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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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ja gut auf dich Acht gibst!«
    *

    Mit eng an den Körper geklappten Flügeln verließ Adaria eilig die Öffentliche Bibliothek von Elmira; sie trug eine Mappe bei sich, die sie mit beiden Händen umklammerte. Sie blinzelte die Tränen aus den Augen. Die Bücherei und ihre Arbeit würden ihr fehlen. Sie würde die Freunde vermissen, die sie dort kennen gelernt hatte. Und sie würde sich nach der Gesellschaft interessanter Menschen sehnen.
    Doch auf die Einschüchterungsversuche und die Angst konnte sie gut verzichten.
    Verzichten konnte sie auch auf die im Hintergrund wirkende Zentristische Front und auf die Regierungsmitglieder, die es verhinderten, dass die Wahrheit ans Licht kam. Und das oberste Gebot einer Öffentlichen Bibliothek bestand Adarias Ansicht nach darin, der Wahrheit Genüge zu tun, dafür zu sorgen, dass Fakten nicht verschleiert, sondern der Allgemeinheit zugänglich gemacht wurden.
    Es ist entsetzlich, dass die Wahrheit verfälscht und verbogen wird – aber was kann ich dagegen unternehmen? Ich, eine einzelne Fabri?
    Die Situation schien hoffnungslos zu sein, und dieser Umstand an sich war Besorgnis erregend. Adaria gab so schnell die Hoffnung nicht auf. Ihre Mentorin würde es bedauern, dass es so weit mit ihr gekommen war. Vielleicht gab es doch eine Möglichkeit, die Sachlage zu ändern. Man durfte nichts unversucht lassen.
    Als sie in der Nähe ihres Apartments die Transit-Plattform verließ, kehrten die Erinnerungen zurück, und sie fröstelte. Sie entsann sich der Nacht vor zehn Tagen, als die Agenten der Zentristischen Front sie aufsuchten. Agenten des Terrorismus, wie sie fand. Sie waren zu ihr nach Hause gekommen. Warum ausgerechnet zu ihr?
    Das Klopfen war nicht laut aber energisch. Es war töricht von ihr, die Tür zu öffnen, aber das Klopfen klang irgendwie gebieterisch. Die beiden Männer, die vor ihr standen, sprachen anfangs höflich, doch dann mit einem drohenden Unterton: »… wir wissen, dass in den Wäldern Leute wohnen, die Ihnen am Herzen liegen … es wäre doch schade, wenn ihnen etwas zustieße. Aber warum haben Sie Informationen an Menschen weitergegeben, die gar kein Anrecht auf dieses Wissen haben und nur darauf aus sind, eine dumme Legende zu ihrem politischen Vorteil zu nutzen – diese Sache hat schon einen Mann das Leben gekostet. Es muss ja nicht noch mehr Tote geben – oder? «
    Selbst das hätte sie noch nicht dazu bewogen, ihre Stelle in der Bibliothek aufzugeben. Nein, es war die plötzliche Veränderung des Arbeitsklimas, das Verhalten ihres Chefs, der sich anstellte, als hätte sie einen Fehler begangen, als sie für eine Bibliotheksbenutzerin, Mrs. Mahoney, Auskünfte einholte. Kurz nachdem Mrs. Mahoney zu ihr gekommen war und sie über die Impris ausgefragt hatte, fingen die Schikanen an; und sie wurden immer schlimmer, bis Adaria es einfach nicht länger aushielt.
    Mit einem Schnaufen betrat sie ihr Apartment. Sie legte die Mappe ab, drehte sich um und verriegelte sorgfältig die Tür. Einen Moment lang konnte sie sich nicht rühren. Zitternd stand sie da, die Arme und Flügel um sich geschlungen. Dann ging sie in die Küche und setzte Teewasser auf. Ehe es anfing zu sieden, schaltete sie den Kommunikator ein.
    »Vegas …«
    »Ffff – Adaria. Hallo.« Mrs. Mahoneys Haushälterin klang gedämpft, freute sich aber über den Anruf. Sie waren eher Keflings – Bekannte – als richtige Freundinnen; doch in einer Stadt, in der so wenige Fabri wohnten, war der Unterschied nicht so wichtig.
    Adaria flatterte mit den Flügeln und überlegte, was sie sagen sollte. Sie hatte aus einem Impuls heraus angerufen, ohne einen speziellen Grund. »Ich habe meine Stelle in der Bibliothek gekündigt. Es wurde mir dort zu – ungemütlich.« Gefährlich.
    »Das tut mir Leid«, erwiderte Vegas, die in den vergangenen Wochen selbst gefährliche Situationen erlebt hatte. »Gehst du in die Heimat zurück?«
    Zurück zu unserem eigenen Volk? »Vielleicht später«, räumte Adaria ein und bemühte sich, dies nicht als eine Niederlage aufzufassen. Ließ sie sich von rassistischen Elementen aus der menschlichen Gesellschaft vertreiben? Steckte wirklich Rassismus dahinter? Oder waren die Gründe viel simpler? »Hast du schon von deiner Arbeitgeberin gehört?«
    »Ffff – Mrs. Mahoney und Morgan sind wieder da und haben in der Narseiller Botschaft Zuflucht gesucht.«
    »Sie sind bei den Narseil?«, staunte Adaria. »Das finde ich höchst ungewöhnlich. Ich wusste nicht, dass die

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