Am Ende bist du mein
Geschichte.»
«Warum haben Sie sich für den Kauf entschieden?»
«Großartiges Stück Land. Eins-a-Lage am Fluss. Besser kann’s gar nicht sein.»
«Soweit ich weiß, haben Sie ein erstes Angebot schon vor dem Tod von Craig Thornton abgegeben.»
«Warum denn nicht? Ich lese ja die Zeitung. Thornton lag im Koma. Hoffnungsloser Fall. Hab mich ein bisschen umgehört und erfahren, dass es keine Angehörigen gibt. Dass die junge Ehefrau alles erben wird, die aber nicht an der Familiengeschichte hängt. Teures Pflegeheim und jede Menge Schulden. Nur dass sie nicht verkaufen konnte, solange ihr Mann noch lebte.»
«Und dann ist er gestorben. Einen Monat nach ihrem Angebot.»
«Ein Glück für alle.»
«Behalten Sie das Haus?», erkundigte sich Vega.
«Wenn es nach mir ginge, würde alles platt gewalzt. Aber meine Frau möchte es restaurieren lassen. Sie träumt von einem Porträt in
House and Garden
.» Mazur richtete seinen speckigen Gürtel, und Gage registrierte die manikürten Hände, die so ganz im Widerspruch zu der Kleidung standen. «Aber in dem alten Haus zu wohnen, würde auch mir ein Gefühl der Befriedigung verschaffen.»
«Wieso das?»
«Na, ist doch klar. Armer Junge aus dem Süden von Chicago, der es zu was gebracht hat. Wohnt in einem vornehmen alten Kasten und hat eine heiße junge Frau. Vielleicht nenne ich den Laden um und gründe eine eigene Dynastie.»
Gage konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. «Klingt, als hätten Sie für alten Reichtum nicht viel übrig.»
«Da scheiß ich drauf. Alles, was ich habe, verdanke ich mir selber. Mir hat niemand was geschenkt, einschließlich meiner Eltern.»
Als die Sonne hinter dem Bäumen verschwand, stellten die Polizisten generatorbetriebene Scheinwerfer auf. Tess rieb sich den schmerzenden Rücken und hörte, wie ihr Magen knurrte.
Seit Stunden hatte sie neben Alex gehockt und die Erde durchsiebt, die er abgetragen hatte. Den Kopf und einen Teil des Rumpfes hatten sie mittlerweile freigelegt. Jetzt sah es aus, als ruhe das Skelett auf einem Podest aus Erde.
Der restliche Körper hatte sich zersetzt, auch das wussten sie inzwischen. Kopf, Schultern und Rumpf hatte Alex ausgiebig studiert und die Theorie geäußert, dass die Leiche ausgestreckt begraben worden war, nur die linke Hand lag auf der Brust, und der Schädel war nach rechts gedreht.
Tess stemmte sich hoch und dehnte ihren Rücken. Missmutig sah sie zu, wie Alex sich noch einmal über den Schädel beugte. Die langen Stunden in der Grube schienen ihn belebt zu haben, wohingegen sie das Gefühl hatte, ihre Kraft sei restlos aufgezehrt.
Am liebsten hätte sie sich zu ihrem Van geschlichen, sich in der kleinen Kaffeemaschine einen Becher heißen Kaffee gemacht und wenigstens ein paar Kräcker verdrückt. Aber eher hätte sie sich die Zunge abgebissen, als zuzugeben, dass sie mit Alex nicht mithalten konnte.
«Vielleicht sollten wir eine Pause einlegen», sagte Alex wie von ungefähr, den Blick auf die Knochen gerichtet.
Na großartig, dachte Tess. Der Typ war anscheinend auch noch Gedankenleser. Noch ein Punkt gegen ihn. «Nicht nötig, fühle mich topfit.»
«Aber ich komme um vor Hunger.» Alex legte seine Kelle ab, betrachtete noch einmal den Schädel und rappelte sich auf.
Wie aufs Stichwort knurrte Tess’ Magen vernehmlich. «Wie du willst. Aber der nächste Lebensmittelladen ist zehn Meilen entfernt.»
«Wer redet denn von so was? Ich habe alles in meiner Kühltasche.»
Tess war beeindruckt. «Du denkst wohl an alles», entgegnete sie spöttisch.
«Meistens.» Alex schmunzelte vor sich hin.
Schweigend gingen sie zu seinem Wagen. Er öffnete den Kofferraum. Hübsch nebeneinander befanden sich dort eine zusammengerollte Decke, die Kühltasche, ein ordentlicher Stapel Kleidungsstücke zum Wechseln, Landkarten und ein Sortiment Taschenlampen. «Hast du für eine Zeltreise gepackt?», fragte Tess.
«Eigentlich nicht.» Alex griff an ihr vorbei nach der Kühltasche.Seine Schulter streifte ihren Arm. «Ich weiß nur nie, wie lang so was dauert.»
«Falls du noch einen Kaffee magst, im Van hab ich eine Maschine.»
«Was für eine schöne Idee.»
Gleich darauf stiegen sie hinten in den Van. Der Innenraum war knapp zwei Meter breit und sechs Meter lang. Er sah aus wie eine kleine Kommandozentrale, mit Schränken an beiden Seiten, zwei Klappstühlen, einem Tisch, um Beweismaterial zu sichten, und einem Monitor an der Rückwand der Fahrerkabine.
Tess sah zu, wie Alex das
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