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Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Titel: Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Glaubrecht
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Sammelreise am Rio Tocantins in einem angesehenen britischen Fachjournal erscheint, den »Annals and Magazine of Natural History«. Es ist jene Zeitschrift, in der einige Jahre später eine bedeutende Arbeit von Wallace den Wettlauf mit Darwin einleiten soll.
    Später wird das übliche Praxis der beiden werden, und Wallace markiert bereits in seinen Briefen an Stevens jene Passagen, die sich zur auszugsweisen Veröffentlichung eignen – als Bericht unseres Naturforschers unterwegs. Die wenige freie Zeit, die das Sammeln ihm lässt, nutzt Wallace für erste allgemeine Überlegungen. »In allen Werken zur Naturkunde finden wir vielfach detaillierte Beschreibungen der wundervollen Anpassungen von Tieren an ihre Nahrung, ihre Lebensweise und die Örtlichkeiten, an denen sie vorkommen. Doch beginnen Naturforscher jetzt darüber hinaus zu erkennen, dass es ein anderes Prinzip geben muss, das für die unendliche Vielfalt des Tierlebens verantwortlich ist. Es muss jedem auffallen, dass diese Zahl von Vögeln und Insekten verschiedener Gruppen, die sich kaum ähneln, und die doch von der gleichen Nahrung und auf gleiche Weise am selben Ort leben, nicht jeweils verschieden geformt und zu diesem Zweck ausgestattet worden sein können«; so hält er diese ersten Gedanken fest. Kein Zweifel: Von Leicester, wo Wallace nach der Lektüre von Chambers’ »Vestiges« vor Jahren über die großen Artenfrage nachzudenken begann, ist es ein weiter Weg hierher an den Amazonas. Kein Zweifel aber auch, dass Wallace sein Ziel nicht aus den Augen verliert. Schließlich ist er wegen der Suche nach diesem »anderen Prinzip« an den Amazonas gekommen. Und er ist bereits auf dem richtigen Weg.
    Auf der Suche nach dem Schirmvogel: Nach ihrer gemeinsamen Expedition am Rio Tocantins und den ersten Monaten gemeinsamen Sammelns beschließen Bates und Wallace, dass es besser und effektiver ist, wenn sie sich vorübergehend trennen und jeder für sich in verschiedenen Regionen bestimmte Arten von Tieren und Pflanzen sammelt. Sicher: Die Urwälder beidseits des gewaltigen Stromes, der sich von der Mündung bei Pará über sechstausend Kilometer bis hinauf in die Anden erstreckt, sind derart reich an Vögeln, Insekten und anderem Getier, dass sie mehr davon erbeuten können, wenn sie es in unterschiedlichen Gebieten tun. Zudem ist es in logistischer Hinsicht einfacher, wenn jeder nur für ein kleines Kanu samt Mannschaft und Ausrüstung sorgen muss, anstatt eine große und schwerfällige Expedition zu organisieren wie am Tocantins. Über die genauen Hintergründe ihrer Trennung lässt sich später weder in den Berichten von Wallace noch von Bates Genaueres finden. Hinzu kommt, dass bald nachdem Wallace und Bates getrennte Wege gehen, Alfreds jüngerer Bruder Herbert im Juni 1849 aus England anreist, um ihn für die kommenden beiden Jahre zu begleiten.
    Was auch immer der Grund war: Die Trennung am Amazonas tut der lebenslangen Freundschaft von Wallace und Bates keinen Abbruch. Bates wird elf ganze Jahre an dem riesigen Strom verbringen, bevor er schließlich als einer der kenntnisreichsten Naturforscher dieser Region zurückkehrt, mit beinahe 15000 Naturobjekten und 8000 neuen Arten. Sein Name steht bis heute in den Annalen als einer der maßgeblichsten Insektenkundler, auf ewig verknüpft mit dem Phänomen der Mimikry, der Tarn- und Warntracht im Tierreich. Wallace dagegen bricht nach einigen Monaten am unteren Amazonas Mitte 1849 stromaufwärts zum Rio Negro auf. Später, so verabreden die beiden, wollen sie in Santarem – nahe der Mündung des Rio Tapajos, einem südlichen Klarwasserzufluss des Amazonas – und weiter stromaufwärts in Barra (dem heutigen Manaus) wieder zusammentreffen.
    »Je mehr ich von diesem Land sehe«, schreibt Wallace mit der nächsten Sendung von Naturalien an Samuel Stevens, »desto mehr will ich zu sehen bekommen.« Santarem und die Umgebung am Rio Tapajos ist gut für vielerlei Arten von Wasservögeln und für den Fang von Schmetterlingen, gerade während der Trockenzeit. Überall neue Arten, jeder Tag ein neues Abenteuer. Käfer machen sich zwar noch rar. Wallace findet indes eine seltene himmelblau gefärbte Tagfalterart, Callithea sapphira, »das wohl schönste Wesen, das ich bislang gefangen habe«. Bislang gab es in England nur ein einziges Exemplar, versichert ihm Samuel Stevens später in einem Brief. Verwundert registriert Wallace, dass er kurz darauf am unmittelbar gegenüberliegenden Ufer des gewaltigen Amazonas

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