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Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens

Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens

Titel: Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Collins, »verriegle ich meine Haustür jetzt doppelt und dreifach, und nach Sonnenuntergang tu ich keinen Schritt mehr auf die Straße, bis das Ungeheuer gefaßt ist!«
    »Mir tun die Leute auf den einsamen Gehöften ringsum leid«, meinte eine alte Dame, die sich mitsamt ihrer rollenden Gehhilfe in den Laden geschleppt hatte, um nur ja nichts zu verpassen. »Wie muß man sich jetzt fühlen ohne den Schutz von Nachbarn und ringsum nur Wiesen und Felder!«
    Zustimmendes Gemurmel begleitete ihre Aussage.
    Geraldine hielt sich unauffällig mit einer Hand an einem Regal mit Puddingpulver, Zucker und Tortenguß fest. »Gibt es
denn schon irgendeine Erkenntnis, wer das getan hat und warum?«
    Auch zu dieser Frage existierten natürlich jede Menge Gerüchte und Theorien, wobei eindeutig die Variante eines Eifersuchtsverbrechens - »Da hat es ja jeder mit jedem getrieben«, sagte Mrs. Collins, »und solche Geschichten gehen nie gut!« - favorisiert wurde. Manche glaubten auch an einen Wahnsinnigen, der aus einem Irrenhaus ausgebrochen war, oder an einen Ritualmord von Satansanhängern. Nicht einmal jedoch fiel der Name Phillip Bowen , noch berichtete jemand von einem Mann, auf den seine Beschreibung gepaßt hätte. Auch schien es Geraldine, als sei man sehr unbefangen ihr gegenüber, und da man im Dorf sicher längst wußte, daß sie die Freundin oder Lebensgefährtin des attraktiven Londoners war, der im The Fox and The Lamb Urlaub machte, hätte man sich sicher ganz anders ihr gegenüber verhalten, hätte man Phillip in Verdacht gehabt. Trotzdem hatte sie weiche Knie, und als sie die drei Flaschen Mineralwasser bezahlte, zitterten ihre Hände. Zum Glück fiel das niemandem auf, denn längst schon ging es im Gespräch wieder hoch her, und niemand achtete mehr auf sie.
    Sie hastete die Straße entlang, die Flaschen mit dem Wasser dicht an den Körper gepreßt, immer noch schwitzend, aber sie kümmerte sich nicht darum. Ihr war schwindlig, noch schwindliger als zuvor, und in ihrem Kopf kreiste ein Wirbel aus konfusen und beängstigenden Gedanken. Hatte nicht sie selbst Phillip immer wieder als fanatisch bezeichnet? Hatte sie sich nicht manchmal sogar fast gefürchtet vor ihm, wenn er so voller Wut war, weil niemand ihn verstehen, weil niemand ihm entgegenkommen wollte? Er hatte alles dem Wahn untergeordnet, ein Sohn des verstorbenen Kevin McGowan zu sein, hatte geglaubt, sein ganzes weiteres Leben hänge von dem verdammten Haus ab, davon, dort offiziell aus und ein gehen zu dürfen. Er hatte Patricia Roth gehaßt, nicht nur, weil sie ihm nicht glaubte und das Erbe ihres Großvaters für sich allein beanspruchte, sondern auch
für die Verachtung, mit der sie ihn behandelt hatte. Als sei er ein erbärmlicher kleiner Landstreicher, der etwas an sich zu raffen suchte, was ihm nicht gehörte. Er hatte sie gehaßt - aber hatte er sie auch getötet?
    Aber doch nicht alle anderen, dachte sie, es sind doch offenbar alle tot oder jedenfalls ganz viele, und das hätte er doch nie getan. Niemals. Er ist neurotisch, er ist verrückt, er ist ein Fanatiker, ein hoffnungsloser Träumer, aber er ist nicht gewalttätig, das würde nicht zu ihm passen, nie, und ich liebe ihn. Ich liebe ihn so unendlich. Ich werde nie damit aufhören können.
    Die Tränen flossen schon wieder, ausgelöst durch die Spannung, die Angst und die ganze ausweglose Verzweiflung ihrer Lage. Warum hatte ihr das passieren müssen? Einen Mann so hoffnungslos zu lieben und nichts von ihm zurückzubekommen.
    Weinend stolperte sie in den kleinen Empfangsraum des Hotels und wäre beinahe mit ihm zusammengestoßen. Es war eine absurde Wiederholung der Situation vom Mittag: Sie rempelten in der engen Tür des The Fox and The Lamb aneinander und erschraken beide. Nur daß es diesmal andersherum war, sie kam von draußen, er befand sich drin. Er sah blaß aus, angespannt, das konnte sie selbst in dem düsteren Licht erkennen. An der Rezeption saß das neugierige Mädchen und glotzte.
    »Oh, Geraldine, da bist du ja«, sagte er nervös, »ich warte schon auf dich. Kann ich dich sprechen?«
    Er wollte seine Hand auf ihren Arm legen, doch sie wich spröde zurück.
    »Ich bin eigentlich dabei, abzureisen. Ich hab mir nur noch Reiseproviant gekauft.«
    Er blickte auf die Flaschen in ihren Armen. Er lächelte.
    »Mineralwasser! Nimmst du überhaupt noch etwas anderes zu dir?«
    Sie war nicht gewillt, auf seinen leichten Ton einzugehen. »Meine Figur ist mein Kapital. Ich wollte nicht

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