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Am Dienstag sah der Rabbi rot

Am Dienstag sah der Rabbi rot

Titel: Am Dienstag sah der Rabbi rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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Ich werd’s mit den anderen besprechen und ihnen mitteilen, was du gesagt hast. Wir machen dann schon das Richtige.»
    Am nächsten Tag aber stand ein neuer Tisch in der Rotunde. Er trug ein großes Plakat mit dem Bild eines übergroßen Baseballschlägers. UNTERSCHREIBT FÜR FINE! ER HAT FÜR EUCH GESCHLAGEN – JETZT SCHLAGT FÜR IHN!
    Hinter dem Tisch saß Nicholas Ekkedaminopoulos und forderte alle auf, die Eingabe zu unterschreiben. Alle, die ihn näher kannten, sogar seine Lehrer, nannten ihn Ekko. Er war älter als die meisten seiner Kommilitonen und hatte in der Army gedient. Von den anderen Studenten hob er sich ab, weil er glatt rasiert war – er war nicht nur bartlos, sondern hatte den ganzen Kopf kahl geschoren. Er erklärte es so: «Mein Alter ist kahl, mein Onkel ist kahl. Und jetzt werde ich kahl. Bei uns ist das erblich. Mein Alter kämmt sich die paar Haare, die er noch an den Seiten hat, quer über den Kopf und pappt sie fest. Mein Onkel ist ein fescher Mann mit einer hübschen Frau; er gibt ein Vermögen für Kuren und Öle und Cremes aus – und ist trotzdem kahl. Also sage ich mir: warum dagegen ankämpfen? Ergo hab ich alles abrasiert.»
    Roger Fine kannte ihn gut; sie waren gleich alt und hatten beide in Vietnam gekämpft. Sie waren Freunde geworden. Sie befassten sich gemeinsam mit der Anwerbung schwarzer Studenten, und Fine hatte ihn im Sommer nach Barnard’s Crossing eingeladen.
    Als er jetzt in die Rotunde kam, sah er das Schild und rannte wütend zu dem Tisch. «Verdammt, was ist denn hier los, Ekko? Wer hat das veranlasst?»
    «Mann, Rog, das ist offiziell von den Studenten-Aktivisten beschlossen worden.»
    «Komm mir nicht mit diesem offiziellen Mist, Ekko. Du weißt verdammt gut, dass die Studenten-Aktivisten nur aus dem halben Dutzend Leuten bestehen, das im Studenten-Ausschuss ist. Ich möchte wissen, wer dich dazu angestiftet hat. Al Herzog?»
    «Der Klugscheißer? Nie!» Ekko senkte die Stimme. «Es herrschen schlechte Zeiten, Rog. Vor drei Jahren, als ich noch Freshman war, konntest du für alles, was dir nur in den Kopf kam, eine Liste auslegen, und du hättest noch vor Ende der Lunchpause fünfhundert Unterschriften gehabt. Die haben nicht mal gelesen, was sie unterschrieben haben. Und heute sitzen wir hier seit dem Morgen und wollen Unterstützung für unser Programm und können von Glück sagen, wenn wir fünfzig Unterschriften kriegen. Sie haben alle Gründe, sich zu drücken. Gemischte Wohnheime? Die Mädchen sagen, sie könnten das nicht unterschreiben, weil das wie ein Eingeständnis aussehe, dass sie mit jedem ins Bett gingen. Sogar, wenn es um freiwillige Prüfungen geht. Da glaubst du, jeder müsse dafür sein; aber nein, sie sagen, wenn sie Examen machen müssen, warum nicht die anderen auch? Dann kommt die Verwaltung und setzt dich vor die Tür. Da haben wir uns gedacht: Jetzt haben wir unsere große Chance. Du hast viele Freunde in der Schule, und wir bekommen viele Unterschriften, dachten wir – ja, warum denn nicht – sollen sie doch gleich die Aktivisten-Resolution unterschreiben. Und es hat funktioniert!» Er sagte es triumphierend. «Ich sitze hier erst zwei Stunden und habe schon dreißig Unterschriften für deine Eingabe. Und sechs haben auch gleich für die Resolution unterschrieben.»
    Fine schüttelte verzweifelt den Kopf. «Auf den Gedanken, mich zu fragen, ehe du diese Eingabe gestartet hast, bist du nicht gekommen? Und dass es mir nicht in den Kram passt, kannst du dir auch nicht denken?»
    «Oje, Roger, wir dachten, du würdest dich freuen. Und wenn wir’s nicht gemacht hätten, hätte es der SDS gemacht. Vielleicht sogar die Spinner von Weathervane. Es muss dir doch lieber sein, wenn wir das machen, was?»
    «Ich will es aber nicht, Ekko. Ich will, dass damit Schluss ist.»
    «Okay, wenn du’s unbedingt willst. Aber einen Moment noch –» Er hielt einen Studenten fest, der mit einem Mädchen vorüberging. «He, Bongo! Komm und unterschreib die Eingabe für Professor Fine.»
    Roger Fine stürzte davon.
    9
    «Was hast du gegen John Hendryx, Dad?», fragte Betty Macomber. Es war der freie Abend von Mrs. Childs, und Betty räumte den Tisch ab, während er die Abendzeitung überflog.
    «Hendryx? Ach, der Neue aus der englischen Abteilung?»
    «Neu! Er ist seit zweieinhalb Jahren hier.»
    «Wirklich. Da sieht man wieder, wie die Zeit vergeht. Aber warum? Ich hab nichts gegen ihn.»
    «Warum ist er dann nicht Leiter der Abteilung geworden? Warum ist er

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