Am Dienstag sah der Rabbi rot
doch auf der Hand. Sie hat Sport studiert. Alle Turnlehrerinnen sind so. Ich möchte nur wissen, warum wir uns um halb drei an einem Freitag mit ihr treffen müssen.»
«Am Freitag, dem 13.», murmelte Yance Allworth.
«Weil das College am Freitag wie eine Geisterstadt ist. Außer uns ist kein Mensch da. Nur wir.»
«Und was für einen Druck können wir fünf schon groß ausüben?»
«Mehr, als wenn wir das Treffen am Montagmorgen stattfinden ließen, wie du das vorgeschlagen hast, Judy», erwiderte Selzer. «Da bekommen wir vielleicht fünfzig, höchstens fünfundsiebzig Studenten zusammen. Die Hanbury sieht auf den ersten Blick, dass wir nur eine Hand voll zur Unterstützung haben, und weiß von vornherein, dass sie die besseren Karten hat.»
«Woher weißt du, dass wir nur fünfzig auftreiben?», fragte O’Brien.
«Weil das zur Zeit einfach so ist», sagte Selzer. «Weißt du, wie viel Unterschriften wir für die Eingabe wegen Roger Fine bekommen haben? Einhundertneunzehn! In einer ganzen Woche lausige hundertneunzehn Unterschriften. Darum hab ich, als die Hanbury Freitagnachmittag vorgeschlagen hat, sofort zugestimmt, weil sie dann nicht merkt, wie wenig wir sind.»
«Wetten, dass wir verdammt viel mehr Stimmen bekommen würden, wenn wir uns mit den Weathervanes verbündet hätten?», sagte O’Brien.
«Die Weathervanes können mich mal», murmelte Allworth.
«Mich auch», stimmte Ekko zu. «Das ist eine Bande von ausgeflippten Wahnsinnigen, zu denen ich nicht mal im Stoßverkehr in die Straßenbahn einstiege.»
«Aber echte Revolutionäre», beharrte O’Brien.
«Lebende Leichname sind das!», schimpfte Ekko. «Also halb drei, Abner? Gut, dann bleibt es dabei. Hast du ihr gesagt, warum wir sie sprechen wollten?»
«Nein, aber sie weiß natürlich, dass es uns um Fine geht. Sie muss ja das Plakat in der Halle gesehen haben.»
«Ich hab euch doch gesagt, dass Roger gegen unsere Aktion ist.»
«Roger Fine kann mich mal», sagte Allworth.
«Stimmt», Selzer nickte. «Aber wir machen das ja auch nicht für Fine. Er ist nur ein Demonstrationsbeispiel. Uns geht es um das Prinzip.»
«Ganz richtig», stimmte ihm Judy zu. «Wenn sie jeden Lehrer feuern, der auf unserer Seite steht, wie sollen wir uns dann im College durchsetzen?»
Sie redeten noch lange ergebnislos weiter, bis es Zeit zum Aufbruch wurde. Ekko begleitete sie hinaus, nahm sich aber Selzer auf dem Treppenabsatz zur Seite.
«Ich wollte das nicht vor den anderen sagen, aber Roger hat sich über die Eingabe ganz schön aufgeregt und noch mehr über das Treffen mit Millie. Er hat schon gekündigt, verstehst du.»
«Gekündigt? Was, zum Teufel –»
«Er musste. Er sagt, sie hätten ihn in der Hand. Er hätte einen Kündigungsbrief schreiben müssen, den Millie in ihrem Safe eingeschlossen hat. Ich sollte das niemand weitererzählen, aber nach dem Treffen eben hab ich das Gefühl, wir lassen es besser langsam angehen. Weißt du, wir halten es ganz generell. Es kann uns sonst leicht passieren, dass wir als die Blamierten dastehen.»
«Hm.» Das Räderwerk in Selzers Kopf begann sich zu drehen, als er seine Strategie überdachte. Dann sah er Ekko zweifelnd an. «Ich weiß nicht. Vielleicht sollten wir abwarten, bis sie damit rausrückt, und dann sagen, wir wissen es schon, haben aber das Gefühl, er wäre dazu gezwungen worden.»
«Ich meine immer noch –»
Selzer fühlte sich als Führer angezweifelt. «Was ist, willst du es lieber übernehmen, Ekko?»
«Nein. Ich möchte nur nicht, dass Rog es am Ende ausbaden muss.»
«Reg dich nicht auf. Ich hab von Anfang an höchstens mit unentschieden gerechnet.»
«Wie meinst du das?»
«Dass wir bei Fine den Kürzeren ziehen, aber dafür bei seinem Nachfolger ein Mitspracherecht kriegen.»
«Ja. Aber denk dran.» Ekko drehte sich um, sagte dann aber noch: «Du, weiß sonst noch jemand von dem Treffen?»
«Ich hab niemand was gesagt. Warum?»
«Weil ich es nicht gern hätte, wenn sich diese Weathervane-Spinner plötzlich einmischten. Dean Hanbury würde das bestimmt ausnutzen, und dann ist Roger endgültig weg vom Fenster.»
«Wer sollte es ihnen sagen?»
«Ach, Mike redet andauernd davon, wie die Weathervanes dies und jenes machen würden, und dann hab ich ihn mit dieser Aggie gesehen.»
Selzer überlegte kopfschüttelnd. «Nee, Mike nicht. Der quatscht nur viel. Das ist der Ausgleich für die Establishmentklamotten, die er in der Bank tragen muss.» Er lachte und polterte hinter den
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