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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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die früheren sonderbaren Vorfälle zu erklären, und es lassen sich keine eindeutigen Schlussfolgerungen ziehen. Die Ereignisse müssen näher untersucht werden; sie könnten Hinweise auf Gefahren des Riggens geben, die man lernen sollte zu verstehen, um möglichen Risiken begegnen zu können. Durch ein gründliches Studium ließen sich die Fährnisse und Unwägbarkeiten besser einschätzen, die seit jeher alle Fahrensmänner und Völker begleiteten, die sich auf Schiffen in unbekannte Gefilde vorwagten.
    So viel ist über die letzte Reise der Impris bekannt: Das Schiff startete von Faber Eridani am letzten Tag der zwölften Woche des Jahres 217 Raumzeit (Ortszeit: Sonntag, zur vierunddreißigsten Springtide), um 2635 lokale Abendstunde, mit dem Ziel Vedris IV. An Bord befand sich die komplette Besatzung, bestehend aus 74 Personen, unter dem Kommando von Captain Noel Friedman, dazu 486 Passagiere, einschließlich Mr. Lee. Auf Vedris IV war ein kurzer Zwischenstopp geplant, ehe man in den Aeregianischen Sektor weiterfliegen wollte.
    Die Impris kam nie auf Vedris IV an. Es wurde niemals eine Kommunikation hergestellt. Für ihre Zerstörung fand sich kein einziger Beweis – wobei sich bekanntermaßen Wrackteile im interstellaren Raum nur schwer lokalisieren lassen. Obwohl sie in einer Zeit des Krieges unterwegs war, führte ihre Route sie nicht in Zonen, in denen bewaffnete Konflikte stattfanden. Ein feindseliger Akt kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden, aber es gibt auch keinen einzigen Anhaltspunkt, der dafür spricht …
    Legroeder kratzte sich am Kopf. »Dass Piraten das Schiff aufgebracht haben könnten, wird mit keiner Silbe erwähnt.«
    Harriet blickte von ihrem Monitor hoch. »Der Bericht wurde gleich nach Kriegsende geschrieben. Wenn ich mich nicht irre, gab es damals kaum Piraterie, auch nicht in der Region des Golen Space. Diese Plage begann erst rund zehn Jahre später.«
    »Das stimmt«, bekräftigte McGinnis, der ins Wohnzimmer zurückgekehrt war und sich an der Bar beschäftigte. »Die Freibeuterei kam erst nach dem Krieg auf – obschon man viele Ursachen dafür in diesem Krieg und seinen Nachwirkungen finden kann. Ich wundere mich, dass Sie das nicht wissen.«
    Legroeder war ein bisschen pikiert. »Na schön – ich kenne mich in Geschichte nicht so gut aus. Können Sie mir das verzeihen?« Während der sieben Jahre seiner Gefangenschaft hatte er eine Menge über Piraterie gelernt und nach welchen Regeln sie sich organsierte, aber nur sehr wenig über ihre historische Entwicklung.
    McGinnis neigte abbittend den Kopf, und Legroeder las weiter.
    Während der zwei Jahre nach ihrem Verschwinden, gab es immer wieder Meldungen an die Rigger-Gilde, in denen Rigger, die in der gleichen Region des Flux navigierten, wenn auch nicht auf derselben Route, behaupteten, die Impris gesichtet zu haben. Die Rigger-Gilde überprüfte die Angaben und tat sie als Hirngespinste der Rigger ab, die ja, das muss einmal gesagt werden, schon von Berufs wegen über eine lebhafte Phantasie verfügen müssen. Nichtsdestoweniger glichen die Behauptungen in vielen Punkten den Berichten jener Rigger, die auf der Impris Dienst taten, und deren Beobachtungen die vorliegende Untersuchung überhaupt erst in Gang setzten.
    Im Hauptteil dieses Reports soll auf besagte Meldungen der Impris -Rigger ausführlich eingegangen werden. Im Wesentlichen betrafen sie zwei unterschiedliche, aber vermutlich zusammenhängende Phänomene: 1) eine Reihe unerklärlicher Sichtungen von Schiffen im Flux; und 2) Schwierigkeiten beim Verlassen des Flux und Wiedereintritt in den Normalraum.
    Die Sichtungen, drei an der Zahl, wurden von der Impris -Crew als Begegnungen mit ›Gespensterschiffen‹ bezeichnet. Diese Schiffe trugen die Hoheitszeichen bekannter Welten, tauchten nur kurz auf und reagierten weder auf Versuche, Kontakt aufzunehmen, noch konnten alle im Netz befindlichen Rigger diese Erscheinungen bestätigen. Im Rigger-Jargon hießen diese Schiffe ›Fliegende Holländer‹ – ein Ausdruck, der in einer alten Legende seinen Ursprung hat. Gemeint ist ein verhextes Hochseeschiff, das dazu verdammt ist, bis in alle Ewigkeit über die Ozeane zu segeln, ohne jemals einen Hafen zu erreichen.
    Handelte es sich lediglich um eine originelle Wortwahl, um das Gespenstische dieser Sichtungen wiederzugeben? Oder beobachtete man tatsächlich Schiffe, die in einer unheimlichen Schicht des Flux gefangen sind, außerstande, irgendein Ziel anzulaufen, ja nicht

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