Am Ende der Wildnis
Haida-Kanukampfs, der je offiziell interviewt worden war.
Richard war ungefähr 1850 auf Chaatl Island geboren, an der Einfahrt zum Skidegate Channel, dicht an der Südwestküste von Graham Island. Er gehörte dem Pebble-Town-Volk an, lebte eine Zeit lang in Alaska und arbeitete für die Hudson’s Bay Company, bevor er auf die Inseln zurückkehrte und seine letzten Jahre in Skidegate Mission verbrachte. Dort lernte ihn der amerikanische Ethnologe John R. Swanton kennen und führte im Winter 190 0 –1901 lange Gespräche mit ihm. Im Dienst des American Museum of Natural History und des Bureau of American Ethnology der US-Regierung absolvierte Swanton ausgedehnte For schungsreisen zu Ureinwohnerstämmen in ganz Nordamerika, und ihm schreibt man zu, den größten Teil dessen zusammengetragen zu haben, was aus der Vorkontaktzeit an Haida-Geschichte und -Mythologie erhalten geblieben ist. Darunter befindet sich auch der folgende Bericht, und er hat durchaus gewisse Ähnlichkeiten mit Homers Ilias .
Irgendwann um das Jahr 1870 nahm Richard an einem Überfall auf eine Gruppe Tlingit teil, die vom Alaska-Festland stammten und erbitterte Feinde der Haida waren. Es handelte sich um einen Rachefeldzug, und um endgültig abzurechnen, legten Richard und seine Krieger mehr als zweihundertfünfzig Kilometer zurück. Sie paddelten die Ostküste von Graham Island hinauf und über den Dixon Entrance, um das Gebiet der Tlingit zu erreichen. Sie trugen Messer an Kordeln um den Hals, und wenn es Zeit wurde zu kämpfen, banden sie sie an den Händen fest. Zudem waren sie mit Speeren und Gewehren bewaffnet und hatten Munitionsschachteln um die Taille geschnürt. Ein Schamane begleitete sie, zu dessen Pflichten es zählte, vor dem Kampf »die Seelen der Männer aufzupeitschen«.
Irgendwo in der Nähe des Revillagigedo Channel trafen die Haida auf eine Gruppe Frauen und bewaffnete Tlingit-Krieger in einem Kanu »so groß, dass die Menschen darin nicht mehr zu zählen waren«. Als die Tlingit sie sahen, paddelten sie davon, feuerten aber auf dem Rückzug noch zwei Schüsse ab, von denen einer Richards Bruder tötete. Die Haida erwiderten das Feuer und töteten den Steuermann der Tlingit. Anschließend erschossen sie zwei weitere feindliche Kämpfer. Die Tlingit schossen zurück, und eine Kugel streifte Richards Schädel. Dann gaben sie den Haida zu verstehen, dass sie aufhören sollten. Sie wollten nicht mehr kämpfen. Doch eines der Haida-Kanus verfolgte sie. Als es nahe genug gekommen war, stand ein Tlingit-Krieger auf und drohte, auf sie zu schießen, aber ein Haida traf ihn tödlich mit einem Speer mit Knochenspitze. »Der Tlingit ließ das Gewehr fallen«, schildert Richard. »Er setzte sich ganz schnell und zog den Speer heraus. Dabei quollen die Eingeweide hervor. Er brach den Speer ab, und als er ihn in die Wunde zurückpressen wollte, fiel jemand [aus dem Haida-Kanu] über ihn her.« Das Kanu, in dem Richard saß, griff ins Geschehen ein, und es entwickelte sich ein erbarmungsloser Messerkampf.
Richard tötete eine Anzahl von Tlingit – einschließlich eines Kriegers, »dessen Eingeweide auf mich fielen« – und bekam einen Messerstich in die Schulter, »wodurch sich in mir alles verkrampfte [vor Schmerz]«. Nachdem der Kampf eine Weile angedauert hatte,
gab mir ein junger Krieger, der kein Messer hatte, vom Bug seines Bootes ein Zeichen der Unterwerfung. Ich bekam ihn zu fassen und warf ihn in [unser] Kanu. Als noch einer auf mich losging, stieß ich zu und streifte ihn. Er kam sofort in unser Kanu. Und ließ sich freiwillig zum Sklaven machen. Ich fügte ihm eine Wunde im Rücken zu. Er war ein tapferer Mann. [Dieser Kämpfer war offenbar ein berüchtigter Tlingit-Häuptling namens Yan.] Als die Meldung verbreitet wurde, dass er sich hatte versklaven lassen, verloren die Tlingit den Kampfesmut [vor Entgeisterung. Später] griff ein Tlingit einen unserer jungen Männer an. Ich stieß sein Messer weg und köpfte ihn … ich sah hinüber zum Heck, und da nahmen sie schon Sklaven. Und als ich hinging, sah ich eine übrig gebliebene Frau. Man hatte ihr ins Bein geschossen. Und ich nahm sie nicht. Der Besitz wurde sofort in Beschlag genommen. In [das andere] Kanu brachten sie zehn abgetrennte Köpfe. Es waren nur neun Sklaven da. Und nachdem Ska’ngwais Vater fünf Köpfe zu uns gebracht hatte, fingen sie zu schimpfen an. Er gebot ihnen Einhalt. Und sie nahmen alles in Besitz.
Vor der Stelle, an der wir uns bekriegt hatten,
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