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Am Ende der Nacht

Am Ende der Nacht

Titel: Am Ende der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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gegessen
und Dutzende von Miet- und Reparaturpreislisten in den Büros eingesammelt — und
das alles nur, um Fragen stellen zu können, ohne daß es allzusehr auffällt.
    Ich bin gelandet, habe alles
angequatscht, was in der Nähe war, und dann gesagt: ›Hey, habt ihr schon von
den Morden gehört, Samstag abend auf diesem Platz drüben bei Healdsburg?‹
Natürlich hatten alle davon gehört. Und dann habe ich gesagt: »Kanntet ihr
diese Burschen?‹ Und etliche Leute kannten sie. Und das Ergebnis dieser ganzen
Quasselei — von der Strapaze für meine Magenschleimhaut ganz zu schweigen —
war, daß Ed Cutter Dreck am Stecken hatte. Und Matthews auch.«
    »Inwiefern?«
    »Das ist das Interessante daran.
Niemand konnte — oder wollte — mir Genaueres sagen. Aber irgendwie schien
überall klar zu sein, daß die Parole lautete: Wenn du irgendwas Zwielichtiges
willst, geh zu Cutter oder Matthews.« Er lachte kopfschüttelnd. »Ich hätte
gleich merken müssen, daß mit diesem Flugplatz irgendwas faul war. Wenn ich
jetzt an mein Gespräch mit Matthews in Willits zurückdenke, geht mir auf, wie
sehr es ihn interessiert hat, daß ich früher mal für die K-Air gearbeitet habe.
Er war ja selbst in Südostasien, und dieser Laden hatte nun mal einen
bestimmten Ruf. Ich wette, als er mich gefragt hat, ob ich nicht gelegentlich
einen Job brauchen könnte, wollte er vorfühlen, ob ich bereit wäre, unterhalb
der Radargrenze zu fliegen.«
    »Schmuggelflüge.«
    »Richtig.«
    Ich dachte darüber nach, während ich
von meinem Kaffee trank. »Okay, und was war Cutters Rolle bei der Sache?«
    »Wahrscheinlich, unregistrierte
Umbauten an Maschinen vorzunehmen — Änderungen, die, wenn sie in den Papieren
verzeichnet wären, die Flugbehörde darauf gebracht hätten, daß diese Maschinen
für illegale Zwecke benutzt werden. Sitze auszubauen, um Platz für zusätzliche
Fracht zu schaffen, Zusatztanks oder spezielle Radargeräte zu installieren.«
    »Interessant. Bist du im Zuge deiner
Erkundungen auch in Los Alegres gewesen?«
    »Nein. Die Leute dort wissen, daß ich
mit Matty befreundet war. Sie hätten mich sofort durchschaut.«
    »Na ja, von mir wissen sie auch, daß
ich mit Matty befreundet war, aber ich habe auch nie einen Hehl daraus gemacht,
daß ich für sie gearbeitet habe. Vielleicht kann ich ja heute nachmittag mal
hinfahren und noch ein paar Fragen stellen. Und gleichzeitig rausfinden, ob es
eine Trauerfeier für sie gibt.«
    »Wieso fahren? Nimm doch die
Zwo-acht-neun.«
    »Nein. Ich will auch noch zu Seabrooks
Ex-Partner auf der Weihnachtsbaumfarm, dafür brauche ich meinen Wagen.«
    Er nickte, schaute weg und fixierte den
kalten Kamin. Nach einem Weilchen sagte er: »Weißt du, McCone, es war ein
verdammtes Glück, daß Cutter schon tot war, als wir am Samstag abend dort
ankamen. Ich habe dir zwar gesagt, ich würde ihm nichts tun, aber jetzt bin ich
mir nicht mehr so sicher, ob ich ihn nicht doch mit bloßen Händen umgebracht
hätte, wenn er mir lebend untergekommen wäre und die Sache gestanden hätte.«
    »Und ich bin mir gar nicht sicher, ob
ich dir nicht dabei geholfen hätte.«
    »Großer Gott, wir sind wirklich nicht
mehr ganz zurechnungsfähig.«
    »Scheint so. Ich warte die ganze Zeit
auf... auf eine Art Normalisierung oder so was. Auf einen Hauch des Gefühls,
daß ich lieber Gerechtigkeit will als Rache.«
    »Kommt aber nicht.«
    »Nein.«
    »Das Problem ist, daß es jetzt so
scheint, als wäre Mattys Tod nur ein Steinchen in einem großen Mosaik.
Vielleicht wird uns nie die Genugtuung zuteil, die Person zur Strecke zu
bringen, die dafür verantwortlich ist.«
    »Vielleicht ist das, wo wir jetzt dran
sind, ja wichtiger, als eine einzelne Person zur Strecke zu bringen.«
    Ich verbrachte einen Teil des
Vormittags in meinem Büro, um den Papierkram aufs laufende zu bringen und Mick
an seine neue Aufgabe zu setzen. Wie erwartet, nahm mein Neffe die
Herausforderung, die Vergangenheit der Fullers zu ergründen, freudig an und
stürzte sich gleich in die Arbeit. Als ich ging, sprach er gerade mit seinem
Power Book wie mit einer Frau: »Wir beide haben heute ein paar heiße Stündchen
vor uns, Baby!«
    Da Seacliffe fast am Weg zur Golden
Gate Bridge lag, beschloß ich in letzter Minute, noch bei Rae und Ricky
vorbeizufahren, um nach Zach zu schauen. Die Einfahrt zu dem Haus aus Redwood
und Glas stand voller Autos, und nachdem ich die gestrenge Kontrolle des
RKI-Manns passiert hatte, öffnete mir Rickys Keyboarder

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