Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
Vom Netzwerk:
eine in ein kühles Blau getauchte Umgebung mit einer Zimmerdecke über seinem Kopf … und kehrte in das medizinische Zentrum der Narseil zurück.
    Wütend funkelte er die Chirurgin an.
    »Ausgezeichnet«, lobte Com'peer. »Sie scheinen eine natürliche Begabung zu besitzen – was bei einem Rigger aber nicht weiter verwunderlich ist.«
    »Als Rigger passt es mir nicht, wenn man meine Gedanken manipuliert«, knurrte Legroeder. »Wenn ich nicht weiß, woher ein Input kommt und ich ihn nicht kontrollieren kann, ist es mir unmöglich zu riggen. Aus diesem Grund wehre ich mich gegen diese verdammten Dinger!«
    »Ich kann Sie verstehen«, erwiderte die Chirurgin in einem Ton, der an das Kratzen von Schmirgelpapier erinnerte, aber vermutlich beruhigend wirken sollte. »Deshalb trainieren wir Sie – damit Sie die Kontrolle erlangen. Sie haben einen viel versprechenden Anfang gemacht. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Sie dieses Bild in so kurzer Zeit umwandeln können. Meinen Glückwunsch.«
    Legroeder fluchte verhalten. »Sie hätten mich vorwarnen sollen.«
    Ihr Lachen klang wie knitterndes Zellophan. »Beim nächsten Mal. Demnächst sagen wir Ihnen Bescheid. Möchten Sie sich ausruhen, ehe wir zur Phase zwei übergehen?«
    Legroeder drehte den Kopf auf dem gepolsterten Behandlungstisch. »Phase zwei? Phase zwei? Doch, etwas Ruhe täte mir gut. Kann ich von diesem verdammten Tisch herunter?«
    Die Chirurgin half ihm, sich hinzusetzen. »Fühlen Sie sich kräftig genug um zu laufen? Gut! Meine Gehilfen bringen Sie in Ihr Zimmer und besorgen Ihnen etwas zu essen, ehe Sie einschlafen. Machen Sie es sich bequem, wir sehen uns dann morgen.«
    Legroeder rutschte von dem Tisch und stand auf wackeligen Beinen da. »Danke.«
    Die Chirurgin nickte ihm kurz zu, dann winkte sie einen der medizinischen Assistenten herbei. »Seien Sie nicht überrascht, wenn Sie im Schlaf mit Ihren neuen Implantaten … interagieren. Das ist völlig normal und kein Grund zur Besorgnis.«
    »Kein Grund zur Besorgnis?«, wiederholt Legroeder misstrauisch.
    »Es kann sein, dass Sie träumen.«
    *

    Lange fand er keinen Schlaf, und als er dann eindöste, erlebte er etwas, das einer nächtlichen Achterbahnfahrt gleichkam. Bilder und Bewegungen flackerten durch seinen Geist; in seinen Träumen rannte er, versuchte, sich in einem Labyrinth aus Korridoren zurechtzufinden. Wenn er nicht vor einer namenlosen Gefahr flüchtete, trachtete er danach, irgendetwas ähnlich Schreckliches einzuholen. Sein Atem ging stoßweise, der Puls raste.
    Er wachte auf, allein in einem winzigen Zimmer. Er lag auf einer Matratze auf dem Fußboden. Die Narseil befürchteten, er könnte aus einem ihrer hohen Betten fallen, und die zerwühlten Laken bewiesen, dass sie Recht hatten. Benommen setzte er sich aufrecht hin und versuchte, sich die chaotischen Traumbilder ins Gedächtnis zurückzurufen. Er hielt es für notwendig, sie zu analysieren, ehe er sie verdrängte – er wollte seinen Geist von diesen verwirrenden Eindrücken befreien, damit er seinen Wahrnehmungen im wachen Zustand wieder trauen konnte.
    Ein Helfer erschien und holte ihn zum Frühstück. So früh schon? Es kam ihm vor wie mitten in der Nacht. Er kleidete sich an und folgte dem Narseil zu einem nahen Raum, wo er allein an einem Tisch saß, Getreideflocken mit Reismilch aß und dazu etwas Kaffeeähnliches trank. Dann geleitete man ihn wieder in das medizinische Zentrum. Com'peer begrüßte ihn fröhlich, fragte, wie er geschlafen hatte und bugsierte ihn zu einer Konsole. »Betrachten Sie bitte die Bilder«, forderte sie ihn auf.
    Ein Display zeigte sechs Gesichter. Das erste wurde auf volles Bildschirmformat vergrößert als er sich hinsetzte. Es war sein eigenes Antlitz: schwarzes Haar, olivfarbene Haut, ein schmales, leicht abgehärmtes Gesicht. Na schön – er wusste, wie er aussah. Ein bisschen attraktiver hätte er ruhig sein können, doch mit diesem Gesicht hatte er lange gelebt und würde es auch noch länger damit aushalten. Auf dem Schirm erschien das zweite Gesicht. Es war auch sein eigenes – mit leichten Unterschieden … länger, dünner, fast wie das eines Narseil. Seine Züge ließen sich noch erkennen, aber nur, weil er nach Übereinstimmungen suchte. Die Veränderung war sehr gut. Aber es bedeutete auch eine Umwandlung seiner gesamten Gesichtsstruktur. »Wie könnten Sie das bewerkstelligen – indem Sie meinen Kopf in einen Schraubstock zwängen?«, fragte er und blickte zu Com'peer

Weitere Kostenlose Bücher