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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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Hand direkt durch Legroeders linken Arm. Legroeder sog scharf den Atem ein. Wenn wir hier hineingeraten sind, müssen wir auch wieder herauskommen , wiederholte er in Gedanken, als leiere er ein Mantra vor sich hin. Doch seine Besorgnis blieb, während er Deutsch folgte.
    Am Ende der Lounge saß ein alter Mann in einem Sessel und las ein Buch; die Füße hatte er auf einen niedrigen Tisch gelegt. Als sie an ihm vorbeikamen, schaute er von seiner Lektüre hoch und hob die Augenbrauen. »Ich erinnere mich nicht, Sie beide hier schon einmal gesehen zu haben«, sagte er. »Sie müssen von diesem andren Schiff sein, das uns aus der Bahn geworfen hat.«
    Legroeder stockte der Atem. »Können Sie uns sehen?«
    »Sonst hätte ich Sie wohl kaum angesprochen, oder?«
    »Ja, sicher, aber … nun ja, Sie sind die erste Person, die …«
    »Moment mal«, warf Deutsch ein. »Sagten Sie, wir hätten Sie aus der Bahn geworfen?«
    Der Mann kicherte leise. »Nichts für ungut, aber seit Sie hier sind, hat sich die Situation nur verschlechtert. Der Zeitstrom ist offenbar völlig aus dem Ruder gelaufen.« Er markierte eine Stelle in seinem Buch und klappte es zu. »Verstehen Sie mich nicht falsch. Aber ich höre, wie die Leute sagen, Ihre Ankunft müsse irgendetwas im Kontinuum durcheinander gebracht haben. Obwohl es eigentlich gar nicht schlimmer kommen kann – es sei denn, Sie sitzen genauso fest wie wir.«
    Legroeder starrte ihn entgeistert an.
    ◊ Gestatten Sie eine Bemerkung – aber Sie sollten feststellen, ob diese Behauptung stimmt oder nicht. Das Resultat könnte von größter Relevanz sein. ◊
    (Macht keine Witze!) , dachte Legroeder.
    »Unlängst sind wir selbst durch eine instabile Zone gereist«, erklärte Deutsch.
    Der Mann lachte. »Willkommen im Club! Seit ich angefangen habe, dieses Buch zu lesen, wurde ich zweimal zeitlich zurückversetzt – beide Male saß ich wieder beim gestrigen Dinner.« Er zog eine Grimasse. »Dass mir das einmal passierte, war schon ärgerlich genug. Ja, früher servierten sie hier ein ausgezeichnetes Essen. Als die Verpflegung noch nicht aus den Recyclern kam.«
    »Wissen Sie, wo wir den Captain finden können?«, erkundigte sich Legroeder. »Wir saßen mit ihm zusammen, und plötzlich schwappte ein dunkler Schatten, der wie eine Welle geformt war, über uns hinweg.«
    Der alte Mann winkte ab. »In diesem Fall kann der Captain überall sein. Aber wenn Sie zur Brücke und Mannschaftssektion wollen, befinden Sie sich auf dem richtigen Weg. Gehen Sie einfach weiter, bis sie an königsblau gestrichene Türen gelangen.«
    »Danke«, erwiderte Deutsch, wobei seine Gesichtsimplantate aufgeregt flackerten. Mit seinen Primär-Augen spähte er den Korridor entlang, derweil die Objektive in den Wangenknochen weiterhin den Mann fixierten. »Möchten Sie uns nicht begleiten? Damit wir uns nicht verirren?«
    »Jesus, ist das unheimlich! Ihre Augen, meine ich. Fassen Sie das bitte nicht als Beleidigung auf.« Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein, ich schmökere lieber in meinem Buch, wenn es Ihnen recht ist. Das macht mich glücklicher.«
    »Schon gut«, entgegnete Legroeder. »Danke.«
    Eilig setzten sie ihren Weg fort.
    *

Ungefähr ein Dutzend Herztakte später erschauerte Legroeder …
    … ein schwarzer Brecher überrollte ihn …
    Er griff suchend nach Deutsch, fand ihn aber nirgends. Er fühlte sich desorientiert und die Umgebung verschwamm vor seinen Augen.
    Mühsam konzentrierte er sich und fand sich auf einmal in dem Besprechungszimmer wieder, zusammen mit Captain Friedman, Jamal und Poppy. Nach Luft schnappend blickte er wild um sich. Deutsch war nirgends zu sehen.
    »Was, zum Teufel, ist in Sie gefahren?«, fragte Friedman.
    Legroeder wusste nicht, ob der Captain wütend war oder nur überrascht. »Ich … ich bin mir nicht sicher …«, keuchte Legroeder. »Ich glaube, ich wurde gerade in die Zukunft transportiert. Es schien vergangene Nacht zu sein … auf jeden Fall irgendeine Nacht. Da war eine Passagier-Lounge, in der sich nur wenige Leute aufhielten. Die meisten von ihnen konnten mich nicht sehen.«
    Friedman gab einen knurrenden Laut von sich.
    »Ein Passagier erzählte uns, dass die Situation seit unserer Ankunft zunehmend instabiler würde …«
    »Uns? Wer befand sich bei Ihnen?«
    »Rigger Deutsch. Ich traf ihn in dieser temporalen Verschiebung, und dann wurden wir wieder getrennt. Haben Sie ihn vielleicht gesehen?«
    »Ich bin hier«, sagte Deutsch direkt neben ihm.
    Erschrocken

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