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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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als zweckmäßiger Opportunismus stimulierte ihn, immer mehr setzte sich in ihm die Überzeugung fest, dass er wie unter einem inneren Zwang handelte, das tat, was er tun musste. Aber warum? Um Legroeder und den Narseil bei ihrer wahnwitzigen Mission im Namen der Freiheit zu helfen?
    Zum Teil mochte das zutreffen. Doch gleichzeitig hallten diese Echos von Stimmen in seinem Kopf nach, die sich von seinem eigenen Unterbewusstsein fast nicht trennen ließen. Es kam ihm beinahe vor, als gehöre er selbst jener Widerstandsbewegung an.
    Ein lächerlicher Gedanke. Trotzdem wünschte er sich, dass es diese Rebellion gab.
    Er verdrängte die Vorstellung. Er musste sich völlig auf die vor ihm liegende Aufgabe konzentrieren.
    Nun befanden sie sich im Intelnet des Haupt-Außenpostens, irgendwo in den Tiefen der technischen Bibliotheken. Der Strom trug sie durch muffige Datenkavernen, in denen sich Legroeder allein auf sich gestellt verirrt hätte, und selbst Deutsch musste aufpassen, dass er die Orientierung behielt. Er hatte Legroeders Phantasiebild des unterirdischen Flusses aufgegriffen, der sich bis zum Fuß einer Gebirgskette vortastete, und dieser Vergleich stimmte. Sie strömten durch verborgene Tunnel, ständig witternd und den Geschmack des Wassers kostend. Deutsch war sich über die Richtung und das Ziel nicht ganz im Klaren, doch er vertraute seinen Instinkten, als er sie aus der technischen Bibliothek heraus steuerte und in die unspezifischen Stacks hinein lotste.
    Sie pirschten nicht mehr allein durch das Netzwerk; andere Nutzer durchstreiften die Datenbänke in eigener Sache. Niemand nahm von ihnen Notiz, und Deutsch gab sein Bestes, um unauffällig jedem auszuweichen, der ihnen zu nahe kam. Er scannte die Indizes der einzelnen Betriebsabteilungen: … Wartung, Personal, Planung, Produktion, Versand … Doch wo steckten die wirklich interessanten Dateien wie Waffensysteme, Flottenoperationen, Kommandoketten?
    Aber waren das auch die Themen, die ihn persönlich interessierten?
    Weitergehen, weitergehen. Er war fest davon überzeugt, dass er hier irgendwo genau das finden würde, was er suchte, vielleicht sogar einen Draht, der zu dem angeblichen Cyber-Untergrund führte.
    *

    Legroeder bemühte sich, mit dem massiven Informationsfluss fertig zu werden.
    (Wir sortieren … kategorisieren … setzen Prioritäten …)
    Ja, aber wo blieb seine eigene Kontrolle? Sie flogen vorbei an riesigen Informationsspeichern, und er fühlte sich hin und her gerissen zwischen der Angst, entdeckt zu werden, und der Gefahr, wesentliche Daten zu verpassen.
    Deutsch schien sie durch verschiedene Etagen aufwärts zu steuern, indem er von einer Bibliothek in die nächste hastete. In einer jähen Anwandlung von Panik befürchtete Legroeder, er würde ihn geradewegs in die Hände des Feindes bugsieren oder ihn vielleicht so tief in das System einschleusen, dass er allein nie wieder hinausfände.
    Als hätte Deutsch seine Sorgen erahnt, sprach er ihn leise an. (Sehen Sie sich gut um. Manches hier wäre einen Scan wert.)
    Legroeder nahm die Stelle näher in Augenschein. Deutsch hatte ein Archiv voller Planungsprotokolle entdeckt; Legroeder hielt eine Mikrosekunde lang inne, um sie zu inspizieren. (Es geht hauptsächlich darum, die Siedlung zu vergrößern.) Er stöberte einen Moment lang in den Aufzeichnungen. (Sie scheinen ein Imperium anzupeilen.)
    (Genau …)
    Legroeder zippte ein Datenpaket zusammen und schickte es an Cantha.
    (Wir müssen weiter ), befahl Deutsch.
    Das Bild veränderte sich nicht; nun drangen sie durch den Fuß des Gebirges nach oben, suchten das Sonnenlicht. Überall drängten sich Schatten – die Aufbewahrungsorte von Daten. Aber hoch droben deuteten Lichtsplitter einen Wechsel an. Vielleicht mehr als das, möglicherweise gab es dort einen Zugang zu den Indizes, in denen Deutsch fündig werden konnte. Legroeder hielt den Atem an und bemühte sich, kein Aufsehen zu erregen.
    Plötzlich zuckte ein greller Blitz auf, der sich in eine Reihe von Lichtstrahlen auffächerte. Legroeder spürte ein jähes Brausen, ihm schwindelte, als hätte er seine Lungen voll Sauerstoff gepumpt. Benommen vergegenwärtigte er sich, dass er soeben einen Datensturm erlebt hatte, den seine Optimierer hektisch zu interpretieren versuchten.
    (Ich bin beim Scannen … endlich haben wir etwas gefunden) , erklärte Deutsch.
    Immer mehr Lichtfragmente durchbrachen die Decke. Deutsch flitzte zwischen ihnen hin und her. Legroeders Implantate mahnten

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