Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende bist du mein

Am Ende bist du mein

Titel: Am Ende bist du mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
Vom Netzwerk:
die Knochen würde ich sagen, vor vier oder fünf Jahren.»
    «Haben Sie bei ihr so was wie berufsbedingte Anomalien gefunden?»
    «Eine Verformung der rechten Schulter, als hätte sie mit der rechten Hand Lasten getragen und eine Verkürzung des Wadenbeins, was sowohl durch gewisse Sportarten als auch ständiges Tragen von Stöckelschuhen verursacht werden kann.»
    «Könnte sie Kellnerin gewesen sein?», fragte Vega.
    «Zum Beispiel», entgegnete Butler. «Außerdem haben ihre Knochen auf mangelnde Ernährung in der Kindheit hingewiesen. Ach ja, und sie hatte ein Kind geboren.»
    «Nehmen wir an, sie war Kellnerin», sagte Gage. «Und nehmen wir an, sie hätte Craig Thornton gekannt, dann   –»
    «–   hat sie wahrscheinlich Cocktails serviert», vollendete Vega seinen Satz. «Deshalb auch die Stöckelschuhe.»
    «Das ist eine Möglichkeit», warf Butler ein. «Aber sie hätte auch in einem Familienrestaurant kellnern und in ihrer Freizeit Tennis spielen können. Vielleicht hat sie auch gern getanzt.»
    «Sie sind ein Spielverderber», entgegnete Vega. «Aber denken Sie daran, dass sie auf dem Land der Thorntons gefunden worden ist. Craig Thornton war ein Playboy. Zu so jemandem passt eine Cocktail-Kellnerin.»
    Gage stand auf. «Wir werden uns Thorntons Geschäftsunterlagen ansehen. Wenn er irgendwo regelmäßig verkehrt hat, wird er mit Kreditkarte gezahlt haben. Vielleicht kommen wir der Sache auf dem Weg näher.»

Fünfzehn
    Freitag, 29.   September, 09.00   Uhr
    «Und nun möchte ich euch Adrianna Barrington vorstellen. Sie vertritt die Organisation für Sicherheit auf unseren Straßen. Bitte, heißt sie herzlich willkommen.» Charles Norton, der Leiter der Goodman High School, winkte Adrianna zum Podium.
    Während die Schüler artig applaudierten, trat Adrianna ans Rednerpult. In den letzten Jahren hatte sie ihre Rede schon so oft gehalten, dass sie ihre Notizen kaum noch brauchte. Nur ihr Unbehagen hatte sich nicht gelegt, denn bei jedem Anlass kam es ihr vor, als würde sie dabei Craig, die Thorntons und ihre eigene Familie verraten, als lege sie Fehler und Geheimnisse bloß, die privat und nicht für die Öffentlichkeit waren.
    Doch wie jedes Mal hielt sie sich vor, dass ihre Rede der Sache diente, und schob ihre Schuldgefühle beiseite. «Am dreiundzwanzigsten November vor drei Jahren haben mein Mann und ich unser letztes Gespräch geführt», begann sie. Im Publikum klingelten Handys, und es wurde gekichert. Geduldig wartete Adrianna, bis wieder Ruhe einkehrte. Auch an solche Unterbrechungen war sie inzwischen gewöhnt.
    Charles Norton war offenbar nicht gewillt, sie hinzunehmen. Er verließ seinen Sitz, stellte sich am Rand der versammeltenSchüler auf und ließ einen drohenden Blick über die Stuhlreihen gleiten. Das Kichern verstummte. «Vor drei Jahren», fuhr Adrianna fort, «waren mein Mann und ich mit dem Wagen unterwegs zu einem Restaurant.» Dass sie schwanger gewesen war, hatte sie anfänglich nie erwähnt. Es war zu schmerzhaft gewesen. Mittlerweile sprach sie auch darüber. «Ich war im dritten Monat schwanger, und manchmal wurde mir noch übel, deshalb wollte ich, dass wir irgendwohin fahren, wo ich etwas Leichtes essen konnte. Das war damals mein letzter klarer Gedanke. Einen Tag später bin ich im Krankenhaus aufgewacht.» Sie drückte eine Taste auf ihrem Laptop. Auf der Leinwand hinter ihr erschien das Foto von Craigs zerquetschtem BMW. Durch das Publikum lief ein entsetztes Raunen. Dann wurde es wieder still.
    «Später habe ich erfahren, dass eine Betrunkene bei Rot über die Ampel gefahren war und seitlich auf unseren Wagen geprallt ist. Ich hatte eine Fehlgeburt. Mein Mann hatte massive Schädelverletzungen davongetragen und lag für zwei Jahre im Koma.»
    Als Nächstes zeigte sie Fotos des Wagens von allen Seiten. Im Hintergrund sah man Streifen- und Rettungswagen, deren Blaulicht ein gespenstisches Licht auf den Unfallort warf.
    Wortlos ließ Adrianna die nächsten Fotos erscheinen: Craig mit glücklichem Lachen und wehendem blondem Haar auf seinem Segelboot und dann in seinem Krankenbett. Inzwischen war es im Saal so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. «Für die erste Gehirnoperation wurde seine Schädel rasiert. Die Schwellungen auf seinem Gesicht rühren von dem Aufprall her. Einen Tag später wurde mein Mann für gehirntot erklärt.» Ein paar der Mädchen stöhnten.
    Anschließend führte Adrianna Statistiken von Unfällendurch Trunkenheit am

Weitere Kostenlose Bücher