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Am Anfang ist die Ewigkeit

Am Anfang ist die Ewigkeit

Titel: Am Anfang ist die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trinity Faegen
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sterbliche Hülle verlässt.«
    Sasha ließ den Blick über die mit Schnee bestäubten Baumkronen bis hin zu den Steilhängen und Felsvorsprüngen wandern. Es war still. Der Schnee dämpfte jedes Geräusch, auch die Stimmen der Liftpassagiere vor und hinter ihnen. Nur das gleichmäßige Summen des Liftkabels war klar und deutlich zu hören. Und Jax’ tiefe Stimme, die ihr Dinge erzählte, die sie nicht glauben wollte. »Dir ist doch klar, dass sich das alles wie kompletter Schwachsinn anhört, oder?«
    Â»Ich wünschte, es wäre so.« Er blickte geradeaus. »Aber es ist alles wahr, Sasha. Eryx existiert. Er überlistet die Menschen, um ihnen ihre Seelen zu rauben. Wenn sie gestorben sind, lässt er ihren Geist mit seinem eigenen verschmelzen und wird dadurch immer stärker.«
    Â»Wenn er das schon seit tausend Jahren macht, muss er doch schon Millionen Seelen gesammelt haben. Wie viele braucht er denn noch?«
    Â»Sobald sich die Waagschale in seine Richtung neigt und er mehr Menschen auf seiner Seite hat als Gott, ist er stark genug, um es mit Luzifer aufzunehmen. Aber Millionen hat er noch lange nicht. Nicht einmal annähernd. Wenn eine Seele durch irgendetwas blockiert wird, kann er sie nicht zu sich nehmen. Deshalb hat Luzifer tief im Erdinneren einen Schacht gegraben und ihn mit der Dunkelheit der Hölle erfüllt. Wird eine von Eryx’ verlorenen Seelen in diesen Schacht geworfen, muss sie sterben, doch ihr Geist kann nicht entweichen. Eryx hat zwar in diesen tausend Jahren tatsächlich Millionen von Anhängern gefunden, aber die meisten verrotten im Inneren der Erde. Ihre Seelen sind für ihn unerreichbar.«
    Das Ganze kam ihr vor wie ein schlechter Horrorfilm. Sie musste unwillkürlich an Zombies und Gespenster denken. Sie konnte diese irre Geschichte beim besten Willen nicht mit der Realität vereinbaren, die sie kannte. »Und wie kommen die verlorenen Seelen in diesen Schacht, wenn er sich so tief im Erdinneren befindet?«
    Â»Der Eingang liegt versteckt auf der anderen Seite der Welt, an einem Ort, den kein Mensch jemals erreicht. Eine lange, steil abwärts führende Rinne führt direkt in den Schacht. Man nennt ihn die Hölle auf Erden. Angeblich überlebt niemand den Aufprall.«
    Â»Wer sagt das? Und wer bringt sie dorthin?«
    Er wandte sich ab und schaute auf die Berghänge und Täler hinunter, über die sie hinwegschwebten.
    Â»Jax?«
    Langsam, beinahe zögerlich, hob er den Kopf, drehte sich zu ihr und nahm die Sonnenbrille ab. »Ich.«
    Großer Gott! Vollkommen erschüttert schnappte sie nach Luft. » Du bist einer seiner Brüder?«
    Er nickte fast unmerklich.
    Da saß sie nun in ihrem Liftsessel und blinzelte die Tränen weg. Während sie das Gehörte verarbeitete, zählte sie eins und eins zusammen. »Das warst du in diesem Lagerhaus, nicht wahr? Du bist gekommen, um die Ravens in die Hölle auf Erden zu bringen, doch zufällig war ich auch da. Du hast mich halb tot aus Alex’ Armen gerettet und meine Verletzungen geheilt. Deshalb hatte ich nach dem Aufwachen keine Schürfwunden oder Blutergüsse mehr. Du hast Alex niedergestochen, damit er mich nicht zu Eryx bringen konnte. Er ist gar nicht von der Golden Gate Bridge gesprungen. Du hast ihn mitgenommen, richtig?«
    Er gab keine Antwort, sondern starrte sie nur aus seinen seltsamen Augen an.
    Â»Du arbeitest für Luzifer. Du bist ein schwarzer Engel!«
    Er blieb weiter stumm.
    Â»Bist du heute hier, um Brett mitzunehmen?«
    Â»Ich bin hergekommen, um dich zu finden.«
    Â»Wieso?«
    Â»Ich war zuerst in San Francisco, weil ich wissen wollte, ob es dir gut geht. Da habe ich erfahren, dass du nach Telluride gezogen bist.«
    Sie holte tief Luft und wandte den Blick wieder geradeaus. Bis zur Bergstation waren es höchstens noch fünf Minuten. »Kein Wunder, dass du so seltsame Augen hast.« Sie fühlte sich nach wie vor zu ihm hingezogen. Doch der Gedanke, dass er ein Geschöpf der Hölle war und Menschen umbrachte – selbst wenn es nur verlorene Seelen waren –, ließ ihre Haut unangenehm kribbeln.
    Sie rückte ein Stück von ihm ab und drückte sich an den Rand des Sessels. Sie hatte zwar keine Angst, aber ein Teil von ihm war ihr so fremd, dass sie nicht sicher war, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. »Was hast du mit den Ravens gemacht?

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