Am Ende der Nacht
war? Wirkte es freundschaftlich?«
»Herzlich, würde ich sagen. Aber mit
dem Piloten — das war ein ganz anderes Paar Stiefel. Seabrook steigt also bei
den Abstellplätzen aus und umarmt Matty, aber dann sieht er den Piloten von der
Ranger weggehen und erstarrt. Diesen Mann kann er gar nicht leiden. Der Pilot
ändert seinen Kurs, steuert genau auf ihn zu. Seabrook sagt irgendwas zu Matty,
springt dann wieder in seinen Pickup und rast davon.«
»Und der Rangerpilot?«
»Bleibt stehen und schaut ihm nach.
Mittlerweile bin ich neugierig geworden, also gehe ich zu ihm rüber und frage
ihn, ob ich ihm irgendwie helfen kann. Er sagt, er will den Chefmechaniker
sprechen. Ich sage ihm, wie der Mann heißt, und zeige ihm, wo die Werkstatt
ist.«
»Wissen Sie den Namen des Piloten?«
»Na-ah.«
»Können Sie ihn beschreiben?«
»Klar. Circa einsfünfundachtzig,
richtig mager. Schwarzes Haar — zu gleichmäßig schwarz, gefärbt, würde ich
sagen — , mit Gel zurückgekämmt, und in der Stirn so ein spitz zulaufender
Haaransatz. Kantiges Gesicht, vorstehende Wangenknochen, dunkle Augen. Könnte
Indianerblut in den Adern haben, wie Sie. Glattrasiert, Südstaatenakzent.«
»Sie würden einen hervorragenden Zeugen
abgeben. Und der Passagier?«
»Schätzungsweise einsfünfundsiebzig,
untersetzt. Silbergraues Haar — passend zur Maschine — , und zwar jede Menge.
Große, höckrige Nase, sah aus wie schon mal gebrochen — ein Mann, wie ihn
Frauen auf männliche Art gutaussehend finden. Kein Bart, kleine U-förmige Narbe
am Kinn. Augenfarbe weiß ich nicht, er trug eine Sonnenbrille.«
»Und das Flugzeugkennzeichen? Das haben
Sie sich nicht zufällig gemerkt?«
»Klar doch.« Er tippte sich an die
rechte Schläfe. »Ich habe ein gutes Gedächtnis, und wenn’s um Zahlen geht, ist
es schon fast fotografisch. Drei-drei-eins-sieben-Juliett.«
Ich notierte es auf einem Zettel, der
lose in meiner Handtasche herumlag. »Eins noch — wie heißt der Chefmechaniker?«
»Steve Buchanan.«
»Wissen Sie seine Telefonnummer?«
»Nein, aber er steht im hiesigen
Telefonbuch.«
»Danke, Gray, ich bin Ihnen was
schuldig.«
»Ja, das sind Sie. Wie wär’s, wenn Sie
noch ein Bier springen lassen? Mir ist heute abend gerade danach zumute, hier
zu sitzen und ein paar Bierchen auf Wildress zu trinken.«
»Ja, an den erinnere ich mich«, sagte
Steve Buchanans Stimme. »Hieß Calder Franklin. Der Typ, der bei ihm war, hieß
Winthrop Reade. Sie wollten geschäftlich nach Seattle und hatten ein kleines
Problem mit ihrer Silver Ranger — nichts, was ich nicht wieder hingekriegt
hätte, und ich kann Ihnen sagen, es war eine Freude, mal in so eine Schönheit
reingucken zu dürfen.«
Ich transferierte das Handy in meine
rechte Hand und kurbelte das Seitenfenster des MG ein Stückchen herunter. Das
Gebläse hatte noch nie richtig funktioniert, und die Windschutzscheibe war so
beschlagen, daß ich kaum die Regenschleier sehen konnte, geschweige denn durch
sie hindurch.
»Haben Sie während der Reparatur mit
den beiden geredet?« fragte ich.
»Ein bißchen. Reade hat nicht viel
gesagt, die beiden konnten sich wohl nicht besonders gut leiden. Aber Franklin,
der war freundlicher.«
»Und worüber haben Sie sich
unterhalten?«
»Na ja, über die Maschine natürlich.
Aber er hat sich hauptsächlich für Matty interessiert, fand sie richtig scharf.
Als ich ihm gesagt habe, daß sie Wettkämpfe fliegt, mit einer Silver Star, war
er total beeindruckt. Hat gefragt, ob sie single sei. Schien ziemlich
enttäuscht, als ich gesagt habe, sie lebt mit jemand zusammen.«
»Hat er gefragt, mit wem?«
»Ja. Aber ich hab ihm nur gesagt, mit
einem Mann, der eine Weihnachtsbaumfarm ein Stück westlich von Los Alegres
hat.«
Und daraufhin war John Seabrook erneut
abgetaucht.
14
»Das Flugschulbüro von Petaluma hat zu,
deshalb kann ich mir diesen Grimly nicht vornehmen. Und Mick findet einfach
keine Methode, an den Background der Fullers ranzukommen. Und ich stehe da wie
der Ochs vorm Berg — was soll das überhaupt heißen? Wie steht ein Ochs vorm
Berg?«
Hy patschte neben sich auf das Sofapolster.
»Entspann dich, McCone.«
Ich tigerte weiter vor dem
Wohnzimmerkamin auf und ab. »Ich kann ja verstehen, daß John wieder fliegen
wollte, jetzt, wo er mit Matty zusammen war. Aber was ich nicht verstehe, ist,
warum er das Risiko eingegangen ist.«
»Fliegen ist eine Leidenschaft, das
weißt du auch. Und es war über zehn Jahre
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