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Am Ende der Nacht

Am Ende der Nacht

Titel: Am Ende der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Heimfahrt mehr oder minder auf Autopilot
hinter mich gebracht. Ich brauchte dringend einen Kaffee und eine Dusche. In
meiner Hast hielt ich mich nicht damit auf, im Wohnzimmer Licht anzuknipsen.
Ich verschätzte mich mit dem Lampentischchen neben dem Sofa und knallte mit der
Tasche dagegen. Die Lampe kippte aufs Sofa, und jemand stöhnte protestierend
auf. Erschrocken tastete ich nach dem Schalter für die Deckenlampe.
    Hy blinzelte mich über die Kante eines
buntgemusterten Baumwollüberwurfs hinweg an. Seine dunkelblonden Locken glichen
einer Clownsperücke, seine Augen waren rot, und auf seinem Kinn sproß ein
Zweitagebart. »Lieber Himmel, McCone, willst du die Toten auferwecken?«
    Meine Überraschung verwandelte sich in
Erleichterung und schlug gleich darauf in Ärger um. Ich hatte ihn jeweils
zwischen den Flügen zu erreichen versucht, und er war die ganze Zeit hier
gewesen. »Warum hast du mich mit dem Anrufbeantworter reden lassen?«
    »Was hast du in Florida rausgefunden?«
    »Wo warst du gestern den ganzen Tag?«
    »Was haben wir überhaupt für eine
Uhrzeit?«
    »Wo ist Ralph? Hast du Alie
rausgelassen?«
    Er grinste, setzte sich auf und fuhr
sich durch das wirre Haar. »So kommen wir nicht weiter. Ralph hat im
Gästezimmer gelegen und geschlafen, als ich ihn das letztemal gesehen habe. Allie
ist vermutlich rausgewitscht. Ich bin erst vor ein paar Stunden hier angekommen,
und seither hat das Telefon nicht geklingelt. Und was die komplizierteren Dinge
betrifft, fang du an. Was hast du rausgefunden?«
    »Warum machst du nicht erst mal Kaffee,
ehe wir reden? Ich muß dringend unter die Dusche.«
    »Alles klar.«
     
    Als ich mich in meinen langen weißen
Frotteebademantel gewickelt hatte und in die Küche ging, war der Kaffee fertig.
Hy hielt beim Eingießen inne, sah mich an und sagte: »Warum macht es mich nur
so an, wenn du diesen Bademantel trägst?«
    »Keine Ahnung. Er verhüllt doch alles.«
    »Vielleicht ist ja das — das mysteriöse
Moment. Komm her und gib mir einen Kuß.«
    Ich ging zu ihm hin, und eine Welle der
Lust erfaßte mich, als er mich umarmte. Nicht mal seine kratzigen Bartstoppeln
dämpften diese seltsame Mischung aus Erregung und Geborgenheit, die ich
jedesmal verspürte, wenn ich zu ihm zurückkam. Dann hielt er mich auf
Armeslänge von sich und sagte: »Ich glaube, ich werde dir solche Bademäntel in
allen Farben kaufen, für den Fall, daß sie irgendwann nicht mehr hergestellt
werden.«
    »Tu das. Aber jetzt erst mal...«
    »Kaffee.«
    Wir nahmen unsere Becher mit ins
Wohnzimmer und schoben den Baumwollüberwurf und das Polsterkissen, das er sich
unter den Kopf geknautscht hatte, beiseite. »Du weißt doch, es gibt hier so was
Praktisches wie ein Bett«, erklärte ich. »Du hättest nicht auf dem Sofa auf
mich zu warten brauchen.«
    »Ich wollte ja ins Bett, glaub mir, ich
habe mich hier nur kurz ausgestreckt, um meine Augen ein bißchen auszuruhen,
und das nächste, was ich weiß, ist, daß mir diese Lampe aufs Hirn fällt. Also,
wie war dein Trip?«
    »Ertragreich. Ich bin am Ende in
Washington gelandet.« Er hörte mit wachsender Erregung zu, wie ich ihm die
Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden schilderte.
    »Das hat Hand und Fuß, McCone. Jetzt
erzähle ich dir, was ich gemacht habe, mal sehen, wie das alles zusammenpaßt.
Gestern morgen habe ich noch mal über diesen Ed Cutter nachgedacht. Dabei ist
mir eins aufgegangen: Wer ihn dazu bringen wollte, irgendwas in Mattys Maschine
zu installieren, hätte ihn kaum einfach so angesprochen, oder?«
    »Wohl nicht. Du hast selbst gesagt,
Cutter schien Matty total ergeben. Jeder, der das sah, hätte da wohl Bedenken
gehabt.«
    »Genau. Also darf man wohl daraus
schließen, daß die Person, die Cutter angestiftet und später dann umgebracht
hat, irgendwas über ihn wußte, was wir nicht wissen.«
    Ich nickte. »Etwas, was diese Person zu
der Annahme brachte, daß Cutter der richtige Mann für den Job war. Vielleicht
auch etwas, was der oder die Betreffende als Druckmittel gegen ihn einsetzen
konnte.«
    »Genau das meine ich. Also habe ich
folgendes gemacht: Gestern haben die Zwo-acht-neun und ich ganz Nordkalifornien
abgeklappert. Ich habe so oft aufgetankt, daß auf meiner Kreditkartenabrechnung
ein ordentlicher Batzen Geld zusammenkommen wird, und mit weiß der Himmel wie
vielen Tankwarten, Mechanikern, Piloten und Flugzeugvermietern geredet. Ich
habe etwa siebenundachtzig Tassen Kaffee getrunken, sechs Cheeseburger

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