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Am Ende bist du mein

Am Ende bist du mein

Titel: Am Ende bist du mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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er nicht kannte. Die Frauen waren alle etwa in einem Alter und schienen wohlhabend zu sein, doch Adrianna stach hervor, wirkte lebendiger und sprühender. Gage überflog den dazugehörigen Artikel. Es ging um ein Treffen von Adriannas Spendenkomitee.
    Er vertiefte sich in den Anblick des Fotos. Es dauerte nicht lang, und seine Sehnsucht wurde übermächtig. Wie oft hatte er sich gesagt, er sei über sie hinweg und die Affäre nur ein Teil seiner Vergangenheit. Aber von wegen. Er hatte sie nur wiedersehen müssen, und schon hatten seine Gefühle ihm bewiesen, dass er gar nichts hinter sich gelassen hatte.
    «Scheiße», murmelte er und schob die Zeitung weg.
    Die Hintertür flog auf, und Travis erschien auf der Schwelle. Er trug Jeans und ein T-Shirt der Feuerwehr von Richmond. Gage roch den Rauch, der noch in der Kleidung steckte, und sah die dunklen Ringe unter den Augen seines Bruders.
    Travis grummelte einen Gruß, lief zum Kühlschrank, zog eine Bierflasche hervor, trank wie ein Verdurstender und stellte die Flasche mit einem zufriedenen Seufzer ab.
    «Schlimmen Tag gehabt?», erkundigte sich Gage. «Das kannst du laut sagen. Wir hatten ein Feuer in Blackwell. Drei Kinder haben wir aus den Flammen geholt, allerdings mit Verbrennungen dritten Grades.»
    Gage schwieg. Was konnte er dazu auch sagen?
    Mit rußigen Fingern fuhr Travis sich durch die Haare. «An manchen Tagen hasse ich meinen Job.»
    Gage griff nach seiner Flasche. Sein Blick wanderte zu dem Zeitungsfoto. «Wem sagst du das?»
    «War Jessie gestern Abend hier?»
    «Ja. Mitsamt Wäschesack. Die Sachen sind noch im Trockner. Irgendwann will Jessie wiederkommen, um sie abzuholen. Sie hat den halben Kühlschrank leer gegessen.»
    Lachend trat Travis ans Spülbecken und wusch sich die Hände. «Also geht’s ihr gut.»
    «Scheint so.»
    Stille breitete sich aus. Über Jessies Entführung sprachen sie nur selten, doch sie stand immer im Raum, wie ein Gespenst, das fortwährend im Hintergrund spukte.
    «Glaubst du, sie hat es vergessen?», fragte Travis schließlich.
    Gage spürte, wie ihn die altbekannte Wut übermannte. «Ich glaube, dass sie sich an vieles nicht mehr erinnert», sagte er gepresst. «Dafür hatten die Drogen gesorgt.»
    Travis betrachtete seine schwieligen Hände. «Ihre Lebensweise beeinträchtigt es jedenfalls nicht.»
    «Nein. Nur ich muss ständig daran denken.»
    «Geht mir genauso.» Travis schaute Gage an. «Obwohl sie immer sagt, es sei nicht unsere Schuld gewesen.»
    «Das sagt sie aus Nettigkeit.» Gage stand auf. «Es war meine Schuld, und ich werde mir das nie verzeihen.»
     
    Craig drückte sich in eine dunkle Ecke und beobachtete die Kirche gegenüber. Der Abend war kühler, als er erwartet hatte, und er wünschte, er hätte seinen Blazer aus dem Wagen mitgenommen. Am liebsten wäre er noch einmal zurückgelaufen, doch das war ihm zu riskant. Das Treffen derAnonymen Alkoholiker war gleich vorüber, und er wollte die Frau nicht verpassen.
    Wie gebannt stierte er auf die Kirchenpforte und rieb sich die Arme. Fünf Minuten später öffnete sich die Tür. Eine Gruppe von Männern und Frauen kam heraus. Einige blieben stehen und zündeten sich eine Zigarette an. Ein anderer lief zu einem Minivan hinüber. Die Frau, auf die er wartete, gehörte zu den Rauchern.
    Sie stand im Licht einer Straßenlampe, mit gekrümmten Schultern, und sog gierig an ihrer Zigarette. Selbst aus der Distanz glaubte Craig das Zittern ihrer Hand zu erkennen. Aber die Ärmste hatte ja auch eine schlimme Zeit hinter sich. Zwei Jahre hinter Gittern, in denen sie um zehn Jahre gealtert war. Und der Suff machte den Menschen auch nicht gerade schöner.
    Er sah zu, wie sie paffte. «Los, Schlampe», murmelte er. «Sieh zu, dass du endlich fertig wirst.»
    Die anderen traten ihre Zigaretten aus und machten Anstalten, zu ihren Autos zu gehen. Eine Frau drehte sich nochmal um und fragte: «Was ist, Tammy, kommst du nicht?»
    Tammy deutete auf ihre Zigarette. «Kann ich nicht mal zu Ende rauchen?»
    Die Frau zuckte die Achseln. Sie trug ein T-Shirt , auf dem «Klugscheißer» stand. «Ich muss losfahren. Du willst doch sicher nicht allein durch die Dunkelheit laufen.»
    Mürrisch entgegnete Tammy: «Mach dir um mich keine Gedanken.»
    Die Frau zögerte. «Du kommst also nicht.»
    «Nein, Jeannie», sagte Tammy ungeduldig, als wollte sie die andere loswerden. «Ich möchte einfach noch ein bisschen hier stehen und in Ruhe rauchen.»
    Die anderen riefen sich

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