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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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überhaupt nicht existiert.« Deutschs runde Glasaugen strahlten in einem düsteren Glanz.
    Legroeder kaute auf seinen Fingerknöcheln herum und versuchte, positiv zu denken. Ehe er irgendwelche Schlüsse ziehen konnte, erschreckte ihn ein sonderbar klingender Schrei hinter ihm im Korridor. Er wirbelte herum und sah drei Leute, die auf ihn zukamen. Dabei liefen sie nicht, sondern sie näherten sich ihm wellenförmig, indem sie sich wie gespenstische Holos abwechselnd in die Länge zogen und kontrahierten. Die Menschen sprachen miteinander oder stießen sogar Rufe aus; ihre Stimmen waren bis zur Unverständlichkeit verzerrt.
    Bald stand fest, dass sie Legroeder und Deutsch nicht sahen. »Entschuldigen Sie bitte!«, rief Legroeder und trat ihnen in den Weg. Offensichtlich nahmen sie ihn immer noch nicht wahr, und er drückte sich flach gegen die Wand, um ihnen Platz zu machen.
    Ein stämmiger Mann streifte ihn; doch sein Körper schob sich ohne den geringsten Widerstand durch Legroeder hindurch, als sei dieser ein Gespenst. Offenen Mundes starrte Legroeder dem Trio hinterher. Der Dopplereffekt verwandelte ihre Stimmen in einen dumpf grollenden Bass.
    »Das war höchst interessant«, meinte Deutsch und schwebte wieder mitten in den Korridor zurück. »Was ist Ihrer Ansicht nach gerade passiert?«
    »Ich habe keinen blassen Schimmer«, gab Legroeder zu. »Hoffentlich finden wir auf diesem Schiff jemanden, der uns aufklären kann.«
    »Oder auf der Phoenix «, ergänzt Deutsch. »Ich bekomme kein Komm-Signal. Und Sie?«
    Legroeder lief es eiskalt über den Rücken; er hatte vergessen zu checken. (Empfangen wir ein Signal?) ◊ Kein Komm-Signal vorhanden. ◊
    Er schüttelte den Kopf. »Könnte es daran liegen, dass unsere Implantate nicht richtig funktionieren?«
    »Mag sein. Aber vielleicht befinden wir uns gerade in einer anderen Dimension des Weltraums«, sinnierte Deutsch.
    Legroeders Kiefermuskeln verkrampften sich. Wenn die Impris in einer dimensionalen Anomalie des Raums gestrandet war, dann konnte ein Individuum das gleiche Schicksal erleiden. Er ballte die Fäuste. Keine voreiligen Schlüsse ziehen. »Kennen Sie den Weg zur Brücke?«
    »Ich glaube, es geht hier entlang.«
    Sie setzten sich in Bewegung; nach einer Weile entdeckten sie ein Hinweisschild zur Orientierung und stellten fest, dass sie sich unweit einer Freizeitzone für die Passagiere befanden. Sowie sie den Hauptkorridor gefunden hatten, beschleunigten sie ihr Tempo. Ob es hier reale Personen gab?
    Sie erhielten die Antwort, als sie eine große Passagier-Lounge durchquerten und dort ein paar vereinzelte Leute antrafen, wie man es spätnachts auf einem großen Schiff erwarten würde. »Ich frage mich, ob die uns sehen können«, murmelte Deutsch.
    Zwei Frauen saßen an einem niedrigen Tisch und spielten Karten. Eine war blond und schien Mitte zwanzig zu sein; die andere hatte braunes Haar und war etwas älter. Die Brünette hatte ihre Bluse im Rücken nicht ganz zugeknöpft – als sei sie mitten beim Anziehen gestört und an diese Stelle transportiert worden, ohne sich an den Vorgang zu erinnern. Die Blondine, die ihr gegenüber saß, schien völlig in ihr Blatt vertieft zu sein. Als Deutsch und Legroeder sich dem Tisch näherten, hob sie den Kopf. Ihr Blick richtete sich auf Legroeder, und sie fing an zu reden. Einen Moment lang dachte er, sie würde ihn ansprechen; dann machte die ältere Frau eine Erwiderung und die Blondine widmete sich wieder ihren Karten.
    Legroeder zog die Stirn kraus und trat dicht an den Tisch heran. Er schaute auf die Karten und fragte: »Was ist das für ein Spiel?«
    Die jüngere Frau zog eine Karte und legte sie mitten auf den Tisch – und als Legroeder sich darüber beugte, um besser sehen zu können, schaute sie einfach durch ihn hindurch. Abermals sagte sie etwas, doch die Worte waren bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt.
    »Sie nehmen Sie nicht wahr«, meinte Deutsch. »Lassen Sie uns weitergehen.«
    In der Lounge trafen sie auf einen jungen Mann, der sich intensiv mit einem Holo-Spiel beschäftigte – sich umeinander kringelnde Lichter und eigentümliche Geräusche, umgeben von einem geisterhaften Vorhang aus Schatten. Sollte dieses Spiel so aussehen, fragte sich Legroeder – oder war es gleichfalls verzerrt? Er stellte sich neben den jungen Mann. »Ein gutes Spiel?«
    »Mrrrrk-k-k-ll …«
    »Können Sie mich hören?«
    Als der Mann sich an den Kontrollen einer Schalttafel zu schaffen machte, streckt er seine

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