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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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wie: ›Die Piraterie macht uns faul und bequem – wir wären stärker, wenn wir ein autonomes Wirtschaftssystem entwickelten!‹« Sie schniefte, und er wusste nicht, was sie gerade empfinden mochte.
    »Glaubst du ihm?«, fragte er.
    »Natürlich nehme ich ihm das ab. Ich selbst möchte mit diesem Treiben lieber heute als morgen aufhören. Ich finde es zum Kotzen!« Sie presste die Lippen zusammen und fuhr in gedämpftem Ton fort: »Es ist falsch, und ich bin es Leid, Unrecht zu tun. Unabhängig von irgendwelchen anderen Gründen.« Sie sah ihn an, und plötzlich bemerkte er, dass ihre Implantate dunkel waren; in ihren Augen glänzten Tränen. Einen Moment lang weinte sie leise, das Weinglas in ihren zitternden Händen haltend. Dann wischte sie sich die Augen mit ihrem Blusenärmel trocken und flüsterte: »Bevor du kamst, gefiel mir dieses Leben auch nicht – aber ich wusste nicht, warum das so war. Später sah ich die Konsequenzen der Piraterie aus deiner Perspektive, ich erfuhr, was du erlitten hast.«
    Legroeder runzelte die Stirn. »Aber ich habe doch gar nicht … oder habe ich es dir doch gezeigt?«
    »Ja, das tatest du. Nicht absichtlich, wie ich glaube. Trotzdem bin ich froh, dass du dich mir offenbart hast, denn auf diese Weise sah ich das Unrecht ein.« Sie schien noch mehr sagen zu wollen, doch dann wandte sie sich von ihm ab und seufzte.
    Legroeder fühlte sich elend. Er nahm Tracy-Ace das Glas aus der Hand und stellte es neben seines auf den Tisch. Sanft zog er sie in die Arme. Sie blieb ganz steif sitzen, und zum ersten Mal seit geraumer Zeit fiel ihm wieder ein, dass sie größer war als er. Schließlich gab sie nach und schmiegte sich an seine Brust. Ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter, während sie vor Schluchzen bebte und ihren Gefühlen freien Lauf ließ. Nach einer Weile legte sie sich hin und bettete ihr Haupt auf seinem Schoß. Er schwieg und streichelte ihr übers Haar.
    Bald darauf merkte er, dass sie eingenickt war. Behutsam rollte er sie auf die Seite und deckte sie zu. Ungefähr eine Stunde lang saß er da und schaute sie an, während er über ihre Worte nachgrübelte und seine eigene Handlungsweise überdachte.
    Im Grund wusste er nicht, was er denken sollte. Dass er eine Mission zum Erfolg geführt hatte und jetzt ein Held war? Dass er sich in die Dienste von Piraten gestellt hatte und ihnen den Weg zu einer Kolonisierung der Sterne ebnete? Dass er einer Frau verfallen war, deren Lebensstil sich so krass von seiner eigenen Existenz unterschied, dass er von einer gemeinsamen Basis nicht einmal träumen durfte? Dass ihm das einerlei war, weil er sie so sehr liebte?
    Er konnte nicht einschlafen; im Dunkeln lag er neben Tracy-Ace und wünschte sich, er hätte seine alten Perlenmantras, um seine Gedanken zu ordnen, damit sie einen Sinn ergaben. Schließlich begab er sich im Geist zu Deutsch und dessen Meditationskristallen; allein auf einer beleuchteten Bühne führte er lange Dialoge mit sich selbst und stellte sich vor, seine stummen Implantate würden ihm zuhören. Er debattierte, was besser sei – sollte er mit dem Feind zusammenarbeiten? Ihn bekämpfen? Eine Flucht wagen? Am Ende, als der Vorhang fiel, schlief er vor Erschöpfung ein, ohne eine Entscheidung getroffen zu haben.
    *

    Er wachte eher auf als Tracy-Ace. Doch als er versuchte, seinen vom Schlaf benommenen Verstand zu klären, setzte sich Tracy-Ace abrupt im Bett auf und warf die Decke zurück. »Äh …«, brummte er, während er sich immer noch ein wenig benebelt fühlte. »Tracy, geht es dir gut?«
    Sie blickte auf ihn herunter, als wunderte sie sich, dass er neben ihr lag. Ihre Optimierer flimmerten hektisch. Mit ihren Gedanken schien sie Lichtjahre entfernt zu sein. Er richtete sich gleichfalls auf. »Ace?«
    »Hay«, sagte sie. Der Ausdruck von Mutlosigkeit und Selbstzweifel war aus ihrer Stimme gewichen, aber er war sich nicht sicher, wodurch er ersetzt worden war. Ihre silbergrünen Augen blickten hellwach, aber irgendwie abwesend. Einen Moment lang schien sie ihn zu fixieren. »Ich muss gehen«, verkündete sie und sprang aus dem Bett. »Ich habe mit YZ/I etwas Wichtiges zu besprechen. Die Sache duldet keinen Aufschub.« Sie sah an sich hinunter und strich sich die Kleidung glatt, in der sie geschlafen hatte. Aus dem Kühlschrank holte sie sich eine Flasche Fruchtsaft, trank einen Schluck und reichte sie an Legroeder weiter. Dann ging sie zur Tür.
    »Ace, warte!«
    »Wir sehen uns spä …« Die Tür fiel hinter

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