Am Anfang ist die Ewigkeit
Teller ab und sie schlang alles hinunter. Ganz offensichtlich hatte sie groÃen Hunger. Warum hatte sie sich dann nichts zu essen bestellt? Jax erkundigte sich bei Sasha, ob das Mädchen vielleicht kein Geld hatte und er ihr anbieten sollte, etwas für sie zu bestellen. Doch sie flüsterte zurück: »Rachel hat eine Essstörung.«
»Ach du ScheiÃe. Wie blöd.«
Er aà ein paar Kekse und lieà den Blick über die anderen wandern, die sich rund um den Tisch versammelt hatten. Was war eigentlich mit Juliannes ehemaligen Arbeitsbienen los? Sie versuchten mit Brody zu flirten, doch dessen Aufmerksamkeit galt fast ausschlieÃlich Jenny. Jax musste grinsen. Brody war wirklich der coolste Streber auf Erden. Während Jax sich noch fragte, warum Rachel eine Essstörung hatte und wieso Thomas das Mauerblümchen nicht einfach ansprach, obwohl sie offensichtlich beide scharf aufeinander waren, fiel ihm auf, dass dieser Blickwinkel für ihn etwas ganz Neues war. Bisher hatte er die Menschen immer nur von auÃen betrachtet, ohne jedes persönliche Interesse. Er suchte nach den verlorenen Seelen, brachte sie in die Hölle auf Erden, ging wieder nach Hause und vertrieb sich die Zeit mit seinen Brüdern. Menschen bedeuteten für ihn Arbeit. Sie waren nichts weiter als anonyme Gesichter.
Bis heute hatte er sowieso nie viel Zeit mit Menschen verbracht â die Besuche in irgendwelchen Nachtclubs, in denen er und seine Brüder gelegentlich Mädchen aufrissen, einmal ausgenommen. Die Menschen hatten normalerweise Angst vor ihnen. Nur in der Nacht, wenn die Musik dröhnte und nicht viele Worte gewechselt wurden, konnten sie bekommen, was sie wollten. Er hatte sich nie gefragt, wieso diese Mädchen sich auf einen völlig fremden Typen einlieÃen. Er sprach sie an, sie sagten Ja und danach verschwand er wieder, ohne noch einen einzigen Gedanken an sie zu verschwenden.
Doch jetzt überlegte er plötzlich, wer diese Mädchen wohl gewesen waren und wieso sie ihm eine solch intime Nähe gestattet hatten. Er wischte einen Krümel von Sashas Lippe. »Warum gehen manche Mädchen eigentlich mit Typen ins Bett, die sie überhaupt nicht kennen?«, fragte er leise.
»Wahrscheinlich hoffen sie, dass mehr daraus wird.«
»Dann geht es ihnen gar nicht um Sex?«
Ihre Blicke begegneten sich und sie schüttelte langsam den Kopf. »Ich bin natürlich keine Expertin. Aber ich denke, uns geht es eher um die romantischen Gefühle und weniger um das rein Körperliche. Ich glaube kaum, dass es irgendeinem Mädchen Spaà macht, wenn es sich unsicher fühlt oder dem Mann nicht wirklich vertraut.« Sie musterte ihn aufmerksam. »Warum fragst du?«
»Irgendwie fühle ich mich anders als sonst. Ich kannâs nicht genau erklären, aber mir fallen plötzlich Dinge auf, die ich bisher nicht wahrgenommen habe, über die ich nicht mal nachgedacht hätte.«
»Und nun fragst du dich, wieso all diese fremden Mädchen dich â¦Â«
»Genau. Für mich war das nichts Besonderes. Ich bin einfach losgegangen und hab mir geholt, was ich wollte. Ich bin immer davon ausgegangen, dass die Mädchen es aus dem gleichen Grund tun. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.«
»Was ist denn anders?«
Er fand keine Antwort auf ihre Frage. »Ich weià es nicht.«
»Was flüstert ihr denn die ganze Zeit?«, mischte sich Bree lachend ein. »Sollen wir vielleicht gehen, damit ihr ein bisschen allein sein könnt?«
Der ganze Tisch brach in Gelächter aus und die Gespräche wurden munter fortgesetzt. Jax hoffte, dass sie vielleicht auch auf Mr Bruno zu sprechen kamen, aber über die Schule wollte anscheinend niemand reden. Es ging um Collegebewerbungen, dann wieder um Reilly und schlieÃlich entbrannte eine interessante Diskussion über das Leben nach dem Tod. Er hörte gut zu und war erstaunt und erleichtert. Von den Anwesenden würde niemand so schnell in Versuchung geraten, Eryx die Treue zu schwören, nicht einmal Juliannes ehemalige Freundinnen.
Die einstigen Arbeitsbienen verabschiedeten sich zuerst. Danach verschwand Bree mit irgendeinem Typen, der hier im Café arbeitete. Kurz darauf sagte Brody, dass er mit Jenny noch in den Buchladen auf der anderen StraÃenseite wollte. Jax warf ihm einen warnenden Blick zu und er nickte stumm ⦠Er würde schon keinen Blödsinn
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