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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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Nerven, Adern und Sehnen gezogen. Das Gefühl war teils physisch, teils erschien es ihm als Bild , das in seinem Bewusstsein abspulte. Diese Ahnung verstärkt sich, ohne dass er den Vorgang hätte kontrollieren können, er ließ sich weder verlangsamen noch stoppen. Auf einmal glaubte er, er stecke mitten in einer Stadt in einem Verkehrsstau, gefangen, eingekeilt, gezwungen, sich mit dem Fluss des Verkehrs zu bewegen oder stehen zu bleiben, sowie dieser ins Stocken geriet. Er war gefesselt von einem lebendigen Gespinst, das ihn wiederum in ein noch größeres Phänomen integrierte.
    Plötzlich hüllte ihn Dunkelheit ein, sämtliche Gefühle erloschen, und er wusste nicht mehr, ob die Zeit langsam oder schnell verging. Aber er merkte, dass sich irgendetwas veränderte – und er blieb gerade mal so weit bei Besinnung, um zu spüren, dass sich das neue Netzwerk mit den Zentren in seinem Gehirn verband, die die Zeitwahrnehmung steuerten …
    … und ohne Vorwarnung packte ihn eine Erschütterung, wie wenn seine inneren Systeme neu ausgerichtet würden. Gleich danach überschwemmte ihn eine Fülle von Informationen, die einerseits von den Implantaten ausgingen, zum anderen in diese hineinströmten. Der Inhalt der Informationen blieb ihm schleierhaft; es war, als teste sich das System selbst und brauchte ihn nicht an diesem Prozess zu beteiligen.
    Dann war die physische Verwandlung vollzogen. Nicht die Neuanpassung, das Adaptieren würde erst später kommen. Nun steckten mechanische Geräte in seinem Gehirn: Systeme, die sein Wissen und seine Erkenntnisfähigkeit erweiterten. Ein wenig war es so, als sei er in ein Rigger-Netz eingeloggt; doch die Daten, die er empfing, waren von einer anderen Art, sie glichen eher den Informationen aus einer Bibliotheks-Datei. Während er regungslos dalag, bekam er verschwommen mit, wie das Narseiller Ärzteteam in seiner Nähe herumhantierte, doch der größte Teil seiner Aufmerksamkeit richtete sich nach innen; die Daten-Systeme wurden aktiv und boten ihm ihre Dienste an. Er war sich nicht sicher, wie er reagieren sollte.
    Der Reihe nach öffneten sich kurz ein paar Verknüpfungen. Einige führten zu Datenbänken, andere zu Analyse-Programmen. Manche stellten eine Verbindung nach außen her – sie würden erst dann aktiviert werden, wenn er sich in die Schiffssysteme oder Bibliotheken einklinken wollte. Oder – in das Intelnet der Piraten.
    Er vergegenwärtigte sich, dass Com'peer hin und her ging, derweil sie ein Liedchen summte. Als sich die Chirurgin über ihn beugte und ihm in die Augen spähte, stieß er einen Schrei aus; ein mutierter Leguan starrte ihn an. Das Bild schien sich zu verzerren, dann blickte er wieder in das Gesicht der Narseil.
    »Gut«, meinte die Chirurgin.
    Legroeder strengte sich an und würgte ein paar Worte hervor. »Was soll das heißen, gut ? Herrgott noch mal, Sie haben mich zu Tode erschreckt.«
    Die Narseil lachte; es klang, als würde ein Reißverschluss hochgezogen. »Ich gab einen kleinen Input in Ihr visuelles System, um Ihre Reaktion zu testen. Sie haben mich nicht enttäuscht.«
    Legroeder schloss die Augen und hoffte, es möge bald vorbei sein.
    »Seien Sie unbesorgt, auch wenn Ihnen alles ein bisschen verwirrend vorkommt«, tröstete Com'peer ihn. »Bevor Sie ernsthaft in Aktion treten, absolvieren Sie ein gründliches Training.«
    »Warum …?«, setzte Legroeder an, doch ehe er seinen Gedanken aussprechen konnte, stürmte die nächste Input-Welle auf ihn ein. Plötzlich schwamm er in einer surrealistischen Landschaft, trieb über orange glühende Lava, über die sich ein blutroter Himmel spannte. Er verspürte eine Anwandlung von Angst, dann Groll und Bestürzung. Schließlich dämmerte ihm, dass er diese Eindrücke vielleicht auf die gleiche Weise steuern konnte, wie er seine Sinneswahrnehmungen in einem Rigger-Netz kontrollierte. Er begann seinen Versuch damit, dass er sich wünschte, die vulkanische Landschaft möge verschwinden. Als das nichts nützte, befahl er die Ausblendung des Bildes. Nichts tat sich; das Magma schien noch heißer zu glühen und wölbte sich, Schwefeldämpfe verbreitend, zu ihm empor. Leise vor sich hin murmelnd fokussierte er seine Gedanken. Er stellte sich vor, seine rechte Hand verwandele sich in einen Malerpinsel. Damit wischte er über den Himmel. Das blutige Rot schwächte sich ab zu Pinkrosa, um dann zu einem hellvioletten Farbton zu verblassen. Ahh … Mit kühnen Pinselstrichen entfernte er die Lava und schuf

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