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Am Anfang war der Seitensprung

Am Anfang war der Seitensprung

Titel: Am Anfang war der Seitensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried
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die beiden sahen mich überrascht an.
    »So früh?« wunderte sich Friedrich und begrüßte mich mit einem flüchtigen Kuß. Auch Doro küßte mich zur Begrüßung.
    »Jetzt haben wir nur vier Pizzen, wie dumm. Soll ich noch mal losfahren?« haspelte sie. »Oder, nein, ich kann ja auch schon heimfahren.«
    »Auf keinen Fall, du ißt mit uns«, bestimmte ich. »Wie ist es euch denn ergangen?«
    »Sehr gut«, antwortete Friedrich, »Doro ist die perfekte Hausfrau und Mutter.«
    Doro errötete.
    »Übertreib nicht. Die Kinder waren so lieb, es war wirklich kein Kunststück.«
    Beim Essen benahmen sich Jonas und Lucy tatsächlich vorbildlich, so, als wollten sie mir zeigen, wie brav sie die ganze Zeit gewesen waren. Munter erzählte ich von meinen Erlebnissen, aber Friedrich war nicht sehr gesprächig. Er stellte ein paar höfliche Fragen, ich hatte nicht den Eindruck, daß es ihn interessierte. Doro entschuldigte sich bald, sie sei sehr müde.
    Jonas quengelte wegen des toten Vogels, und ich war dankbar, daß Friedrich ein Machtwort sprach: »Morgen wird der Vogel beerdigt. Das Ausstopfen überläßt du bitte Fachleuten!«
    Als die Kinder im Bett waren, kam Queen Mum aufgekratzt von ihrem Klassentreffen zurück.
    »Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie alt die alle geworden sind«, erzählte sie, »ich kam mir vor wie im Seniorenheim. Reden nur über ihre Krankheiten und darüber, wer alles gestorben ist. Nie wieder fahre ich zu so einem Treffen, das ist ja deprimierend.«
    Sie machte ganz und gar keinen deprimierten Eindruck, sondern schien im Gegenteil erleichtert, daß sie nicht so kränklich war wie ihre Altersgenossen. Sie fragte mich, ob ich es nett gehabt hätte, und es war offensichtlich, daß sie nicht mal mehr wußte, wo ich gewesen war.
    Ich war immer noch stinksauer auf sie und überlegte ständig, ob ich sie rausschmeißen sollte. Wenn sie so fit war, dann sollte sie doch selbst sehen, wo sie unterkam.
    Ich beschloß, die Entscheidung zu vertagen; ich wollte endlich mit Friedrich allein sein. Im Bett kuschelte ich mich an ihn.
    »Ich freue mich so, wieder daheim zu sein.«
    »Du warst doch nur zwei Tage weg.«
    »Kam mir aber viel länger vor. Außerdem reicht schon eine kurze Abwesenheit, daß man wieder Sehnsucht kriegt, zumindest bei mir ist das so.«
    Friedrich brummte etwas Unverständliches und gähnte.
    »Sei nicht böse, Anna, ich bin todmüde.«
    Er gab mir einen verrutschten Kuß auf den Mundwinkel und drehte sich um.
    So hatte ich mir das aber nicht vorgestellt! Ich war voller zärtlicher Gefühle, hatte Lust, mit ihm zu schlafen.
    Einen Moment zögerte ich, dann rollte ich auf seine Seite.
    Meine Hand wanderte über seinen Hintern und seine Hüften Richtung Leibesmitte. Dort fand ich normalerweise nach kurzen Bemühungen ein bereitwilliges Werkzeug vor.
    Nicht so heute. Schlapp und lustlos lümmelte sich sein Penis in meiner Hand.
    »Dann eben nicht«, schmollte ich und rutschte wieder zurück.
    Irgendwas piekte mich im Rücken. Ich fuhr mit der Hand zwischen Nachthemd und Laken. Was war denn das? Es fühlte sich an wie Krümel, nein, wie … Ruckartig setzte ich mich hoch und knipste das Licht an.
    In der Hand hielt ich kleine, weiße Papierkügelchen, offenbar aus Tempo-Taschentüchern gedreht. Ich kannte nur einen Menschen, der diese Angewohnheit hatte.
    Unwillig drehte Friedrich sich zu mir.
    »Was ist denn?«
    Stumm hielt ich ihm meine Hand mit den unterschiedlich großen, am einen Ende zipfelig gedrehten Kügelchen unter die Nase.
    »Wie kommen die denn hierher?« stammelte er.
    »Das wollte ich dich gerade fragen.« Meine Stimme krächzte unnatürlich.
    »Die hat sicher Jonas ins Bett gelegt, als kleinen Willkommensgruß.«
    Mechanisch stand ich auf und begann mich anzuziehen.

    »Was ist denn? Was machst du?« Erschrocken sah Friedrich mir zu.
    Ich konnte nicht sprechen. Ich nahm eine Reisetasche aus dem Schrank und begann, wahllos Kleider einzupacken.
    »Anna, hör auf, was soll das?«
    Friedrich sprang aus dem Bett, faßte mich bei den Schultern und schüttelte mich. Ich riß mich los, rannte ins Bad, raffte meinen Waschbeutel und meine Kosmetika zusammen, stopfte alles in die Tasche, lief die Treppe hinunter, schnappte mir die Autoschlüssel, und Sekunden später saß ich im Wagen.
    Ich drückte den Knopf für das automatische Garagentor; während es sich langsam öffnete, entrang sich mir ein Schrei. Ich ließ die Kupplung los, und das Auto machte einen Satz. Es gab ein häßliches,

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