Am Ende bist du mein
ungültig.»
«Es wird trotzdem so lang dauern, bis wir fertig sind.»
Zorn blitzte in ihren Augen auf. «Gut, dann schalte ich meinen Anwalt ein. Er wird dafür sorgen, dass ihr nicht trödelt.»
Erstaunt sah Gage sie an. Sicher, sie hatte einiges mitgemacht, doch aus der unbeschwerten Person, die die Welt mit großen unschuldigen Augen betrachtet hatte, war offenbar eine entschlossene, tatkräftige Frau geworden. Jemand, der gelernt hatte, die Ärmel hochzukrempeln und zu kämpfen. Aber bitte, ihm konnte das nur recht sein. So musste er sie zumindest nicht mit Samthandschuhen anfassen.
«Sag mir lieber, wer da draußen in der Grube liegt.»
Adrianna seufzte. «Wie oft soll ich noch erklären, dass ich das nicht weiß?»
«Und doch hast du das Land mit Radar absuchen lassen. Warum?»
«Herrgott nochmal, Hudson. Ich wollte vorsichtig sein. Ich hatte Angst, dort könnte etwas sein, das den Verkauf gefährdet. Was willst du denn noch hören?»
«Vielleicht hast du ja doch mit einer weiteren Leiche gerechnet.»
«Nein! Ich hatte nicht mal den Hauch einer Ahnung.»
Gage studierte ihre Miene. «Warum fällt es mir nur so schwer, das zu glauben?»
Adrianna zuckte mit den Schultern. «Vielleicht, weil du paranoid bist?»
«Dafür werde ich bezahlt.»
Wie Kampfhähne standen sie sich gegenüber, zwischen ihnen eine immer breiter werdende Kluft. «Falls dir doch noch was einfällt, rufst du mich an.»
Adrianna machte eine ungeduldige Handgeste. Wieder sah Gage den goldenen Ring mit dem Diamanten aufblitzen. «Ich fliege nach New York. Dort berate ich eine gute Kundin. Der Termin ist am Freitag, falls es dich interessiert.»
«Ich fürchte, den musst du absagen.»
Ihr Blick wurde verächtlich. «Immer hast du eine geheime Agenda. Selbst hinter meinem Mann bist du her gewesen. Er hat mir gesagt, wie erpicht du darauf warst, ihn zu belasten. Vielleicht hast du das ja sogar jetzt noch vor.»
Bisher war alles Geplänkel gewesen, dachte Gage, doch jetzt packte ihn kalte Wut. «Zu belasten? Dein Mann hat sich geweigert, meine Fragen zu beantworten, und das ist etwas, das ich auf den Tod nicht leiden kann. Und falls du glaubst, du kannst es wie er machen, wirst du dich wundern, wie schnell ich hinter
dir
her sein werde.»
Adrianna betrachtete ihn eisig. «Halte dich an die Regeln, Hudson. So wie ich auch.»
«Und welche Regel hat dich dazu gebracht, das Land mit Radar absuchen zu lassen?»
«Das habe ich bereits erklärt.»
«Nur dass ich dir nicht glaube.»
«Glaub, was du willst.» Adrianna wandte sich um.
Gage packte ihren Arm. «Wenn du einen guten Rat hören willst, dann machst du jetzt reinen Tisch.»
Adrianna befreite ihren Arm. «Ich habe dir nichts zu sagen.»
«Du schützt deinen Mann, gib es doch zu.»
«Was für ein Unsinn!» Adrianna warf einen Blick auf ihren Ehering. «Warum gehst du nicht einfach?»
«Okay», sagte Gage. «Aber ich komme wieder. Lauf ruhig vor der Vergangenheit davon, aber mach dir nichts vor – irgendwann holt sie dich ein.»
Sieben
Dienstag, 26. September, 14.15 Uhr
Als Alex Butler den Anruf von Gage Hudson erhielt, war er seit sechzehn Stunden auf den Beinen. Einen großen Teil der Zeit hatte er im Obduktionssaal verbracht. Sein Nacken war steif, und seine Füße taten weh.
War nicht zu ändern, dachte er, und sich deswegen zu grämen wäre reine Zeitverschwendung. Gegen die Schmerzen konnte er nichts machen, aber zumindest gegen seinen Hunger konnte er was unternehmen. Auf dem Weg zu den Thorntons deckte er sich mit sechs Putenbrust-Sandwiches ein, dazu ein paar Flaschen Wasser und ein halbes Dutzend Äpfel. Zwei der Sandwiches verschlang er auf der Stelle; den Rest steckte er in die Kühltasche in seinem Wagen. Ein Skelett freizulegen dauerte eine Weile, aber wenigstens würde er jetzt nicht von Hunger und Durst abgelenkt.
Butler war hochgewachsen und schlank, mit braunen Augen, dichtem blondem Haar und geschmeidigen Bewegungen. Er war dreiunddreißig Jahre alt, doch die meisten hielten ihn für jünger. Zu jung für sein Amt. Aber Butler war sein Leben lang zu jung gewesen, damals als er mit vierzehn die Highschool abgeschlossen hatte, mit achtzehn sein Medizinstudium und mit zwanzig seine Promotion in Anthropologie. Es war das Kreuz, das er zu tragen hatte.
Auch seine Intelligenz stieß anderen auf, machte sie befangen oder neidisch, da mochte er noch so freundlich und bescheiden auftreten. Tatsache war, dass er die meisten Menschen einschüchterte und im
Weitere Kostenlose Bücher