Am Anfang war der Tod
weiß, dass sie alle weit entfernt wohnen, aber vielleicht hat ja doch einer was gesehen. Ich kümmere mich um die Zeitungsfritzen.“
„Bist du sicher? Ich habe deinen Blick gesehen. Jetzt werden die alten Sachen wieder aufgewühlt, und du hast das alles ja ziemlich persönlich genommen …“
„Martin, ich komme damit klar. Wir reden über eine Sache, die vor fünf Jahren passiert ist. Ich bin Polizist, das ist mein Job. Pass du lieber auf, dass hier alles seine Ordnung hat, Marty. Wir können es uns nicht leisten, auch nur den kleinsten Hinweis zu übersehen.“
Martin nickte. Jake ließ ihn stehen und überquerte die Straße, wo die uniformierten Beamten die Reporter zurückhielten.
„Ein Mord, stimmt das? Das Opfer ist eine junge Frau?“ rief Jayne Gray zu ihm hinüber. Sie arbeitete für eine örtliche Radiostation.
„Ich fürchte, Jayne, im Moment können wir noch nicht viel sagen. Wir haben die Leiche einer Frau gefunden, die offenbar schon seit einigen Wochen, vielleicht auch Monaten, tot ist. Sämtliche Vermutungen müssen noch verifiziert werden, aber sobald der Bericht des Gerichtsmediziners vorliegt, werden wir informiert werden. Und Sie können sicher sein, dass wir die Informationen, soweit wie möglich, an Sie weitergeben. Hier und jetzt gibt es wirklich nicht mehr zu sagen.“
„Aber Detective Dilessio, Sie werden uns doch sicher noch etwas mehr erzählen können“, warf Bryan Jay ein, ein hartnäckiger, untersetzter Mann von der Lokalzeitung. „Es handelt sich um Mord, oder? Sie haben das Opfer eines Verbrechens im Schlamm gefunden, abseits von der Straße.“
Einen Moment lang war er versucht, Jay eine schnippische Antwort zu geben. Aber nein. Sie hat beschlossen, sich hierhin zu legen und zu sterben.
„Mr. Jay, lassen Sie dem Gerichtsmediziner Zeit, seine Arbeit zu tun“, erwiderte Jake mit fester Stimme.
„Gerne“, konterte Jay trocken. „Dann erzählen Sie uns inzwischen was.“
„Ich habe bereits gesagt, dass es sich um die Leiche einer Frau handelt, Mr. Jay.“
„Ist das ein Einzelfall, oder glauben Sie, dass ein Serienkiller dahintersteckt? Sind die Umstände nicht so ähnlich wie bei dem ersten Mord vor fünf Jahren? Weist die Leiche Verstümmlungen auf?“
Jake beschloss, nicht auf Jays Mutmaßungen einzugehen. Sollte er doch denken, was er wollte.
„Leider ist das hier ein großer Bezirk. Da passieren jedes Jahr eine Menge Morde.“
„Trotzdem scheinen mir da einige Parallelen zu bestehen. Der Kerl, der damals behauptete, der Mörder zu sein, ist doch inzwischen tot, oder?“
„Ein Mann, der behauptet hatte, die Morde begangen zu haben, hat Selbstmord begangen, das ist richtig.“
„Aber der Fall ist nie offiziell abgeschlossen worden, nicht wahr?“
„Auch das ist richtig, Mr. Jay.“
„Die Polizei hat doch seinerzeit irgendeine Sekte hier in der Gegend ausgehoben. Zu den Verdächtigen gehörte, wenn ich mich nicht irre, Papa Pierre alias Peter Bordon. Doch der sitzt schon seit Jahren im Gefängnis, oder?“
Jake spürte, wie sein Blutdruck stieg. Er biss die Zähne zusammen und widerstand dem Wunsch, vorzutreten und Bryan Jay einen Faustschlag in sein selbstgefälliges, fleischiges Gesicht zu versetzen.
„Reden Sie schon, Jake!“ rief eine andere Frau.
Er kannte sie ebenfalls. Sie war Polizeireporterin bei einer Zeitung in Broward und musste sich ziemlich beeilt haben, um rechtzeitig hier zu sein.
„Peter Bordon sitzt in einem Bundesgefängnis. Wie jeder weiß, der sich mit diesen Dingen auskennt, ist er niemals wegen Mordes vor Gericht gestellt oder verurteilt worden“, gab er zur Antwort.
„Das stimmt. Ebenso wenig wie der durchgeknallte Kerl, der sich im Gefängnis umgebracht hat. Harry Tennant. Er war bloß ein obdachloser Drogensüchtiger. Er behauptete, der Mörder zu sein, aber das tun ja viele Verrückte, wenn es um sensationelle Mordfälle geht.“
„Wegen Mr. Tennants Tod konnten wir seine Geschichte nicht mehr nachprüfen, Mr. Jay.“
„Es spricht aber doch viel dafür, dass er kein Mörder gewesen ist, oder? Ihr habt die Spur einfach nicht weiterverfolgt, und jetzt sieht es so aus, als fängt der Killer wieder an.“
„Tut mir Leid, Mr. Jay, wir beschäftigen uns mit Tatsachen, nicht mit Vermutungen. Mehr kann ich Ihnen im Moment wirklich nicht sagen“, erwiderte Jake mit Bestimmtheit. Er bemühte sich um einen ruhigen Ton. „Wir leben in einem großartigen Land, und ich respektiere die Presse über alle Maßen. Aber
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