Am Anfang ist die Ewigkeit
ein paar Freunden heimlich reingemogelt und sie live gesehen.«
Jax sah Sasha an, als hätte er eine völlig neue Seite an ihr entdeckt. »Du hast dich in ein Konzert gemogelt ?«
»Wir hätten uns ja Tickets gekauft, aber man durfte erst ab einundzwanzig rein.«
Zuletzt meldete sich Phoenix zu Wort. »Ich habe eine Idee, wie wir dir noch mehr Ãrger bei den Shrivers ersparen könnten«, sagte er mit ernster Miene.
»Wie denn?«
»Geh nicht wieder hin!«
Bevor sie etwas erwidern konnte, sagte eine tiefe Stimme in ihrem Rücken: »Das Frühstück wird kalt!«
Sie drehte sich um und unterdrückte einen Aufschrei. In der Tür stand ein Mann mit dunkler Haut und dunklen Augen. Er war gekleidet, als wäre er direkt aus den Geschichten aus Tausendundeiner Nacht entsprungen und könnte sich jeden Augenblick auf ein Pferd schwingen, ein Breitschwert ergreifen und auf eine Horde Ungläubiger losstürmen.
»Sasha«, sagte Jax. »Darf ich vorstellen: Deacon, unser Butler.«
Aha, der Butler. Es war schon seltsam genug, dass sie überhaupt einen Butler hatten, aber dass der Mann auch noch so aussah, war wirklich total gaga. »Guten Tag, Deacon. Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen.«
Er nickte bedächtig, ohne sie anzusehen, dann drehte er sich um und ging hinaus.
»Habe ich irgendetwas falsch gemacht?«
»Nein. Er ist Maure und auÃerdem ziemlich altmodisch. Er sieht keiner Frau in die Augen, die nicht zu seiner Familie gehört. Er ist unser erster Purgator und seit der Zeit der Kreuzzüge bei uns. Damals haben die Kreuzritter seine Frau und seine Töchter abgeschlachtet, und das kann er Gott nicht einmal ansatzweise verzeihen.«
»Und wie kommt ein Moslem zu dem Namen Deacon?«
»Das ist sein Spitzname. Er geht uns seit Jahrhunderten auf die Nerven, weil wir in seinen Augen nichts als räudige Ungläubige sind. Darum hält er uns auch pausenlos Vorträge. Eines Abends, vor dreihundert Jahren etwa, hat Key ihn Deacon genannt, wegen seiner ständigen Predigten. Und dabei ist es dann geblieben.«
»Fangen wir an«, sagte Phoenix.
Zehn Minuten später fragte sich Jax, wie er überhaupt darauf gekommen war, Sasha seinen Brüdern offiziell vorzustellen. Er hätte auf Phoenix hören sollen. Er hatte ihm geraten, ihr das Frühstück auf seinem Zimmer servieren zu lassen und sich allein mit seinen Brüdern zu treffen. Phoenix hatte ihn gewarnt. Jetzt saà er am anderen Tischende und schaufelte stumm sein Frühstück in sich hinein. Aber Jax wusste genau, was er dachte. Bei der nächstbesten Gelegenheit würde er ihm mit Sicherheit zuraunen: »Ich habâs dir doch gesagt!«
Sasha sah unfassbar schön aus. Das blonde Haar fiel ihr glatt und seidig über den Rücken. Das Kleid schmeichelte ihrer schlanken Figur und der Ausschnitt war gerade so tief, dass sich die sanfte Wölbung ihrer Brüste erahnen lieÃ. Sie verbreitete ein strahlendes Leuchten und seine Brüder hatten nichts Besseres zu tun, als sich wie ein Insektenschwarm zu gebärden und pausenlos miteinander zu rangeln und zu streiten, um dem Licht möglichst nahe zu sein. Bis auf Phoenix, Mister Da-steh-ich-doch-drüber.
Unerschütterlich und schweigsam wie immer glitt Deacon um den Tisch und schenkte Kaffee und Orangensaft nach. Nur gelegentlich warf er Jax einen Blick zu, der eine stumme Bestätigung dessen war, was Jax dachte. Die ganze Veranstaltung war ein Debakel. Aber Deacon trug nicht gerade dazu bei, irgendetwas daran zu ändern.
Der Butler arbeitete für die Mephisto, um Demut zu üben, doch auch nach achthundert Jahren war Deacon weit davon entfernt, demütig zu sein. Er war stolz und fühlte sich allen anderen überlegen. Das galt ganz besonders für die Mephisto. Nie wurde er müde, ihnen irgendwelche Vorträge zu halten. Aber heute hielt er den Mund.
Es hätte ohnehin nichts genützt. Er und seine Brüder achteten sowieso nicht auf Deacons ständige Belehrungen. Selbst wenn er seine Brüder aufgefordert hätte, sich vor Sasha nicht wie ein paar Hornochsen aufzuführen, hätten sie nicht aufgehört. Je länger das Frühstück dauerte, desto lauter und unerträglicher wurden sie und desto stiller wurde Sasha.
Irgendwann drehte sie sich zu Jax um und fragte: »Gibt es bei euch eigentlich jeden Tag so gutes Essen?«
»Es gibt
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