Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende der Nacht

Am Ende der Nacht

Titel: Am Ende der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
hat, oder?«
    »Nein. Johns Sohn ist bei Freunden von
mir in San Francisco, und ich bin hergekommen, um noch was zum Anziehen für ihn
zu holen.«
    »Demnach ist John immer noch unterwegs.
Weiß er das mit Matty überhaupt?«
    Ich hatte die im Wind peitschende
Flagge beobachtet, aber jetzt wandte ich mich wieder Bob zu, außerstande, mein
Erstaunen zu verbergen. »Sie wissen, wo er ist?«
    »Na-ah. Er hat’s mir nicht genau
gesagt, nur, daß er eine Zeitlang weg und nicht erreichbar ist.«
    Er hatte es dem Tankwart erzählt, nicht
aber der Frau, mit der er zusammenlebte — der Frau, die er in höchste Gefahr
gebracht hatte. »Wann hat er Ihnen das gesagt?«
    »Am Tag, bevor er gefahren ist. Matty
sollte vor der Show wissen, daß er an sie denkt, deshalb hat er mich gebeten,
ihr am Freitag nachmittag ihr Glücksbringer-Lamm wieder in die Maschine zu
legen. Ich glaube, innendrin war eine Botschaft von ihm oder so was.« Bob
runzelte die Stirn. »Das Lamm — gehörte das auch zu den Sachen, von denen sie
gemeint hat, sie wären ihr geklaut worden?«
    Ich nickte geistesabwesend. Wenigstens
war jetzt die Frage beantwortet, wie das Lamm wieder in die Maschine gekommen
war. »Haben Sie Matty je gesagt, daß Sie wußten, daß John weg wollte?«
    »Nein. Das Lamm sollte doch eine
Überraschung sein, und ich hatte Angst, alles zu verderben, wenn ich was sage.
Wissen Sie, ob sie die Botschaft oder was es war gekriegt hat?«
    »Hat sie.«
    »Tja, wenigstens das.«
    »Ja.« Ich schaute übers Flugfeld. Trotz
der idealen Wetterbedingungen war hier heute auffällig wenig los. Mattys Tod
schien den kleinen Flugplatz regelrecht gelähmt zu haben. »Bob, haben Sie von der
Sache mit Mattys Mechaniker Ed Cutter gehört?«
    »Daß er erschossen worden ist? Ja, kein
Wunder.«
    »Weil er in illegale Aktivitäten
verstrickt war?«
    »Na ja, das Gerücht ging um. Über
Matthews, den anderen Mann, der erschossen wurde, auch. Komisch, daß es genau
an dem Tag passiert ist, an dem Matty umgekommen ist.«
    »Wußte sie über Cutter Bescheid?«
    »Kann ich mir nicht vorstellen. Matty
war immer so korrekt, sie hätte ihn bestimmt angezeigt, wenn sie was gewußt
hätte. Cutter war ein neuer Mechaniker, arbeitete erst ein paar Monate für sie.
Ich hab versucht, sie zu warnen, Andeutungen zu machen, aber ich glaube nicht,
daß es bei ihr angekommen ist.«
    »Wenn Sie’s versucht haben, dann
haben’s andere doch bestimmt auch getan. Sieht ihr gar nicht ähnlich zu
ignorieren, was Freunde sagen — oder Gerüchte nicht mitzukriegen.«
    Cuda seufzte. »Der alten Matty nicht,
nein. Aber das letzte Jahr war sie anders. Sie war verliebt und nicht viel
hier, außer zu ihren Stunden und zum Training. Sie wissen doch, wie sie uns
immer genannt hat? Ihre Flugplatz-Familie. Tja, aber dann hat sie eine richtige
Familie gefunden.«
    »Apropos Familie, wissen Sie, ob
irgendwelche Angehörigen von ihr eine Trauerfeier arrangiert haben?«
    Bobs Mund wurde verkniffen. »Kennen Sie
ihre Schwester? Die aus Red Bluff?«
    »Nicht persönlich.« Ich hatte nicht mal
gewußt, daß es sie gab.
    »Na ja, Mark Casazza hat sie
kennengelernt, als sie letzten Sommer hier war, und wußte ihren Namen noch.
Also hat er sie angerufen und gefragt, was jetzt passieren soll. Sie hat gesagt,
sie hat sich mit der Verkehrssicherheitsbehörde und dem Gerichtsmediziner von
Sacramento County in Verbindung gesetzt und kommt diesen Monat noch, Mattys
Sachen holen.«
    »Das ist alles?«
    »Das ist alles. Wenn Sie mich fragen,
diese Schwester ist kalt wie ein Fisch.«
    Unsentimental allemal. Matty hatte von
einer kaputten Familie gesprochen; offenbar war sie noch kaputter als meine.
Immerhin ehrten die McCones ihre Toten. Klar, da war mein Großvater
väterlicherseits, dessen Asche immer noch in einem Wandschrank im Haus meines
Vaters stand. Grandpa hatte Friedhöfe gehaßt, und bisher hatte sich niemand
aufraffen können, darüber zu befinden, was mit seinen sterblichen Überresten
passieren sollte.
    »Aber es gibt trotzdem eine
Trauerfeier«, fuhr Bob fort. »Sonntag nachmittag. Ein paar von uns wollen zu
einem Lieblingsplätzchen von Matty fliegen, paar Worte sagen, paar Geschichten
austauschen. Sie können gern kommen, wenn Sie wollen — und Ihr Freund auch.«
    »Sie wollen fliegen?« Es war draußen,
ehe ich es zurückhalten konnte.
    Zu meiner Überraschung lächelte Bob.
»Sie sind mir also auch auf die Schliche gekommen. Anscheinend hat sich niemand
all die Jahre von mir bluffen

Weitere Kostenlose Bücher