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Am Ende der Nacht

Am Ende der Nacht

Titel: Am Ende der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Pete Sherman die Tür.
Dienstag und Mittwoch, so fiel mir verspätet ein, waren ja die Probentage, für
die zwei Bandmitglieder aus Südkalifornien herbeiflogen und zwei andere mit dem
Auto aus ihren Wohnorten in der Bay Area kamen.
    Pete hielt mich ein Weilchen in der
Eingangsdiele auf, indem er mir einen Stapel nagelneuer Fotos von seiner kleinen
Tochter zeigte, und verwies mich dann zur Küche. Dort fand ich Ricky bei einem
Bagel mit Cream-Cheese, während sein rothaariger Drummer Jerry Jackson im
Kühlschrank kramte. Als Jerry meine Stimme hörte, drehte er sich um, zwinkerte
mir zu und streckte mir ein Mayonnaiseglas hin. »Stell das mal da auf die
Arbeitsplatte, okay?«
    Ich stellte das Glas neben ein
erstaunliches Sortiment von kaltem Fleisch und Delikatessalaten und ging zu
Ricky hinüber.
    »Wie war dein Trip?« fragte er.
    »Produktiv. Ich bin kurz
vorbeigekommen, um nach Zach zu schauen.«
    »Der ist nicht da. Red mußte nach
Monterey — irgendwas wegen einer Aussage in einer Sache, mit der sie letztes
Jahr bei RKI zu tun hatte. Sie fand, Zach brauchte mal ein bißchen Abwechslung,
also hat sie ihn mitgenommen und ihm versprochen, heute nachmittag mit ihm ins
Aquarium zu gehen.«
    »Nett von ihr. Sie ist doch nicht die
ganze Strecke in der Rumpelkiste gefahren?« Reds uralter American Rambler trug
diesen Spitznamen absolut zu Recht.
    Ricky grinste, ein triumphierendes
Blitzen in den Augen. »Nein, sie hat meinen Porsche genommen. Ich glaube, ich
habe sie endlich davon überzeugt, daß ihre Kiste eine Gefahr für die
Allgemeinheit darstellt. Sie hat sich sogar bereit erklärt, noch diese Woche
mit mir nach einem neuen Wagen zu gucken.«
    »Was glaubst du, was sie für einen
nimmt?«
    »Na ja, ich weiß, was sie gern hätte —
einen von diesen geilen japanischen Sportflitzern. Ob sie ihn sich von mir
schenken läßt, ist eine ganz andere Frage.« Er hob hilflos die gespreizten Hände.
»Diese Frau sträubt sich wirklich, irgendwas von mir anzunehmen; ein Wunder,
daß sie nicht darauf besteht, Miete zu zahlen.«
    »Wenigstens weißt du, daß sie dich
liebt und nicht dein Geld.«
    »Daran hat sie allerdings nie den
geringsten Zweifel gelassen. Aber ich schwöre dir... Deine Schwester mußte ich
heiraten, weil Mick unterwegs war, und jetzt muß ich womöglich Red heiraten, um
sie dazu zu kriegen, an meinem Reichtum teilzuhaben.«
    »Du erwägst ernsthaft, wieder zu
heiraten?«
    »Schwester Sharon, ich bin der geborene
Ehemann.« Er sah in mein Gesicht und lächelte über das, was er dort las. »Ja,
ich weiß — du denkst, ich bin auch der geborene Filou. Nein, jetzt nicht mehr.
Die Zeiten sind vorbei.«
    Ich glaubte ihm — fast. Die Zeit würde
es zeigen.
    »Noch mal zu Zach«, sagte ich. »Wie
geht’s ihm?«
    »Mittelprächtig. Er ist immer noch
schrecklich still, und man merkt, daß er trauert. Gestern abend, als wir ins
Bett gegangen
    sind, konnten wir ihn weinen hören.
Aber er hat sich so weit
    geöffnet, daß er jetzt mit uns beiden
darüber redet, wie sehr er Matty und seinen Dad vermißt, und wir kümmern uns
nach besten Kräften um ihn.«
    »Ich bin euch wirklich dankbar. Hör
mal, ich fahre von hier nach Los Alegres. Vielleicht kann ich ja noch was von
seinen Kleidern und sonstigen Sachen holen. Gibt es irgendwas, was er
vielleicht gern hätte?«
    »Er hat ein paarmal gesagt, er wollte,
er hätte seinen Discman dabei. Und dann noch irgend was von einem Buch, das er
gerade gelesen, aber nicht eingepackt hat. Science-fiction? Ich glaube. Schau
doch mal, ob du’s findest.«
    »Mach ich, wenn ich in das Haus komme.«
    Hinter mir rief Jerry: »Voilà!«
    Ich drehte mich um und sah den Drummer
bewundernd vor dem dicksten aller De-Luxe-Sandwiches stehen. Er mußte den
halben Kühlschrankinhalt draufgepackt haben.
    »Gott sei Dank kann man das von der
Steuer absetzen«, sagte Ricky.
     
    Auf dem Flughafen von Los Alegres wehte
die Flagge auf Halbmast.
    Ich stellte den MG beim Terminalgebäude
ab und marschierte auf den Platz, in Richtung der Zapfsäulen, wo Bob Cuda gerade
eine Bonanza auftankte. Als die Maschine davonrollte, ging ich zu dem Tankwart
hinüber. Seine Schultern hingen, und er grüßte mich schwunglos. »Eine schöne
Reverenz für Matty«, sagte ich und zeigte auf den Flaggenmast.
    »Ist das mindeste, was wir tun können.
Lieber für sie als für so einen verflixten Politiker. Was führt Sie her? Sie
sind doch nicht immer noch dran rauszufinden, wer die Sachen aus ihrer Maschine
genommen

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