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Am Dienstag sah der Rabbi rot

Am Dienstag sah der Rabbi rot

Titel: Am Dienstag sah der Rabbi rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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Studenten, die in unflätigen Ausdrücken mit ihrem Dean redeten – einem weiblichen Dean noch dazu – und das für selbstverständlich hielten.
    Gelegentlich fühlte sich Matthew Rogers durch die aristokratische Kühle seines Untergebenen in die Verteidigung gedrängt, und darum sagte er nun gefühlsbetonter als sonst: «Diesmal ist es anders, Brad. Ich weiß, du meinst, diese Studentenkrawalle gehen uns nichts an, und ich stimme dir da zu: aber diesmal geht es um Brandstiftung, und Brandstiftung ist ihrem Wesen nach kein hausinterner Sport mehr.»
    «Das stimmt natürlich.»
    «Und dann ist der Mann getötet worden.»
    «Ja, das scheint aber ein Unfall gewesen zu sein.»
    Nun wurde Rogers trotzig. «Ich halte es auch für politisch wichtig. Ich glaube, wir sind an einem Wendepunkt, Brad. Ich glaube, die Leute sind es verdammt leid, dass diese verdammten radikalen Studenten einfach machen, was sie wollen. Und wenn ich jetzt durchgreife, werde ich vielen damit einen Gefallen tun.»
    Ames lächelte. «Hast du vor, für das Amt des Attorney General zu kandidieren?»
    «Ich habe es erwogen», sagte Rogers gelassen.
    Ames erkannte, dass es ihm damit ernst war.
    «Wir haben nicht sehr viel vorzubringen, ist dir das klar? Die Studenten sagen, sie hätten nichts mit dem Bombenanschlag zu tun.»
    «Natürlich.»
    «Viele Beweise, dass sie es doch waren, haben wir nicht. Wenigstens nichts, was vor Gericht stichhaltig wäre.»
    «Und wie steht’s damit, dass einer von ihnen auf und davon ist?»
    «Nicht mal das wissen wir», erwiderte Ames. «Er kann einfach fortgegangen sein, wie das heute viele junge Leute machen.»
    «Und wie steht es mit der Zeit?», fuhr Rogers beharrlich fort. «Dean Hanbury sagt, sie sei gegen Viertel vor drei aus dem Büro gegangen. Die jungen Leute geben zu, bis drei Uhr geblieben zu sein. Ein paar Minuten später geht die Bombe hoch. Wer soll es denn sonst gewesen sein?»
    «Der Hausmeister hat ausgesagt, die Türen des Gebäudes wären nicht abgeschlossen gewesen. Jeder hätte hereinkommen können. Es könnte eine ganz andere Studentengruppe gewesen sein. Soweit ich weiß, gibt es wenigstens ein halbes Dutzend radikaler Schattierungen.»
    «Wie ist das, haben wir genug, um sie festzuhalten?»
    Ames ließ sich nicht festlegen.
    «Das hängt wahrscheinlich davon ab, wer für sie auftritt und welchem Richter sie vorgeführt werden. Sullivan, zum Beispiel, würde sie schon wegen ihres Aussehens und ihrer Kleidung in Haft behalten.»
    Rogers nickte. «Dann richte es so ein, dass sie vor Sullivan oder noch besser, vor Visconte erscheinen. In der Zwischenzeit setze ich so viele Leute zur Ermittlung an, dass er sie festhalten muss.»
    «Gut.»
    «Und sie sollen in Haft bleiben, Brad. Keine Kaution!»
    «Hör mal, Matt! Darauf lässt sich nicht mal Sullivan ein.»
    «Warum nicht? Es ist doch wohl Mord, wie? Wenn jemand bei der Ausführung einer strafbaren Handlung einen Menschen tötet, ist das wohl Mord ersten Grades oder nicht? Ein Bombenattentat ist eine strafbare Handlung, ja? Wenn ein Professor dabei umkommt, ist es Mord. Steht das im Gesetz oder nicht?»
    Ames wehrte ab. «So einfach ist das nicht, Matt. Das Grundprinzip ist, dass man in einem solchen Fall die Tötungsabsicht nachweisen muss. Und die Tötung muss so eng mit der strafbaren Handlung verbunden sein, dass es sich um ein und dieselbe Tat handelt. Ein zeitliches Zusammentreffen allein reicht nicht aus. Als die Tat geschah, war es Freitagnachmittag, an dem das Haus gewöhnlich leer ist, und das Opfer befand sich in einem anderen Raum.»
    «Das kann der Strafrichter entscheiden, Brad.»
    «Ja», gab Ames zu, «aber diese jungen Leute sind im College. Wenn wir sie ohne Gewährung einer Kaution festhalten, verpassen sie ihre Vorlesungen.»
    Matthew Rogers hieb mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. «Also, wenn du mich fragst, dann haben Studenten, die ihr College in die Luft sprengen wollen, wenig Interesse an ihren Vorlesungen. Ich will, dass diese jungen Schurken in Haft bleiben, verstehst du? Wir gehen von gegensätzlichen Standpunkten aus. Wenn ihre Anwälte sie gegen Kaution freibekommen, muss ich das hinnehmen, aber ich werde den Teufel tun, ihnen auch noch zu helfen. Ich bin gegen eine Kaution. Und wenn der Richter sich mir da nicht anschließt, musst du die höchstmögliche Kaution fordern.»
    «Wenn du es so handhaben willst.»
    «Ja, das will ich», sagte Matthew Rogers.
    «Hör mal, Matt.» Ames war nun ganz ernst. «Alles

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