Am Ende der Nacht
als Andenken
einzustecken, aber dann besann ich mich eines Besseren: Zach hatte Spaß am
Fliegen, vielleicht würde er eines Tages Verwendung für den Plotter und den
Flugrechner haben.
Wieder in der Diele, mußte ich über
einen Haufen Kleider hinwegsteigen, die aus einem Einbauschrank unter der
Treppe gezerrt worden waren. Ich erspähte eine Daunenjacke in Zachs Größe und
hob sie auf. Die Weste, die er am Freitag auf dem Weg nach San Francisco
angehabt hatte, war nicht annähernd warm genug. In der Küche fand ich
zerschlagenes Geschirr und verstreute Utensilien; die Kühlschranktür stand
offen: Milch, Butter und Gemüse gammelten vor sich hin.
Ich schüttelte den Kopf, schloß die Tür
und ging wieder zur Treppe zurück. Mattys und Johns Schlafzimmer war gründlich
durchwühlt worden — Bettlaken waren heruntergerissen, Kissen und Matratzen
zerschlitzt, Sachen aus den Schränken gezerrt. Der Anblick der umgekippten
Kommodenschubladen erinnerte mich an etwas; ich durchsuchte die ringsum
verstreuten Dinge, bis ich das Samtkästchen mit Johns Ehering fand, hob es auf
und steckte es in meine Tasche. Er — oder Zach, falls sein Vater nicht mehr
zurückkehrte — würde es in Sicherheit wissen wollen.
In Zachs Zimmer war die Durchsuchung
kursorischer gewesen. Um so schnell wie möglich wieder wegzukommen, sah ich
mich nach seinem Discman um, schnappte mir eine Handvoll CDs und ging an den
Schrank. Auf einem Bord lag ein großer Seesack; ich zog ihn herunter und packte
ihn mit Kleidungsstücken voll. Ein Taschenbuch mit einer phantastischen
Mondlandschaft auf dem Cover lag aufgeschlagen auf dem Nachttisch — vermutlich
das Buch, das er gerade gelesen hatte. Ich steckte es in den Seesack und ging
nach unten.
Als ich die Vordertür schloß, gab sie
wieder ein protestierendes Quietschen von sich — der Versuch des Hauses, mir zu
sagen, daß selbst meine unbefugte Anwesenheit besser war, als einsam und
verlassen gewaltsamen Eindringlingen preisgegeben zu sein.
Als ich auf die Weihnachtsbaumfarm
zurückkam, stand Wes Payne hinterm Ladentisch und schrieb, in Gedanken
offensichtlich woanders, mit lila Fettkreide Preisschilder. Als er mich
eintreten hörte, sah er mich einen Moment mit leerer Miene an. Dann fragte er:
»Haben Sie gefunden, was Zach braucht?«
»Ja, das Haus ist ganz schön übel
zugerichtet.«
»Sieht aber nicht aus wie das Werk von
Vandalen.«
»Ich würde sagen, jemand wollte
rausfinden, wo John hingefahren ist. Ob mit oder ohne Erfolg, läßt sich nicht
sagen.« Ich trat an den Ladentisch und lehnte mich dagegen. »Hätten Sie was
dagegen, daß ich die Schlüssel behalte, für den Fall, daß Zach noch irgendwas
braucht?«
»Nur zu. Ich habe noch einen Satz zu
Hause.«
»Danke. Wären Sie bereit, mir ein paar
Fragen zu beantworten?«
»Warum nicht? Reden hält mich vom
Grübeln ab. Versuchen Sie immer noch, John ausfindig zu machen?«
»Ja — jetzt für Zach. Wissen Sie, ob
der Hausarzt der Seabrooks ein gewisser Doktor Robert Sandler ist?«
»Ja. Ursprünglich war er Mattys Arzt,
aber John und Zach sind dann auch zu ihm gegangen.«
»Wieso könnte Matty einen Termin bei
ihm gemacht haben, um ihn wegen John zu konsultieren?«
»Hat sie das getan?«
»Es stand in ihrem Terminkalender, für
letzten Mittwoch, den Tag, bevor sie mich angerufen hat. Kann es sein, daß sie
dachte, John sei vielleicht krank?«
»Schon möglich, aber ich glaube nicht,
daß ihm was gefehlt hat.«
»Warum nicht?«
»Ach, verdammt — warum soll ich jetzt
noch ein Geheimnis draus machen? Es sollte eine Weihnachtsüberraschung für
Matty werden. John war bei Dr. Sandler wegen der Untersuchung für den
Pilotenschein; er nimmt Flugstunden drüben auf dem Flugplatz von Petaluma. Ich
schätze, Matty hat was geahnt und war bei Sandler, um sich zu vergewissern.«
»Ich dachte, John haßt das Fliegen.«
»Ja, schon, aber er hat gesagt, das
würde er überwinden, wenn er erst mal Flugstunden nehmen würde. Er wollte die
Begeisterung fürs Fliegen mit Matty und Zach teilen können.«
»Wann hat er damit angefangen?«
»Ist höchstens sechs Wochen her. Er ist
es sehr intensiv angegangen, war drei-, viermal die Woche ein paar Stunden
dort. Deshalb mußte er mich auch einweihen, weil er mich für die Baumfarm
brauchte, wenn er weg war.«
Interessant. John Seabrook, der die
Kenntnisse eines erfahrenen Piloten verraten hatte, nahm Flugstunden. Für mich
hieß das, daß sein Pilotenschein auf seinen richtigen
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