Am Ende bist du mein
Craig befreundet – in dem Sommer, als er und Adrianna sich getrennt hatten. Sie wollte ihn heiraten und hat behauptet, ein Kind von ihm zu erwarten.»
«Craig hätte niemanden außer Adrianna geheiratet. Das hätte Frances nie gestattet. Craig wollte wieder mit Adrianna zusammen sein. Er liebte meine Tochter.»
«Und doch hat es später noch Rhonda Minor gegeben.»
Das tat Mrs. Barrington mit einer abfälligen Handbewegung ab. «Was soll das alles, Detective Hudson? Warum kommen Sie nicht zum Punkt?»
Gage versuchte, die Begriffe fragil und knallhart miteinander zu vereinbaren, was ihm nicht gelang. «Kelly Jo und Rhonda wurden ermordet, Mrs. Barrington. Für eine Weile dachte ich, dass Craig der Mörder gewesen sein könnte, doch ich habe mich geirrt.»
Das ließ Mrs. Barrington sich eine Weile durch den Kopf gehen, ohne auch nur den Hauch eines Erschreckens oder Entsetzens zu zeigen.
«Kürzlich wurde nämlich noch eine Frau ermordet», fuhr Gage schließlich fort. «Und zwar auf die gleiche Art wie die beiden anderen. Ihr Name war Tammy Borden. Das ist die Frau, die in Craigs Wagen gerast ist.»
«Die Betrunkene», sagte Mrs. Barrington verächtlich. «Ich erinnere mich an sie. Ich war bei der Gerichtsverhandlung.»
Gage holte tief Luft. «Meine Kollegen sind der Ansicht, dass Adrianna die Hand mit im Spiel gehabt haben könnte.»
Das quittierte Mrs. Barrington mit schallendem Gelächter. «Adrianna? Adrianna bringt niemanden um.»
«Wie können Sie da so sicher sein? Immerhin hatte sie bei allen dreien ein Motiv.»
«Adrianna hätte nicht gemordet, um Craig zu behalten.» Mrs. Barrington stieß einen langen Seufzer aus. «Ich weiß nicht einmal, ob sie ihn wirklich heiraten wollte. Frances und ich mussten sie überreden, nach der Trennung zu Craig zurückzukehren. Aber ich fürchte, wäre sie nicht schwanger geworden, sie wäre nicht bei ihm geblieben.»
Es kostete Gage alle Kraft, ruhig zu bleiben. Frances Thornton und Margaret Barrington hatten sich indirekt auch in sein Leben eingemischt …
«Adrianna wollte Sie.»
Gage zuckte zusammen und glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Doch dann sah er Margaret Barringtons Blick, voller Triumph, weil sie ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte.
«Vielleicht hätten Sie ja gemordet, um Ihre Pläne für Adrianna durchzusetzen», sagte Gage und bemühte sich um eine neutrale Miene.
«Das ist durchaus möglich», erwiderte Margaret Barrington ungerührt. «Aber ich habe es nicht getan.»
«Kommt Ihnen sonst jemand als Täter in den Sinn?»
Mrs. Barrington zögerte. «Nein, mir fällt niemand ein.»
«Denken Sie gut nach», forderte Gage sie auf und wandte sich zum Gehen. «Es könnte nämlich sein, dass der Mörder es als Nächstes auf Ihre Tochter abgesehen hat.»
Vierundzwanzig
Freitag, 6. Oktober, 19.00 Uhr
Vor ihrer Ankunft im Madison-Hotel rief Adrianna Cary an und fragte, ob irgendwelche Presseleute das Hotel belagerten. Carry meinte, anfangs seien welche da gewesen, aber inzwischen habe der Sicherheitsdienst des Hotels für deren Verschwinden gesorgt. Um kein Risiko einzugehen, beschloss Adrianna, das Hotel durch den Hintereingang zu betreten.
Bis auf Kingsley Willard, Cary und weitere Hotelangestellte war der Ballsaal noch leer. Zufrieden ließ Adrianna den Blick über die mit schwarzem Stoff bespannten Wände wandern, vor denen die an fast unsichtbaren Drahtfäden befestigten Gemälde zu schweben schienen.
Adrianna hatte sich für ein schwarzes Kleid mit Neckholder entschieden, zu dem sie ein weißes Perlenhalsband trug und schwarze Pumps mit neun Zentimeter hohen Absätzen. Auf die Weise würde sie die meisten Gäste überragen und hoffentlich auch ein wenig einschüchtern, sodass sie eifrig boten.
Cary machte eine letzte Inspektionsrunde und gesellte sich dann zu Adrianna. «In fünf Minuten geht’s los», schnaufte sie kurzatmig und drückte sich eine Hand auf den Bauch.
«Fühlen Sie sich nicht gut?», fragte Adrianna besorgt. «Warum gehen Sie nicht nach Hause und legen sich hin?»
«Kommt nicht in –», begann Cary, hielt inne und krümmte sich leicht. «Aber falls ich doch früher verschwinden muss, übernimmt eine sehr patente junge Frau – Jessie Hudson ist ihr Name. Sobald ich sie sehe, stelle ich sie Ihnen vor.»
Jessie Hudson, dachte Adrianna. Wie klein doch die Welt in Richmond war. «Fahren Sie heim», drängte sie Cary. «Oder möchten Sie Ihr Kind während einer
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