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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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er ja.«
    »Nun, was denken Sie?«, fragte McGinnis, der soeben durch die Tür trat.
    »Der Bericht ist verdammt ernüchternd«, meinte Legroeder. »Aber wenn dieser Inspektor Fandrang so hoch geachtet wurde, wieso nahm man seinen Report dann nicht zum Anlass, weitere Nachforschungen anzustellen?«
    McGinnis ließ sich schwerfällig auf einen Sessel plumpsen. Sein Gesicht trug wieder den mittlerweile vertrauten gequälten Ausdruck. »Ja, warum wohl?«
    »Und weshalb entfernte man diese Dokumente aus einer öffentlichen Bibliothek?«, hakte Harriet nach. »Mir fallen nur zwei logische Gründe ein. Erstens könnte eine Prüfung ergeben haben, dass der Inhalt wertlos ist …«
    »Dafür gibt es keinen Anhaltspunkt.« McGinnis knetete seine Hände, bis die Fingerknöchel weiß hervortraten.
    »Oder jemand wollte sie aus dem Verkehr ziehen, weil er befürchtete, er könnte seine Position, seine Macht und seinen Reichtum verlieren, wenn jemand der Sache näher auf den Grund ginge.«
    McGinnis schnalzte mit der Zunge und deutete ein Lächeln an. Er nahm die Papiere in die Hand und blätterte darin.
    »Ob die Schifffahrtslinie dahinter steckte?«, mutmaßte Harriet.
    McGinnis schüttelte den Kopf. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Natürlich wollte man künftige Passagiere nicht beunruhigen und hatte wohl auch Angst vor eventuellen Regressansprüchen. Der Golden Star Line konnte es nur recht sein, wenn die Öffentlichkeit glaubte, die Narseil hätten das Schiff zerstört. Das war immer noch besser als der Verdacht, es sei nicht zurückgekommen, weil die Rigger – wie soll ich mich ausdrücken? –mit dem Flux verschmolzen seien. «
    »Nun ja, wenn man bedenkt …«, setzte Legroeder an.
    »Aber das allein war sicher nicht der Grund für die Vernebelungstaktik«, fiel McGinnis ihm ins Wort. »Solche Manöver wären irgendwann ans Tageslicht gekommen. Jemand muss so erpicht darauf gewesen sein, die Sache zu verheimlichen, dass er sogar für eine Fälschung der Geschichtsschreibung sorgte.«
    »Und haben Sie eine Ahnung, wer diese Person war?«, erkundigte sich Harriet.
    Behutsam legte McGinnis die Dokumente auf den Tisch zurück. »Ich … weiß es … nicht.« Abermals schien er einen inneren Kampf auszufechten, und sein Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze. »Ich kann Ihnen das Material zeigen, das unterschlagen wurde. Aber den oder die Verantwortlichen – kenne ich nicht.« Er atmete ein paarmal tief durch, bis seine Züge sich wieder glätteten. »Wenn wir mehr Zeit hätten, könnte ich Ihnen erzählen, auf welche Weise die Wahrheit in den öffentlich zugänglichen Berichten getilgt wurde – oder so gebeugt, dass sie keinen Aussagegehalt mehr besaß. Aber wenn Sie diese Ära wirklich verstehen wollen … müssen Sie einen Historiker aufsuchen, einen Bekannten von mir.«
    Interessiert hob Harriet den Kopf.
    »Einen Narseil. Er heißt El'ken.«
    Verdutzt starrte Legroeder McGinnis an. Der berühmte Historiker El'ken. Selbst Legroeder hatte schon von ihm gehört. »Aber man hat den Narseil den Verlust der Impris angelastet …«
    »Sie brauchen nicht mit einem herzlichen Empfang zu rechnen. Obwohl ein Jahrhundert vergangen ist, kann El'ken weder vergeben noch vergessen. Der Bruch wurde nie gekittet. Aus beruflichen Gründen, um seine Forschungen besser betreiben zu können, lebt El'ken hier in diesem System, draußen im ersten Asteroidengürtel. Auf einem Asteroiden mit Namen Arco Iris. Wenn Sie möchten, gebe ich Ihnen ein Empfehlungsschreiben mit.«
    »Warum sollte sich jemand so viel Mühe machen, um die Narseil in Verruf zu bringen? Das ergibt keinen Sinn.«
    McGinnis hob die Augenbrauen und schien zustimmend nicken zu wollen; dann erstarrten seine Bewegungen, und in offenkundigem Schmerz kniff er die Augen zusammen. Irgendwo erklang ein trillernder Ton, und es sah aus, als sperre sich McGinnis gegen einen Zwang, den Kopf herumdrehen zu müssen.
    Harriet streckte die Hand aus. »Mr. McGinnis …«
    »Nein« , wisperte er und wurde ganz blass. Das penetrante Trillern dauerte an. Schwerfällig erhob sich McGinnis. »Bitte … entschuldigen … Sie … mich …«
    Am liebsten wäre Legroeder aufgesprungen und hätte ihn festgehalten. Ohnmächtig ballte er die Fäuste, während McGinnis sich in den Flur begab. Einen Augenblick später hörte er, wie eine Tür zuklappte.
    Er und Harriet schauten einander an. Legroeder schlug das Herz bis zum Hals; warum er sich so aufregte, wusste er nicht. Er schluckte und widmete

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