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Am Anfang eines neuen Tages

Am Anfang eines neuen Tages

Titel: Am Anfang eines neuen Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Austin
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nichts dagegen habe. Meinetwegen muss sie nicht dortbleiben.“
    „Gut. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum ich hier bin.“ Er sah sich um, als wollte er sich davon überzeugen, dass sie nicht belauscht wurden, dann sagte er: „Josephine hat mich außerdem gebeten, mit Daniel darüber zu sprechen, mehr Hilfe für Sie hier auf White Oak anzuheuern. Wie ich höre, sind Sie mit der Arbeit des Amts für Freigelassene vertraut? Auf der Plantage der Blakes scheint so weit alles reibungslos zu laufen.“
    „Das freut mich.“
    „Könnte ich mit Daniel darüber reden? Ist er zu Hause?“
    „Ja, das ist er. Bitte folgen Sie mir.“ Sie führte ihn in Philips Arbeitszimmer und hörte zu, wie die Männer ihn begrüßten und ihm einen Stuhl anboten. Eugenia wusste, dass sie gehen und die Männer ungestört reden lassen sollte, aber sie wollte nicht. Dr. Hunter vertrat genau die Meinung, die sie gerade gegenüber Daniel geäußert hatte, und sie wollte sich vergewissern, dass ihr Sohn das wusste. Vielleicht hörte Daniel ja auf den Rat eines Mannes.
    Sie blieb an der Tür stehen und hörte zu, wie Dr. Hunter erklärte, was er gerade auf der Plantage der Blakes gesehen hatte. Eugenia konnte nicht widerstehen hinzuzufügen: „Wir hatten gerade darüber gesprochen, wie die Sklaven hier auf White Oak wieder zur Arbeit bewegt werden könnten – habe ich recht, meine Herren?“
    „Ich glaube, es wäre im Interesse aller“, schloss der Doktor, „dem Plan der Behörde eine Chance zu geben.“
    Daniel schob seinen Stuhl zurück, als wollte er daraus aufspringen. „Dieses sogenannte Amt für Freigelassene ist doch von Washington eingerichtet worden, nicht wahr? Erwarten Sie tatsächlich von uns, dass wir irgendeiner Initiative der US-Regierung trauen? Der Name sagt doch schon, dass das Amt nur um das Wohl der Schwarzen besorgt ist und nicht um unseres. Wissen wir denn, ob wir nicht unser Land und unser Leben in ihre Hände geben, wenn wir einen ihrer Verträge unterschreiben? Die Yankees könnten alles an sich reißen und wir hätten dann gar nichts mehr!“ Daniels Freunde murmelten zustimmend und sahen genauso verärgert aus wie er.
    Der Arzt hob die Hände, als wollte er alle beschwichtigen. „Es ist an der Zeit, dass wir uns von den Haltungen und Ansichten verabschieden, die überhaupt erst zu diesem Krieg geführt haben. Was hat uns das Ganze denn gebracht? Alles hat sich verändert und wir müssen uns auch ändern.“
    „Nein. Wir müssen die Yankees für immer aus Virginia hinauswerfen“, sagte Daniel, „und keine Befehle von ihnen entgegennehmen. Sie ermutigen unsere Sklaven, die Herrschaft zu übernehmen. Die Yankees haben nicht die Erfahrung, die wir mit Schwarzen haben. Ihnen ist nicht klar, dass es ihnen früher besser ging. Sklaven sind wie Kinder. Sie müssen geführt werden und fleißig arbeiten, damit sie keine Dummheiten machen. Sie können allein kein Land bestellen und eine eigene Farm könnten sie ebenso wenig führen, wie ein Kind es kann.“
    „Und mit dieser Schule verschwenden die Yankees nur ihre Zeit“, fügte Joseph Gray hinzu. „Erstens sind diese Sklaven gar nicht dazu in der Lage, etwas zu lernen. Und zweitens: Was soll es ihnen denn nützen, lesen und schreiben zu können? Schwarze können nicht die gleiche Arbeit machen wie Weiße. Haben Sie schon mal von einem schwarzen Arzt gehört, Dr. Hunter? Gott hat sie für körperliche Arbeit geschaffen. Zu etwas anderem sind sie nicht zu gebrauchen.“
    „Das ist ganz einfach unwahr“, begann Dr. Hunter, aber alle drei Jungen fingen gleichzeitig an, mit ihm zu diskutieren und zu streiten, sodass sie ihn übertönten.
    Eugenia wurde immer bestürzter, je länger sie zuhörte. Die Meinung, die Daniel und seine Freunde geäußert hatten, hatte sie auch immer für wahr gehalten, aber wenn sie es so sagten, klang es schrecklich kalt und hartherzig. „Ich teile ja im Allgemeinen eure Skepsis in Bezug auf die Schwarzen“, sagte Eugenia, als die Männer sich endlich beruhigt hatten. „Aber Philip hat immer geglaubt, dass es für uns besser ist – und auch sicherer –, wenn wir sie gerecht behandeln und für ihr Wohlergehen sorgen, anstatt sie durch unsere Grausamkeit aufzustacheln. Wieso glaubt ihr, dass sie sich jetzt, wo sie frei sind, nicht rächen, wenn wir uns nicht bemühen, mit ihnen auszukommen?“
    „Ich habe gehört, wie ein paar von den Vagabunden sagten, sie blieben wegen der kostenlosen Schule hier“, sagte Joseph, ohne auf

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