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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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machen, um sie manipulieren zu können?
    Aber diese Stimme hatte sich nicht künstlich angehört; sie klang eher wie die eines lebendigen Wesens. Nicht feindselig, sondern freundlich.
    Tritt ans Fenster, dann kannst du mich sehen …
    Da war sie schon wieder.
    Tritt ans Fenster.
    Wie ein Schnurren in ihrem Gehirn. Komm her …
    Sie rieb sich die Stirn. Nun, warum nicht? Wenn sie sich vorsichtig bewegte, konnte sie es schaffen. Sie hörte, wie Dennis in der Küche herumhantierte, und Lydia war irgendwo im Flur. Wenn sie langsam aufstand – so wie jetzt – und falls jemand sie sah, sagte sie einfach – sie wollte zum Fenster gehen.
    Taumelnd kam Maris auf die Füße. Sie wartete, bis sie die Balance wiedergewonnen hatte, dann rückte sie von dem Sessel ab. Dennis klapperte mit Gläsern. Keine Spur von Lydia. Noch drei Schritte. Sie erreichte das Wohnzimmerfenster und hielt sich an der Fensterbank fest.
    Hallo – da bist du ja …
    Sie blickte durch den Vorhang auf eine Wiese, die an einem Waldrand endete. Leichter Regen fiel.
    Hinter der Fensterscheibe tauchte ein Gesicht auf. Sie unterdrückte einen Aufschrei. Es war kein menschliches Antlitz, sondern das eines Tieres. Weiß. Wie eine große Katze oder ein Wiesel … und diese Kreatur trug ein Halsband, an dem etwas Glühendes hing …
    Ich kann dir den Weg zeigen.
    Erschrocken prallte Maris zurück. Verständigte sich das Wesen durch Telepathie? Oder sprach dieser glühende Anhänger zu ihr? Das Tier verschwand. Maris beugte sich vor, um nach draußen zu spähen. Die Kreatur stand drunten auf vier Beinen. Sie hatte die Gestalt einer großen Hauskatze und einen buschigen Schwanz. Das Tier blickte zu ihr hoch und trottete auf die Hintertür zu … Um dort auf sie zu warten?
    Maris tat ein paar kräftige Atemzüge. Was hatte das zu bedeuten? Offenbar wimmelte es auf Faber Eridani von Feinden. Sie müsste verrückt sein, wenn sie diesem Tier vertraute. Oder nicht?
    Sie entsann sich, dass sie jede Gelegenheit zur Flucht nutzen wollte.
    Der Kontakt mit den Gedanken dieses Wesens wirkte beruhigend. Sie spürte Ernsthaftigkeit. Hier entlang. Meine Freunde schickten mich. Und deine Freunde. Freunde von Harriet. Freunde von Legroeder. Du kennst Legroeder?
    Maris erstarrte. Hatte sie richtig gehört? Wieder presste sie ihr Gesicht gegen die Fensterscheibe. Das Tier stand vor der Hintertür und schaute erwartungsvoll zu ihr herauf.
    »Was fällt Ihnen ein?«
    Maris zuckte vom Fenster zurück und wankte ein bisschen. Vom Flur her starrte Lydia sie böse an.
    »Ich stehe bloß hier und …«
    »Das dürfen Sie nicht!«
    »Sie sollten nicht ohne Hilfe aufstehen«, schnitt Dennis Lydia das Wort ab, als er aus der Küche kam. »Man kann es ihr nicht verübeln, dass sie neugierig ist.«
    »Wir sind für ihre Sicherheit verantwortlich!«, keifte Lydia. Mit dem Finger zeigte sie auf Maris. »Tun Sie das nicht noch mal!«
    »Aber ich wollte doch nur …«
    »Miss O'Hare«, wandte Dennis ein, »bleiben Sie bitte von den Fenstern weg. Wir wissen nicht, wer da draußen herumlungert.«
    Maris bemühte sich, verstörter auszusehen als sie sich fühlte. »Aber Sie beobachten die Umgebung doch mit den Sensoren.« Sie blickte auf die Konsole.
    Dennis spreizte die Finger. »Gewiss. Es besteht kein Grund, sich aufzuregen.«
    Lydia furchte die Stirn. »Na schön – aber seien Sie bitte vorsichtig, ja?« Mit dem Daumen gab sie Dennis einen Wink. »Wir müssen uns unterhalten.«
    Achselzuckend folgte Dennis Lydia in die Küche.
    Maris' Puls beschleunigte sich. Ihre Chance? Oder war sie verrückt?
    Freunde von Harriet und Legroeder – beeil dich!
    Ihr Herz schlug wie eine Trommel. Was dachte sie sich dabei? Aber wenn das real war …
    Aus der Küche drangen Stimmen:
    »Sie ist kein gottverdammter Hausgast, weißt du!« Lydia klang aufgebracht.
    »Wir sind nur angewiesen, sie hier zu behalten …«
    »Genau. Wir sollen sie festhalten , du Idiot!«
    »Zur ihrer eigenen Sicherheit …«
    Lydia senkte die Stimme, doch der verächtliche Tonfall war ausgeprägter denn je. »… Wie sollen wir dafür sorgen, dass keiner sie befreit, wenn sie ihre gottverdammte Visage aus dem gottverdammten Fenster steckt?«
    Zu ihrer Überraschung merkte Maris, dass sie den halben Weg zur Tür bereits hinter sich gebrachte hatte, während sie dem Streit lauschte. Sie streckte die Hand aus.
    Rasch. Du musst fliehen! Ehe die anderen hier sind!
    Im Geist sah sie Leute, die sich durch die Wälder dem Haus näherten,

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