukunft schauen würde, wenn Daniel auch nur halb so viel Mumm hätte wie seine Schwester.
„Glaubst du, ich treffe die richtige Entscheidung?“, fragte Priscilla und riss Eugenia aus ihren Gedanken. „Ich möchte nicht, dass Harrison wütend auf mich ist, aber was Josephine sagt, klingt vernünftig. Ich bin ganz durcheinander.“
„Es liegt nicht in unserer Natur, uns den Entscheidungen unserer Männer entgegenzustellen“, sagte Eugenia. „Jo versteht nicht, wie du dich fühlst, aber ich tue es. Als Philip starb, war ich gezwungen, viele Entscheidungen zu treffen, und deshalb weiß ich, wie schwierig das
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