Am Anfang ist die Ewigkeit
behauptet, dass die Erde dadurch lebenswerter würde.«
Jax runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Das ist eine Lüge, mit der sie die Leute ködern. Eryx will keine positiven Veränderungen. Er ist noch schlimmer als Luzifer. Der war ja ursprünglich ein Engel und wurde wegen seines Hochmuts aus dem Himmel geworfen. In seiner Seele schimmert wenigstens noch ein schmaler Lichtstreifen, eine schwache Hoffnung auf Erlösung. Eryx ist anders. Er kennt kein Erbarmen. Gott könnte ihn natürlich beseitigen, denn nichts und niemand ist mächtiger als Gott. Aber er mischt sich nicht ein. Die Welt ist das, was sie ist, und Eryx ist ein Teil dieser Welt.«
»Wer ist Eryx? Wo kommt er überhaupt her?«
Jax strich ihr eine Haarsträhne aus dem Mundwinkel. »Er ist der Sohn des schwarzen Engels, der die Aufgabe hat, die Seelen in die Hölle zu bringen. Vor tausend Jahren verliebte sich Mephistopheles in eine Anabo namens Elektra. Es war keine einfache Beziehung, denn die Anabo sind so etwas wie lebende Engel, während Mephistopheles im Dienste Luzifers steht. Er brachte Elektra auf eine kleine Insel im Nordatlantik und versteckte die Insel hinter einem zarten blauen Nebel, denn weder Gott noch Luzifer durften etwas von ihrer Liebe erfahren. Er nannte die Insel Kyanos, nach dem griechischen Wort für blau. Elektra gebar sieben Söhne. Eryx war der älteste.«
»Eryx hat Brüder ?«
Jax nickte, ohne weiter darauf einzugehen. »Je älter Eryx wurde, desto mehr war er von einer Idee besessen â dem Wunsch, von den Klippen von Kyanos zu springen, obwohl er wusste, dass er dabei sterben würde. Mephistopheles hatte seinen Söhnen verraten, dass sie zur Unsterblichkeit bestimmt waren und dass ihr Instinkt sie dazu zwingen würde, sich selbst zu töten, sobald sie erwachsen waren.«
»Wieso sollte der Instinkt jemanden in den Selbstmord treiben?«
»Nur so konnten sie unsterblich werden. Da ihre Anabo-Mutter jedoch sterblich war, befürchtete Eryx, dass er das Gute, das sie ihm und seinen Brüdern vererbt hatte, unweigerlich mit in den Tod reiÃen würde â dass die Unsterblichkeit ewige Dunkelheit über ihre Seelen bringen und dabei auch den kleinsten Lichtstrahl auslöschen würde. Er betete um Hilfe, aber weder Gott noch Luzifer wussten von seiner Existenz. Er bat seinen Vater, sich mit Luzifer auszusöhnen, jedoch ohne Erfolg. Mephistopheles erklärte Eryx, er solle unbesorgt sein, denn er würde auch in der Unsterblichkeit unverändert bleiben. Doch Eryx glaubte ihm nicht.«
Während sie mit dem Lift den Berg hinaufschwebten, fing es wieder an zu schneien. Sasha sah zu, wie eine Flocke nach der anderen auf Jaxâ Brille landete und schmolz.
»Je älter Eryx wurde, desto sicherer war er sich, dass er und seine Brüder unsterbliche Monster werden würden. Am Tag seines achtzehnten Geburtstags, als sich sein Todesinstinkt nicht länger unterdrücken lieÃ, beschloss er, Elektra zu töten. In ihrem Tod sah er die einzige Möglichkeit, Gott und Luzifer auf seine Brüder aufmerksam zu machen, denn er hoffte, dass er sie durch dieses Opfer retten konnte.«
»Er hat seine eigene Mutter umgebracht?«
»Ja, und anschlieÃend ist er von der Klippe gesprungen. Wie er befürchtet hatte, kehrte er als Unsterblicher ohne jedes Mitleid, ohne jedes Gewissen wieder. Seine Brüder hassten ihn für seine Tat, obwohl sie den Grund dafür kannten. Er verlieà die Insel Kyanos und suchte sich andere Gefährten. Er besaà eine besondere Ausstrahlung und merkte schnell, dass es Menschen gab, die sich ihm anschlieÃen wollten. Sie taten alles, was er von ihnen verlangte, nur um in seiner Gunst zu stehen. Sie vertrauten ihm sogar ihr Leben an und als er ihre Seelen verlangte, willigten sie sofort ein.«
»Was ist aus seinen Brüdern geworden?«
»Sie waren ebenfalls gezwungen, in den Tod zu springen. Doch weil Gott mittlerweile von ihrer Existenz wusste, segnete er jeden von ihnen vor dem Tod. Deshalb wurden sie nicht wie Eryx, als sie in die Unsterblichkeit eingingen.«
»Wo sind sie jetzt?«
»Luzifer hat sie beauftragt, gegen Eryx zu kämpfen. Sie sollen verhindern, dass die Hölle in seine Hände fällt. Wenn es so weit käme, würde Eryx den freien Willen nicht mehr respektieren. Er würde sich jede Seele schnappen, sobald sie ihre
Weitere Kostenlose Bücher