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Am Ende der Welten - 16

Am Ende der Welten - 16

Titel: Am Ende der Welten - 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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sens verlieh. Mund und beide Augen waren von jeweils einem Pfeil durchbohrt. Der Mann war nicht nur zum Scheibenschießen missbraucht, sondern Opfer eines abartigen Humors geworden. In anderen dunklen Gebäuden sah Kahlan Frauen, die nur zu offenkundig vergewaltigt worden waren. Ein einzelner, noch über den Arm gestülpter Ärmel, das war alles, was einer am Boden liegenden Frau geblieben war, um ihre Blöße zu bedecken. Ihre Brüste waren verstümmelt. An einer anderen Stelle lag ein erkennbar noch nicht zur erwachsenen Frau herangereiftes Mädchen, alle viere von sich gestreckt, auf einem Tisch, das Kleid bis zur Hüfte hochgeschoben. Die Kehle war ihr bis zur Wirbelsäule durchtrennt worden, ihre Beine waren gespreizt, und als letzten Akt der Erniedrigung hatte man einen Besenstiel in ihr stecken lassen. Ein Gefühl der Abgestumpftheit bemächtigte sich Kahlans, als sich ihr ein grausiger Anblick nach dem anderen bot, ein jeder von solch gespenstischer Barbarei, dass sie sich einfach nicht vorstellen konnte, was für ein Schlag Männer zu solchen Gräueltaten fähig war. Kahlan war noch nie so froh gewesen, einen Ort hinter sich zu lassen, wie jetzt, da sie sich endlich aus der Stadt hinausbegaben und eine nach Südosten führende Straße nahmen. Die Straße erwies sich jedoch nicht als die erhoffte Möglichkeit, den Gräueln der Stadt zu entrinnen. Entlang der Strecke waren die Gräben immer wieder mit den Leichen unbewaffneter junger Männer oder älterer Jugendlicher gefüllt, die vermutlich hingerichtet worden waren - sei es als Denkzettel für andere oder einfach nur aus Lust am Töten, wegen eines Fluchtversuchs oder weil sie gegen den Gedanken der Sklaverei aufbegehrt hatten.
    Kahlan schwindelte und ihr war heiß. Sie befürchtete, sich übergeben zu müssen. Die Art, wie sie im Sattel schwankte, trug zusätzlich zu ihrem Unwohlsein bei. Der Gestank von Tod und verbranntem Fleisch verfolgte sie, als sie bei strahlendem Sonnenschein durch die Hügel auf der anderen Seite der Stadt ritten. Der Geruch war so durchdringend und allgegenwärtig, dass sie das Gefühl hatte, er habe sich in ihren Kleidern festgesetzt und trete sogar mit dem Schweiß aus ihren Poren.
    Sie bezweifelte, jemals wieder schlafen zu können, ohne von Albträumen verfolgt zu werden.
    Kahlan wusste nicht, wie der Name der Stadt gelautet hatte, jetzt jedenfalls existierte sie nicht mehr. Nicht ein Mensch dort hatte noch gelebt. Was immer irgendwie von Wert war, war entweder zerstört oder zur Beute worden. Die Zahl der Leichen, so immens sie auch war, sagte ihr, dass viele Stadtbewohner - hauptsächlich die Frauen, jedenfalls solche im geeigneten Alter - als Sklaven verschleppt worden waren. Nachdem sie gesehen hatte, was den Frauen widerfahren war, die man tot in der Stadt zurückgelassen hatte, konnte sie sich lebhaft ausmalen, was die verschleppten Frauen erwartete.
    So weit die Augen reichten, waren sowohl die sich weitende Ebene als auch die Hügel zu beiden Seiten von Menschenmassen zertrampelt worden, deren Zahl mehrere Hunderttausend ganz sicher weit überstieg. Die Grasnarbe war nicht einfach nur unter zahllosen Stiefeln, Hufen und Wagenrädern platt gewalzt, sondern unter dem Gewicht unvorstellbarer Horden zu Staub zermalmt worden. Der Anblick rückte das Ausmaß jener Horden, die durch die Stadt gezogen waren, in ein anderes Licht und war in gewisser Hinsicht noch grauenerregender als die gespenstischen Schauplätze des Todes selbst. Eine Streitmacht dieses Ausmaßes grenzte an eine Naturgewalt, sie kam einem gewaltigen Unwetter gleich, das auf seinem Weg durch das Land eine Schneise völliger und erbarmungsloser Zerstörung schlug.
    Als sie sich später an diesem Tag dem Kamm eines Hügels näherten, waren die Schwestern auf einmal peinlich darauf bedacht, die tief stehende Sonne im Rücken zu haben, sodass ein sich vor ihnen befindender Beobachter genau in sie hineinschauen musste, um sie zu erspähen. Schwester Ulicia ließ ihr Pferd langsamer gehen, stellte sich in ihre Steigbügel und reckte sich für einen ausgiebigen Rundblick, ehe sie auch den anderen das Zeichen zum Absitzen gab. Alle zurrten sie ihre Pferde an den Überresten einer alten, knorrigen Fichte fest, die ein Blitz in zwei Hälften gespalten hatte. Schwester Ulicia gab Kahlan Anweisung, dicht hinter ihnen zu bleiben. Am Rand der Erhebung kauerten sie sich lautlos in das von Unkraut durchsetzte Gras und erhaschten dann zum allerersten Mal einen Blick auf das,

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