Am Ende bist du mein
einen Gedanken zu verschwenden. Das ist doch sonderbar, finden Sie nicht?»
Pearce griff nach ihrer Hand. «Ich finde, Sie sollten anfangen, Ihr neues Leben zu planen. Haben Sie in Paris schon eine Wohnung gefunden?»
«Nein. Ich habe ja nicht mal Zeit, danach zu suchen.»
«Dann ziehen Sie doch zunächst in mein Apartment dort. Es steht ja sowieso die meiste Zeit leer.»
«Das kann ich nicht annehmen, Reese.» Adrianna befreite ihre Hand. «Und jetzt muss ich leider los. In den Colonies warten noch die alten Kisten auf mich.»
«Was denn für alte Kisten?»
«Kisten aus dem Keller des Hauses. Ich muss nachsehen, ob sie nur Unbrauchbares oder noch etwas von Wert enthalten.»
«Also gut, Adrianna», sagte Pearce mit ernster Miene. «Aber wenn nochmal etwas vorfällt, melden Sie sich. Ich bin Ihr Freund, nicht nur Ihr Anwalt.»
Adrianna stand auf. «Drücken Sie mir die Daumen, dass wir das Ärgste hinter uns haben.»
Gage hörte seine Nachrichten auf der Mailbox ab. «Hallo, Gage, hier ist Jessie», erklang die Stimme seiner Schwester. «Meine Wäsche ist noch bei dir im Trockner. Ich schwör dir, am Samstag hole ich sie ab. Wenn du und die anderen dann da seid, können wir uns Pizza bestellen. Ciao.»
Gage atmete auf, wie immer, wenn er von Jessie ein Lebenszeichen erhielt. Andernfalls wäre er am Samstag oder Sonntag bei ihr vorbeigefahren, wie es seine Gewohnheit war, wenn sie sich in der Woche nicht gemeldet hatte. Anschließend machte er sich wieder daran, Craig Thorntons Geschäftsunterlagen durchzusehen. Inzwischen war er bei den alten Telefonrechnungen angelangt.
Vega stieß die Tür des Konferenzraumes auf, die Arme mit zwei großen Kartons beladen. «Das sind die Akten über die Vermissten aus den letzten zehn Jahren. Und dabei beschränken wir uns nur auf weiße Frauen zwischen fünfzehn und fünfzig. Es ist der reine Horror.»
«Setz dich hin und leg los», entgegnete Gage und zog die nächste Telefonrechnung hervor. «Und bete zu Gott, dass wir die Richtige finden.»
Als Adrianna das alte Haus der Thorntons betrat, wurde sie von lautem Gehämmer begrüßt. Sie setzte ihre Sonnenbrille ab. Im trüben Licht der Eingangshalle erkannte sie verstaubte Holzkisten und nahm an, dass es diejenigen aus dem Keller waren.
Die Hammerschläge wurden lauter und schienen von hinten zu kommen. Adrianna durchquerte den Flur und entdeckte Ben auf einer Leiter in der Küche, wie er die alten Küchenschränke abschlug.
Zwischen zwei Schlägen rief sie: «Ben!»
Ben zuckte zusammen und drehte sich um. «Mein Gott, Adrianna. Willst du, dass ich einen Herzanfall kriege?»
«Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken. Was tust du da? Ich dachte, du wärst längst fort.»
Ben stieg von der Leiter und steckte den Hammer in eine Tasche seines Overalls. «Meine Mutter sagt, Mr. Mazur will die alte Küche rausreißen lassen.»
«Ja, schon, aber das musst du doch nicht für ihn machen.»
«Mach ich ja auch nicht. Mir hat nur leidgetan, dass die alten Schränke auf den Müll kommen sollen. Mr. Mazur hat gesagt, ich kann mir nehmen, was ich will.»
«War er hier?»
«Ja, er ist überall herumgelaufen. Als Nächstes will er mit seinem Landvermesser kommen.»
Adrianna betrachtete die schönen alten Küchenschränke und die bemalten Kacheln an den Wänden.
«Es ist nicht für mich», beeilte Ben sich ihr zu versichern. «Ich dachte, du magst doch so alte Einrichtungen.»
«Das ist lieb, Ben, aber ich habe keine Verwendung dafür. Du kannst das alles gern haben.»
«Kommt nicht in Frage.» Ben zog einen Block aus einer Tasche hervor. Adrianna nahm den Schweißgeruch des Mannes wahr. «Ich habe ein bisschen herumtelefoniert. Die Einrichtung der Küche und Bäder könnten uns ein paar Tausender einbringen.»
«Weißt du was?», sagte Adrianna. «Wir machen halbehalbe, und ich gebe meinen Anteil dem Spendenkomitee für das Krankenhaus. Abzüglich deines Arbeitslohns.»
«Das mach ich umsonst», erklärte Ben stolz.
«In dem Fall lasse ich dich hier nichts mehr entfernen», lächelte Adrianna.
Darüber dachte Ben mit gerunzelten Brauen nach. «In Ordnung», sagte er schließlich. «Und dann werde ich für uns den Höchstpreis rausholen.»
In dem Moment wurde die Eingangstür mit einem Knallins Schloss geworfen. Gleich darauf tauchte Marie in der Küche auf und wirkte gehetzt. «Tut mir leid», sagte sie. «Aber die Vordertür ist mir aus der Hand gerutscht. Ich glaube, ich habe hier irgendwo mein
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