Am Ende bist du mein
und Schutzbrillen.
Als Tess die Tür öffnete, sahen sie auf. «Was machst du denn hier?», begrüßte Alex sie.
Sie wurde verlegen.
Ich habe kein Privatleben
. «Ich wollte nur fragen, ob du schon etwas über das unbekannte Mordopfer von dem Thornton-Friedhof weißt.»
Alex richtete sich auf und dehnte seinen Rücken. «Alles, was ich weiß, habe ich Hudson schon erzählt.»
«Oh», sagte Tess und wandte sich zum Gehen. «Na ja, dann.»
«Was genau wolltest du denn wissen?», fragte Alex einen Hauch freundlicher.
Tess drehte sich um. «Irgendetwas ist mir beim Freilegen aufgefallen und spukt mir durch den Kopf, aber ich kann es nicht benennen. Deshalb würde ich die beiden Skelette gern einmal nebeneinander sehen.»
Alex schob seine Schutzbrille hoch und bedachte sie mit einem seiner unergründlichen Blicke. Tess wünschte, sie hätte ein paar Donuts mitgebracht. Das tat man doch, wenn man irgendwo hinging und um einen Gefallen bitten wollte. Betreten sah sie zu Boden.
«Ich muss das hier noch beenden», erklärte Alex. «Und danach wollte ich eigentlich eine Lunchpause einlegen.»
«Ich hätte hier nicht so hereinschneien sollen», entschuldigte sich Tess hastig. «Kümmere dich gar nicht um mich. Und die Skelette kann ich mir auch allein anschauen.»
«Du weißt, dass das nicht geht. Ich bin für diese Skelette verantwortlich.»
Tess wurde rot. Wie war sie nur auf diesen idiotischen Gedanken gekommen? Natürlich konnte er sie nicht mit den Skeletten allein lassen. Sie hätte überhaupt nicht herkommen sollen. «Oh, ja klar», sagte sie. «Okay, dann überlasse ich dich jetzt wieder deiner Arbeit. Wahrscheinlich hast du kaum eine freie Minute.»
Alex zuckte die Achseln. «Das bringt der Job so mit sich.» Sein Blick glitt über ihre abgewetzten Jeans und ihr Poloshirt. «Arbeitest du heute nicht?»
«Nein. Heute ist mein freier Tag. Ich bin nur mal kurz vorbeigekommen, weil ich neugierig war.» Und jetzt verschwinde endlich, sagte sie sich. Die Frage war nur, wohin? Was für ein trauriger Fall sie war.
In dem Moment schlug Alex das Laken über die Leiche und sagte: «Das war’s. Kate, du kannst jetzt Pause machen.»
Kate rieb sich den Nacken. «Das muss man mir nicht zweimal sagen.» Im Hinausgehen streifte sie Tess mit neugierigem Blick.
Tess beschloss, noch einen Moment zu bleiben. Alex nahm bekanntlich kein Blatt vor den Mund. Falls ihm ihre Anwesenheit nicht passte, würde er sie ohne großes Federlesen rausschmeißen.
Alex legte Brille und Handschuhe ab und schälte sich aus seinem Schutzanzug. Wortlos trat er ans Waschbecken und begann seine Hände mit Seifenlauge zu schrubben. Dann sagte er: «Na schön, Tess, schauen wir uns die Skelette nochmal an.»
«Wolltest du nicht essen gehen?», fragte sie der Höflichkeit halber.
Alex wandte sich zu ihr um. Auf seinem Gesicht regte sich nichts. «Du kannst mir hinterher ein Sandwich kaufen.»
Wie charmant, dachte Tess. Eine einfache Transaktion. Ich bekomme meine Information, und dafür gebe ich ihm ein Sandwich.
Alex trocknete sich die Hände ab. «Obwohl ich nicht weiß, was du dir davon versprichst, wenn du dir alles noch einmal ansiehst.»
Tess schaute zu Boden. Alex behandelte sie wie eine blutige Anfängerin. «Vielleicht will ich einfach nur auf Nummer sicher gehen.»
«Glaubst du, ich hätte meine Arbeit nicht sorgsam genug gemacht?»
«Aus wissenschaftlicher Sicht schon. Aber du siehst die Knochen lediglich als Objekte.» O Gott, jetzt hatte sie vorwurfsvoll geklungen, und das wollte sie nicht.
«Genau so ist es.»
«Aber für mich sind sie eben mehr. Es waren einmal Frauen.»
«Du sprichst von ihrer Menschlichkeit, doch die existiert jetzt nicht mehr.»
«Wie kannst du nur so oberflächlich sein?», entfuhr es Tess.
«Oberflächlich? Ich würde es eher logisch nennen. Mich interessieren Fakten und keine Gefühle. Oder zumindest dichte ich Knochen keine Gefühle an.»
Bislang hatte Tess sich zurückgehalten, aber dieser herablassende Ton ging ihr massiv auf die Nerven. «Bei einem Mord geht es nicht nur um Fakten. Wie sie gelebt und wen sie geliebt haben, spielt genauso eine Rolle.»
«Auch das sind Fakten», entgegnete Alex streng.
«O nein. Was sich jemand vom Leben erhofft hat, sind Träume und keine Fakten. Ebenso wenig sind die Vorlieben und Abneigungen eines Menschen Fakten, sondern Gefühle, die seine Menschlichkeit ausmachen.»
«Mag sein, aber ich befasse mich nun mal mit ihren Knochen.»
«Und ich möchte gern
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