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Am Ende der Straße

Am Ende der Straße

Titel: Am Ende der Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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so verhalten sollten. «
    Russ lachte. »Glaubst du das wirklich, Robbie?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht haben wir auch unbewusst versucht, die Sache von gestern wiedergutzumachen, das mit der Mutter und dem Baby, die unser Auto genommen haben. Vielleicht hat die Dunkelheit uns noch nicht völlig eingenommen.«
    Dann gingen wir nach draußen, und es war immer noch dunkel, und ich fragte mich, ob wir uns vielleicht an diese Hoffnung klammerten, weil uns einfach noch nicht bewusst war, dass sie uns eben doch eingenommen hatte. Mir sank der Mut.
    Russ musste den Stimmungswechsel bemerkt haben. »Eine Sache noch.«
    »Was denn?«
    »Das war die schlechteste Robert-De-Niro-Imitation, die ich je gehört habe.«
    »Wovon redest du?«

    »Das da drin. ›Wir stecken alle tief drin.‹ Da hat wohl jemand zu oft Brazil gesehen.«
    »Das ist ein toller Film. Was soll ich sagen?«
    Wir schoben den Wagen abwechselnd. Er war schwer und sperrig, und die Räder verkeilten sich bei jedem Zweig, jedem Stein und jedem Spalt im Bürgersteig. Mehrmals fielen die Sachen runter. Wir kamen an anderen Leuten vorbei — Plünderern wie uns oder verschreckten Individuen, die Informationen haben wollten, Versprechungen, dass bald Hilfe kommen würde, oder einfach nur nach einem freundlichen Gesicht in der Menge von Fremden suchten. Manche führten Gespräche. Andere ignorierten alles um sich herum. Einige dieser Leute wirkten gefährlich. Die meisten schienen sich zu fürchten, und ein oder zwei waren wie erstarrt und schlurften herum wie Zombies, ohne ihre Umwelt wahrzunehmen. Es überraschte mich, dass niemand versuchte, uns aufzuhalten. Ich meine, wir schoben immerhin einen großen Wagen voller Waren vor uns her. Uns zu bestehlen hätte einigen von ihnen eine Menge Zeit gespart. Ein paar Passanten musterten zwar unsere Beute, aber niemand versuchte, sich etwas davon zu nehmen. Vielleicht waren sie einfach genauso erschöpft wie wir, oder der .357er Revolver an Russ’ Hüfte schreckte sie ab. Ich weiß es nicht. Aber egal, was der Grund war, ich war dankbar dafür.
    Wir kamen an einem Haus vorbei, auf dessen Dach ein Mann stand und einen starken Handstrahler – so einen, den normalerweise Polizisten oder Jäger benutzen — auf den Himmel richtete. Die Dunkelheit verschluckte den
Strahl, aber der Mann machte immer weiter und starrte sehnsüchtig in den Himmel hinauf. Sein Schluchzen drang bis zu uns auf den Bürgersteig herunter.
    »Sie sind da draußen«, schrie er unvermittelt. »Sie sind da draußen und warten.«
    »Wer?«, rief Russ ihm zu.
    »Die Außerirdischen. Sie haben uns jahrelang beobachtet, um unsere Schwächen herauszufinden und unsere Abwehr zu testen. Und jetzt haben sie das getan.«
    Russ folgte dem Blick des Mannes und begann zu zittern.
    »Musst du wieder an die Sterne denken?«, fragte ich.
    »Ja. Das macht mich echt fertig, Mann. Nach allem, was passiert ist, macht mir das immer noch am meisten Angst. Weißt du, ich konnte mich immer darauf verlassen, dass die Sterne da waren. Ganz egal, wie mein Tag war oder wie viel Scheiße mir das Leben aufgeladen hat, ich konnte abends immer nach Hause kommen, und die Sterne haben auf mich gewartet. Aber jetzt nicht mehr.«
    »Nein, jetzt nicht mehr.«
    »Sie sind da draußen«, rief der Mann auf dem Dach wieder. »Bald werden sie kommen. Das ist das Endspiel.«
    Ich versetzte dem Wagen einen Stoß, und wir gingen weiter.
    »Meinst du, er könnte Recht haben?«, fragte ich.
    »Wer?«
    »Der Typ da hinten, der auf dem Dach. Meinst du, er könnte Recht damit haben, dass Aliens schuld sind?«
    Russ zuckte mit den Schultern. »Scheiße, warum nicht? Das wäre genauso denkbar wie alles andere, was
mir so einfällt. Aliens. Regierungsverschwörung. Wer weiß?«
    Als wir die nächste Ecke erreichten, hörten wir Geschrei. Ein Mann rannte an uns vorbei. Dann noch einer. Dann zwei Jugendliche. Dann eine Frau mit ihren Kindern. Eine Menschenmenge stand auf dem Bürgersteig und erstreckte sich bis auf die Straße. Wir versuchten, uns durchzudrängeln, aber immer mehr Leute drehten sich um und rannten an uns vorbei.
    Russ packte einen der Flüchtenden am Arm. »Was ist los? Stimmt etwas nicht?«
    »Der Typ im 7-Eleven hat angefangen, auf Menschen zu schießen!«
    »Was?« Russ schaute sich um. »Warum?«
    Zu spät fiel mir ein, was Ollie Griffin – der Typ aus dem Supermarkt – uns erzählt hatte.
    »Die haben geplündert«, berichtete der Mann. »Der Kassierer hat ihnen

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