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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit
Autoren: Jeffrey Carver
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Wartung geöffnet waren. Ein kleines Schiff hatte man weitgehend in seine Einzelteile zerlegt. Legroeder musste um den Bug des ersten Schiffs herumgehen, um einen Weg durch den Hangar zu finden. Zwei Schiffslängen weiter, an der rechten Wand, entdeckte er drei gigantische graue Eier. Das waren die Rigger-Station-Simulatoren, die dazu dienten, Reparaturen an den Flux-Reaktoren und am Rigger-Netz zu testen. Als Legroeder an den Schiffen entlangging, sah er hinten im Hangar das Flackern von aktinischem Licht. Jemand arbeitete mit einem Photonenbrenner unter dem Bauch eines dritten Schiffs.
    Die Tür des Simulators drei stand ein wenig offen, und durch den Spalt schien Licht. Im Näherkommen sah er eine komplette Steuerungsanlage mit Kontrollen und Monitoren – und den Hinterkopf eines Mannes. Plötzlich ging die Tür ganz auf, der Sessel schwenkte herum, und sein alter Kamerad Jakus Bark blinzelte ihn unter dem Rand einer Schirmmütze an. »Legroeder«, sagte er und rieb sich die linke Schläfe. Unter seinen Fingerspitzen glitzerte ein Implantat. »Wer hätte das gedacht?«
    Legroeder fiel es schwer zu sprechen. »Hallo … Jakus.«
    Jakus kniff die Augen zusammen. »Menschenskind – schön, dich zu sehen. Ich hörte in den Nachrichten, dass du es geschafft hast. Mann, ich staune, dass überhaupt jemand fliehen konnte. Das war schon eine tolle Sache.« Seine Stimme bebte, als er zu seinem ehemaligen Crewkameraden hochblickte.
    Legroeder musste ein paarmal ansetzen, ehe er seine Stimme wieder in der Gewalt hatte. Eine Unmenge von Gefühlen wallte in ihm auf, überlagert von einem maßlosen Groll. » Du bist doch auch weggekommen«, brachte er schließlich heraus. »Stell dir meine Überraschung vor, als ich davon hörte.«
    Jakus zog ganz kurz die Brauen hoch, dann lachte er – ein nervöses Bellen, das in der winzigen Kammer widerhallte.
    »In der Rigger-Gilde schien man deine Flucht vergessen zu haben«, fuhr Legroeder mit erzwungener Ruhe fort.
    »Na ja, heh – da sieht man mal wieder, wie die Rigger-Gilde sich um ihre Leute kümmert.«
    »Recht hast du«, räumte Legroeder ein. »Und auf welchem Weg bist du rausgekommen?«
    Jakus zuckte die Achseln. »Ich befand mich auf einem Piratenschiff, das explodierte. Das geschah vor ein paar Jahren. Ich war der einzige Überlebende. Und wie hast du es bewerkstelligt?«
    »Es ergab sich eine Gelegenheit zur Flucht. Keine schöne Geschichte.«
    »Kann ich mir vorstellen.« Abermals gab Jakus ein nervöses Lachen von sich. Er deutete auf das Simulator-Panel. »Gefällt dir mein neuer Job?«
    »Und ob. Ist richtig nett hier.« Legroeder blickte sich im Hangar um, dann fasste er wieder Jakus ins Auge. »Ich hab den Eindruck, du freust dich nicht über meinen Besuch – wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf.«
    »Na ja – nein, du verstehst das falsch, Mann. Scheiße – lass mich erst mal hier aussteigen …« Jakus stemmte sich aus dem Liegesessel hoch und hielt sich an den Rändern der Einstiegsöffnung fest. »Hab schon viel zu lange hier gehockt.« Er hievte sich aus dem Riesenei nach draußen und drückte sein Kreuz durch, wobei er Legroeder um gut sechs Zentimeter überragte. Sein Haar war schütter geworden, und die Gesichtszüge wirkten scharf, wie gemeißelt. »Ich hatte bloß nicht damit gerechnet, dass du wie aus heiterem Himmel hier auftauchst, das ist alles. Wie, zum Teufel, hast du mich überhaupt gefunden?«
    Legroeder überhörte die Frage und schaute noch einmal in die Runde. »Was genau tust du in diesem Laden?«
    »Was glaubst du denn?« Jakus hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. »Ich übernehme die Wartungsarbeiten bei Schiffen, teste sie für die Kunden. Das hier ist keine pompöse Umgebung, aber wir zwei haben schon schlimmere Orte gesehen, was?«
    Legroeder widersprach ihm nicht. Gewiss war es hier besser als in dem Piratennest, wo man ständig gegen Angst und Verzweiflung ankämpfte. Aber wie kam es, dass ein Rigger wie Jakus in einem solchen Drecksloch endete? Damals war er ein ausgezeichneter Rigger gewesen. Vor dem Piratenüberfall …
    »Was ist los, Renwald?« Jakus lehnte sich gegen die Simulatorhülle. »Du bist doch nicht hergekommen, nur um mir mal kurz Guten Tag zu sagen, oder?«
    Legroeder funkelte ihn aus schmalen Augenschlitzen an. »Nein, bin ich nicht.« Sein Magen verkrampfte sich. »Ich bin hier, um mit dir über deine Zeugenaussage vor der Rigger-Gilde zu reden.«
    »Zeugenaussage?«, grunzte Jakus.
    »Genau.
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