Am Ende der Ewigkeit
prallte Legroeder zurück.
»Rigger Deutsch habe ich nicht mehr gesehen seit … ach, da ist er ja«, staunte Friedman und blinzelte verdutzt. Er schüttelte den Kopf. »Was haben Sie gesagt?«
»Durch unsere Anwesenheit scheinen sich gewisse Verzerrungen in der Zeit zu bilden. Darf ich jetzt mein Schiff kontaktieren?«
»Selbstverständlich. Brauchen Sie ein Komm-Gerät?«
Legroeder verneinte. (Könnt ihr mich bitte mit dem Schiff verbinden?) ◊ Verbindung wird hergestellt … ◊
Dann quäkte Canthas Stimme aus dem Kragen-Kommunikator: »Legroeder, hier Phoenix. Seit Stunden versuchen wir, Sie zu erreichen. Was ist los? Haben Sie etwas zu berichten?«
»Ja«, antwortete Legroeder und schilderte kurz die Vorkommnisse. »Haben Sie bei sich ähnliche Anomalien bemerkt?«
»Allerdings« , erwiderte Cantha. »Unter anderem scheint bei Ihnen die Zeit in einem völlig anderen Rhythmus zu vergehen als bei uns. Außerdem haben wir Bewegungen im Quanten-Flux entdeckt und haben ein paar Hypothesen über die Ursachen entwickelt.«
»Zum Beispiel?«
»Wir glauben, dass wir auf der Spitze einer sehr großen Bruchstelle in der Quantenstruktur des Deep Flux sitzen. Die Auswirkungen dieser Verwerfung reichen hinein in die Schichten des Underflux. Mindestens drei Rigger auf diesem Schiff berichten von sonderbaren Träumen, die sich vom Inhalt her gleichen. Zumeist handelt es sich um Albträume.«
»Träume!«, rief Legroeder, dem wieder einfiel, welche Ängste ihn in der vergangenen Nacht heimgesucht hatten.
»Ja. Haben Sie auch …?«
»Einen Moment, Cantha.« Legroeder merkte, dass Jamal und Poppy ihn anstarrten und mit den Lippen das Wort Träume formten. »Sagt Ihnen das etwas?«
Die beiden Rigger der Impris stierten ihn aus großen Augen an. Jamal krümmte sich auf seinem Sessel, das Gesicht zu einer Grimasse verzogen. »Etwas lauert uns auf«, flüsterte Jamal. »Ständig träume ich von einem Monster. Es ist hinter mir her. Es ist hinter uns allen her.«
»Was ist das für ein Monster?«
Jamal schüttelte den Kopf. »Ich kann es nicht beschreiben. Ich weiß, es klingt verrückt, aber es gleicht einer Riesenschlange, die sich über den Himmel windet …«
Legroeder wandte sich an den anderen Rigger. »Sie auch, Poppy?«
Poppy nickte und biss sich auf die Lippe. »In meinen Träumen sehe ich so etwas wie … das Tor zur Hölle . Es jagt mir eine fürchterliche Angst ein. Wenn ich davon geträumt habe, finde ich keinen Schlaf mehr. Sully ergeht es ähnlich. Er leidet auch unter bösen Träumen.«
»Okay«, sagte Legroeder. »Ich will alle Einzelheiten dieser Träume wissen. Cantha, haben Sie mitgehört ?«
»Ja« , erwiderte der Narseil. »Sammeln Sie die Details. Wir müssen die einzelnen Teile des Puzzles schnellstmöglich zusammenfügen. Palagren meint, wir sollten von hier verschwinden, bevor die temporalen Schwankungen unkontrollierbar werden.«
»Wissen Sie, was diese Fluktuationen verursacht?«
»Wir gehen davon aus, dass die beiden sich überlappenden Flux-Reaktor-Felder einen entropischen Effekt auslösen. Anzeichen sprechen dafür, dass sich dieses Phänomen verstärkt.«
Legroeder fühlte sich schwach. »Heißt das, wenn wir nicht bald wegkommen, stecken wir für immer hier fest?«
»So ist es.«
»Und haben Sie schon einen Weg gefunden, der uns herausbringt?«
»Möglicherweise. Diese Träume könnten der Schlüssel sein. Wenn es eine tiefere Struktur gibt … die sich Menschen, vor allem Riggern, in Träumen offenbart …«
Legroeder runzelte die Stirn.
»Einen Augenblick Legroeder. Palagren möchte mit Ihnen sprechen.«
Während Legroeder wartete, trommelte er mit den Fingern auf die Tischplatte. Endlich hörte er Palagrens Stimme. »Sind Sie da? Hat Cantha Ihnen gesagt, dass wir uns beeilen müssen?«
»Ja. Aber er hat mir nicht verraten, auf welche Weise wir vorgehen sollen.«
»Wir glauben einen Weg nach draußen gefunden zu haben. Aber wir müü-ü-üsss-e-e-n darüüü-ü-ü-bee-er ree-deeen …« Palagrens Worte zogen sich in die Länge, bis seine Stimme ganz verstummte.
»Palagren? Palagren?«
◊ Die Verbindung ist unterbrochen. ◊
(Könnt ihr sie wieder herstellen?)
◊ Wir arbeiten daran, aber das Komm-Signal ging verloren. ◊
»Was ist los, Legroeder?«, fragte Deutsch.
Legroeder wirbelte herum. »Versuchen Sie das Schiff zu erreichen.«
Deutsch schien eine Weile wie erstarrt, dann schüttelte er den Kopf.
Friedman griff nach seinem eigenen Komm-Gerät. »Brücke!
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