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Am Anfang ist die Ewigkeit

Am Anfang ist die Ewigkeit

Titel: Am Anfang ist die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trinity Faegen
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»Es ist schon schlimm genug, dass ich dich überhaupt ertragen muss. Aber wenn du auch noch frech wirst, kannst du was erleben!«
    Â»Es tut mir leid, dass ich so eine Belastung bin, aber ich habe keine große Wahl. Können wir nicht wenigstens versuchen, miteinander auszukommen?«
    Â»Niemals! Immer, wenn ich dich anschaue, muss ich an meinen Bruder denken.«
    Â»Was hat er denn getan, dass du ihn so sehr hasst?«
    Â»Er wurde geboren! Er war so perfekt – das goldene Kind –, dass ich praktisch aufgehört habe zu existieren.«
    Dad hatte also nichts getan, womit er ihren Zorn verdient hätte. Sie war einfach wahnsinnig eifersüchtig, vollkommen paranoid und von Bitterkeit zerfressen. Sie war ein Opfer ihrer eigenen, völlig überspannten Gedankenwelt. Aber das war nicht alles. Weit jenseits ihres Hasses und ihrer Wut hatte sie etwas furchterregend Böses an sich, auch wenn Sasha es nicht genau benennen konnte.
    Â»Ich will dich nicht hier haben. Mir ist egal, was aus dir wird. Wenn du mir nur ein einziges Mal in die Quere kommst, landest du auf der Straße. Hast du das kapiert?« Als Sasha keine Antwort gab, trat sie noch näher und schrie: »Los, sag schon! Hast du das kapiert? «
    Â»Lass sie in Ruhe, Melanie«, mischte sich Tim ein, der an der Tür aufgetaucht war.
    Melanie wirbelte herum. »Du stellst dich auf ihre Seite? Gegen mich?«
    Â»Sie hat doch nur gesagt, dass du ihren Dad in Ruhe lassen sollst. Jetzt nimm deine Tabletten und halt die Klappe.« Er schaute Sasha an und ließ den Blick dann über die Klamotten, Bücher und Toilettenartikel gleiten, die überall auf dem Fußboden verstreut lagen. Schließlich richtete er die kleinen Äuglein auf seine Frau. »Entweder du behandelst sie anständig oder ich rufe diese Telefonnummer an, und zwar so schnell, dass dir schwindelig wird.«
    Â»Das würdest du nicht wagen!«
    Â»Wenn du dich da mal nicht täuschst. Ich würde dafür sorgen, dass sie dich einsperren und den Schlüssel wegwerfen.«
    Mit einer Miene, als würde sie jeden Augenblick explodieren, schob Melanie Tim beiseite und verließ das Zimmer.
    Sasha war neugierig geworden. Tim hatte Melanie eine solche Angst eingejagt, dass sie sie sogar in Ruhe ließ. Wen konnte er nur anrufen? Einen Arzt? Ein Irrenhaus?
    Mit einem leichten Kopfnicken drehte sich Tim um und ließ sie allein.
    Sasha schloss die Tür und begann, ihre Sachen aufzuräumen. Als sie fertig war, ließ sie sich auf einen alten Holzstuhl an einem kleinen Schreibtisch sinken und starrte die hässliche Tapete an. Sie hatte gewusst, dass es bei Dads Schwester hart für sie werden würde, aber dass es so schlimm kommen könnte, hätte sie sich nicht träumen lassen. Sie spürte, dass Melanie sie niemals akzeptieren, geschweige denn mögen würde. Am besten ging sie ihr so gut wie möglich aus dem Weg.
    Sasha schnappte sich ihren Rucksack, den Melanie in der Ecke übersehen hatte, und holte ihren Laptop hervor. Normalerweise öffnete sie immer zuerst ihre Facebook-Seite, aber heute nicht. Die Statusmeldungen der anderen würden sie nur runterziehen und über die Ravens wollte sie im Augenblick auch nichts lesen. Vermutlich war das Segelunglück bei den anderen im Moment das einzige Thema. Ob sie auch über Sasha sprachen? Ob sie sich fragten, warum sie heute nicht in der Schule gewesen war?
    Wahrscheinlich nicht. Marley, ihre beste Freundin, war kurz nach Dads Tod vor über einem Jahr nach Portland gezogen. Danach hatte Sasha zu niemandem mehr besonders engen Kontakt geknüpft. In St. Michael’s hatte sie zwar zu den coolen Schülern gehört, aber immer nur als Teil der Gruppe. Nach dem Mord an ihrem Vater hatte es eine Weile gedauert, bis ihr klar geworden war, dass sie irgendwie anders war. Das endlose Gerede über Musik und Klamotten und wer was gesagt hatte und wer keine Jungfrau mehr war oder heimlich auf dem Parkplatz Gras rauchte, war ihr nur noch sinnlos vorgekommen.
    Aber sie war keine Einzelgängerin. Also hatte sie sich aus Gewohnheit einfach an die Leute gehalten, die sie schon ihr Leben lang kannte. Wahrscheinlich hatte sie sich auch nur deshalb getraut, an der Versammlung der Ravens teilzunehmen. Es war eine seltsame Ironie des Schicksals, dass die Ravens nicht mehr da waren, um sie zu verraten. Aber es spielte sowieso keine Rolle mehr, schließlich war

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