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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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für die Narseil typischen Geste die Finger aus. »Wenn wir die Impris retten wollen, kommt kein anderer Ort infrage.«
    Legroeder schloss die Augen und erkundigte sich bei seinen Implantaten, ob sie einen besseren Vorschlag wüssten. Sie mussten passen. Er sah Glenswarg an und seufzte. »Meine Empfehlung lautet, Captain, mit diesem Schiff in den Sargasso zu fliegen.«
    Glenswarg fixierte ihn, als wolle er ihn dazu zwingen, seine Meinung zu ändern. Als Legroeder nicht nachgab, stieß der Captain ein Knurren aus und wandte sich an seinen ersten Offizier. »Benachrichtigen Sie die Geleitschiffe. Und geben Sie der Brückencrew Bescheid, dass wir den Kurs ändern.«

KAPITEL 28 – Gespensterjagd

    Es war schwer zu bestimmen, wann genau sie in den Sargasso eintraten, doch bald waren die Anzeichen unmissverständlich. Das Netz verlor seine Straffheit und hing herunter wie ein schlaffes Segel, als die Strömungen des Weltraums nur noch träge dahinkrochen. Legroeder blickte auf eine öde Himmelslandschaft aus ockerfarbenen Wolken, und dann veränderte sich das Bild von selbst zu einem Ozean aus Wasser. Flache Nebelbänke legten sich über das spiegelglatte Meer, das von einer halb verschleierten Sonne beschienen wurde.
    Nichts rührte sich. Sogar das Wasser, das die Schiffswände beleckte, gab Geräusche von sich, die aus einer Zeitverwerfung zu kommen schienen. Das Glucksen und Klatschen der lustlosen Wellen verzerrte sich zu einem müden Knarzen, das wie das monotone Grollen eines urtümlichen Lebewesens klang. Die Rigger scannten die Umgebung in allen Richtungen. Legroeder hätte sich nicht gewundert, wenn die Trümmer von havarierten Schiffen vorbeigetrieben wären; doch sie blickten nur über eine bedrückende, wie tot wirkende Leere. Diese Atmosphäre schien sich auf das Netz zu übertragen. Alle vier Rigger schwiegen, wie wenn ein einziges Wort die flüchtige Magie, die das Ganze zusammenhielt, zerstören könnte.
    Die Narseil hatten stundenlang mit der Cyber-Crew daran gearbeitet, den Flux-Reaktor zu rekalibrieren und die Empfindsamkeit des Netzes zu erhöhen. Palagren und Cantha versuchten, das Netz auf die emotionalen Fluktuationen zwischen den Riggern einzustellen. Die Justierung an sich stellte kein Problem dar; aber es war schwierig, das Netz zu sensibilisieren, ohne die üblichen Puffer gegen Stimmungsschwankungen zu verlieren. Die anderen Rigger, besonders die Cyber, welche die zweite Schicht flogen, konnten sich mit den Veränderungen nicht anfreunden – sogar Ker'sell blieb skeptisch – doch Legroeder und der Captain hatten Palagren und Cantha erlaubt, die Neuerung zu testen. Sie waren davon überzeugt, dass eine Sensibilisierung für die schwächeren Strömungen des Flux ihre Manövrierfähigkeit im Sargasso verbesserte. Und Legroeder legte großen Wert darauf, ihr Schiff aus dem Sargasso wieder hinauslavieren zu können.
    Doch zurzeit vermochte er außer dieser trostlosen Ödnis nichts zu entdecken. Er dachte an Com'peer, die Naseiller Chirurgin, die aus dem Psalter zitierte. Wie lautete dieser Psalm doch gleich? Er führt mich zu stillen Wassern … Tja, dachte Legroeder, diese Wasser sind wirklich still.
    Eine fremde innere Stimme meldete sich zu einem Kommentar:
    ◊ Das Zitat bezieht sich auf ›sichere‹ Wasser. Sind diese Gewässer sicher? ◊
    (Das bezweifle ich ), murmelte Legroeder. (Wer spricht da? Kenne ich dich?) ◊ Ich bin eine analytische Subroutine. Meine exegetische Datenbank beinhaltet viele der in der Galaxis bekannten Religionen. ◊
    (Ach so. Nun, wie lautet deine Analyse dieses Ortes?)
    ◊ Schwer zu bestimmen … ◊ antwortete das Implantat.
    (Allerdings.)
    ◊ Aber ich arbeitete daran. ◊
    Wie wir alle, dachte Legroeder. Aber vielleicht hatte das Implantat in einer Hinsicht Recht – es wäre hilfreich, sich diesen Ozean als ein sicheres Gewässer vorzustellen – vor allem deshalb, weil das Netz jetzt viel sensibler auf Angst oder Beklemmungen reagierte. Doch sie hielten auch Ausschau nach Anzeichen für eine Passage in den Underflux, irgendeine Öffnung, durch die ein Schiff in eine versteckte Falte schlüpfen konnte – ein Schiff wie die Impris . Oder die Phoenix . Legroeder fragte sich, wo sich ihre Geleitschiffe mittlerweile befinden mochten. Sie hatten es nicht geschafft, einen Kontakt herzustellen. Zwar schickte die Phoenix eine Botschaft ab, in der sie ihre Absichten kundtaten, doch sie wussten nicht, ob ihre Eskorte die Nachricht erhalten hatte.
    Legroeder

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