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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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verlassen. Und wenn sie von der Raumfahrtbehörde und der Rigger-Gilde verfolgt wurden, durfte er sich wohl getrost auf seinen Instinkt verlassen. Zuerst sollten sie die Fakten prüfen, und erst im allerletzten Moment würde er mit seinem Ansinnen herausrücken. Gewiss, sie konnten nicht annähernd einschätzen, in welcher Gefahr sie sich befanden, und wenn er sie warnte, riskierte er, dass die Scharade, die er jahrelang gespielt hatte, völlig in sich zusammenbrach.
    »Wenn Sie wollen, können Sie den Text hier lesen …« – er drückte auf einen Schalter unter der Tischkante, und aus der Tischplatte schoben sich für Legroeder und Harriet Computer-Pads –, »und dann mit den Dokumenten vergleichen. Hinterher reden wir darüber. Was halten Sie von einem leichten Abendessen? Ich pflege früh zu speisen.« Legroeder und Mahoney nickten; sie hatten sich bereits in ihre Lektüre vertieft.
    McGinnis zog sich leise zurück. Ihm ging es weniger darum, ein Dinner zuzubereiten, als sich für die nächste Attacke zu rüsten, die unweigerlich kommen musste. Sämtliche Anzeichen deuteten darauf hin: Die anonyme Nachricht von der Bibliothek in Elmira, die ihn vor wenigen Stunden erreichte, und in der man ihm mitteilte, zwei Personen seien auf der Suche nach Informationen über die Impris . Eine andere Warnung empfing er auf direktem Weg durch seine Bio-Optimierer; falls ein Rigger Legroeder und seine Anwältin ihn aufsuchen sollten, um bei ihm herumzuschnüffeln, habe er sie unverzüglich fortzuschicken. Seit vielen Jahren hatte er es sich nicht mehr gestattet, über die Ermittlungen, die sich mit der Impris beschäftigten, nachzudenken. Als die Warnungen bei ihm eintrafen, wunderte er sich zuerst – doch als ihm dämmerte, worauf das Ganze vielleicht hinauslief, erschrak er bis ins Mark. Würde der ganze Fall noch einmal aufgerollt? Möglicherweise hatte er hier in seiner Enklave viel zu abgeschieden gelebt. Tatsächlich kannte er Legroeders Namen aus den Nachrichten, doch da er fest entschlossen war, sich aus allem herauszuhalten, schenkte er dem eigentlichen Bericht nur wenig Beachtung.
    Nun erkannte er seinen Fehler. Vermutlich stand die entscheidende Konfrontation, die er immer gefürchtet hatte, kurz bevor – ohne dass ihm genügend Zeit geblieben wäre, sich darauf einzustellen. Jetzt galt es, äußerste Vorsicht und Wachsamkeit walten zu lassen.
    Rasch ging er in die Küche, die durch einen kurzen Korridor vom Wohnzimmer getrennt war. Er konzentrierte sich auf seine Atemzüge, ständig in der Angst, seine Gedanken könnten ihm entgleiten. Es war ihm gelungen, seine eigentlichen Pläne vor dem Netzwerk aus Bio-Optimierern abzuschotten, doch während der vergangenen Stunde hätte er den inneren Kampf mehrere Male beinahe verloren. Wenn er von diesen Optimierern nur nicht so abhängig wäre, um seine eigenen Erinnerungen und Gedanken zu unterstützen!
    Zweifelsohne hegte die andere Seite ebenfalls Bedenken, aber man war sich nicht sicher. Die Kräfte, die ihn innerlich auf die Probe stellten, nahmen an Intensität zu; diejenigen Personen, die ihn zu beherrschen versuchten, bombardierten ihn mit Instruktionen. Solange er nicht aufmuckte, ließen sie ihn ebenfalls in Frieden. Doch damit war jetzt Schluss.
    Am ganzen Körper bebend stand er vor dem Nahrungsmittelprozessor, die Hände auf die Arbeitsplatte gestützt, und konzentrierte seine Gedanken auf die möglichen Gerichte, die er kochen konnte. Doch dann schlug die seltsame Kraft in seinem Innern mit aller Macht zu, brandete gegen ihn an wie eine Meereswelle, schüttelte ihn durch und hob ihn in die Höhe, um ihn kopfüber wieder hinunter sausen zu lassen. Der Atem wurde ihm aus den Lungen gepresst …
    Du musst dem Einhalt gebieten. Es darf dich nicht bezwingen … SETZ DICH ZUR WEHR!
    Die Finger der Optimierer drangen in ihn ein, versuchten, seine geheimsten Gedanken zu ertasten …
    ◊ Lass uns sehen, lass uns sehen –! ◊
    Mit eisernem Willen kämpfte er dagegen an, klammerte sich an seine Gedanken, bis sein Kopf wie leer gefegt war … und nur das vertraute, abstrakte Ringen zwischen Geist und Schaltkreisen übrig blieb. (»Raus! Verschwindet, ihr verdammten Bastarde – weg mit euch!«) Ihm schwindelte, und er verlor an Boden. Die Augen und Ohren der Optimierer und deren Kontrolleure fielen über ihn her wie ein Tiger, der ein Zelt zerfetzt; verbissen hieben sie ihre Krallen in den dünnen Stoff, der seine Gedanken schützte, forderten mit lautem Gebrüll,

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