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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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anderen unbegreiflichen Welt gefangen zu sein, die sich innerhalb seines Kopfes befand. Deutsch gelang es als Einzigem, auf empathische Weise zu ihm durchzudringen. Wenn jemand es schaffte, Pen Lee in die Außenwelt zurückzuholen, dann wäre es Deutsch, meinte Legroeder.
    Legroeder selbst wurde immer nervöser, derweil er auf den Abflug wartete. In seiner blühenden Phantasie stellte er sich vor, was alles schief gehen und seine Rückkehr nach Faber Eridani verhindern konnte. Jede Stunde, die verging, schien die Probleme zu vergrößern. Tracy-Ace war emsig damit beschäftigt, die Aktivitäten bezüglich der Impris zu beaufsichtigen, und wenn sie nicht bei ihm war, verbrachte Legroeder viel Zeit mit den Narseil, oder Freem'n Deutsch oder der Impris -Crew. Seine Schiffsgefährten von der H'zzarrelik durften sich mittlerweile ziemlich frei im Außenposten bewegen. In der Festung kursierten die abenteuerlichsten Gerüchte, ein Gespinst aus Lügen, Wahrheiten und Halbwahrheiten, die sich um die jüngsten Ereignisse drehten. Hinter vorgehaltener Hand erzählte man sich, wie die Narseil in einer Undercover-Mission nach YZ/I kamen, um gemeinsam mit den Cyber die Impris zu bergen; und nur durch ein fürchterliches Missverständnis sei es zu einem Kampf mit der Flechette gekommen. Die Geschichte behagte Legroeder nicht, doch er hatte nicht die Absicht, sie zu korrigieren.
    Was sein Verhältnis zu Tracy-Ace betraf, so wusste er nicht, was er davon halten sollte. Sie blieb seine Freundin und Helferin, aber ob sie ihn noch als ihren Geliebten betrachtete, wusste er nicht. Seine Implantate schwiegen beharrlich, und ohne die künstlich erzeugte Verbindung erschien es ihm unmöglich, ihre Gedanken oder Gefühle zu deuten. Seit seiner Rückkehr hatten sie nicht mehr miteinander geschlafen, und er fühlte sich linkisch, frustriert und einsamer denn je. Mal glaubte er, er sei schrecklich in sie verliebt, dann wiederum kamen ihm Bedenken, er sei das Opfer einer Besessenheit, die zu nichts führte. Bestand tatsächlich die Hoffnung, dass er sein Leben mit einer Piratin teilte? Das wäre höchst unwahrscheinlich.
    Eines Abends, beim Dinner in ihrem Quartier, schien Tracy-Ace in seinen Gedanken zu lesen. Sie kredenzte eine Flasche Wein – richtigen Wein – und schickte sich an, sie zu öffnen. »Legroeder, du bist verkrampft. Die ganze Zeit über wirkst du so angespannt.«
    »Na ja …«
    Sie entkorkte die Flasche und blinzelte ihn an. »Lass mich raten. Du weißt nicht mehr, was du von mir halten sollst. Stimmt's?«
    Legroeder gab keine Antwort. Er nahm ihr die Weinflasche ab und inspizierte sie angelegentlich. Das Etikett war in einer ihm fremden Sprache abgefasst. Woher bezog man auf diesem Außenposten richtigen Wein? Kultivierte Ivan eigene Weingärten? Wohl kaum. Er gab ihr die Flasche zurück und setzte sich neben sie auf den Rand der Koje.
    »Du hast Recht«, fuhr sie fort. Sie schenkte ein Glas voll und hielt es gegen das Licht. Der Wein war von einer tiefroten Farbe. Er musste phantastisch schmecken, wenn er aus einem natürlichen Anbau entstammte. Sie reichte ihm das Glas.
    Nervös kostete er einen Schluck, und sogleich fühlte er sich deprimiert. Ein so köstlicher Tropfen musste auf einem Planeten gekeltert sein. Er trank Wein, der aus der Prise von Piraten kam.
    »YZ/I beging die Verbrechen, die du ihm unterstellst«, fuhr sie fort. »Und ich war seine Komplizin.«
    »Wirklich?«, flüsterte er heiser.
    »Ich bin kein Engel«, betonte sie.
    »Aber …« – seine Stimme erstickte – »du hast doch nicht befohlen …«
    »Ich habe keine Schiffe losgeschickt, um andere Schiffe zu kapern. Das nicht. Aber ich arbeitete mit YZ/I zusammen. Ich sorgte dafür, dass Leute in Gefangenschaft gerieten. Ich kann nicht abstreiten, dass ich Schuld auf mich geladen habe.«
    Schuldig , dachte Legroeder. Er starrte auf den Fußboden, sein Herz blutete. Und was hatte er getan? Was musste er eingestehen?
    Einen Moment lang wünschte er sich, seine Implantate würden wieder ein Link herstellen, damit er all seine Vergehen in einem Rutsch beichten konnte. Dann wieder war er froh, dass sich die Implantate deaktiviert hatten. Es ist schlimm genug, wie es ist, sagte er sich.
    »YZ/I gibt es nur ungern zu, Legroeder – aber er hat diese Art von Leben satt. Und ich verabscheue die Piraterie noch mehr. Ich will, dass das aufhört! YZ/I denkt genauso – nur seine Beweggründe sind pragmatischer.« Sie schwenkte ihr Weinglas. »Er führt Motive an

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