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Am Ende des Tages

Am Ende des Tages

Titel: Am Ende des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hültner
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er.«
    »Ach! Weil ich seinen Mist zackiger erledigt habe als geplant, will der Geizkragen eine Kürzung? Nichts da. Hör zu: Du unternimmst nichts, ich werd ihm auf die Eisen steigen, sobald ich wieder zurück bin. Was sonst?«
    »Ein gewisser Herr Mahler vom städtischen Fundbüro lässt ausrichten, dass er dringend auf einen ersten Zwischenbericht wartet. Er hat ziemlich nervös gewirkt, wenn nicht gar penetrant. Was soll ich ihm sagen?«
    »Dass der Bericht kommt, wenn es etwas zu berichten gibt. Und dass ich in dieser Provinz nicht auf Urlaubsreise bin.«
    »Ooch. Gefällt es Ihnen nicht in München?«
    »Es geht dich zwar nichts an, aber: Einiges hier ist ja ganz putzig. Trotzdem bin ich mir noch nicht sicher, ob es nicht doch nur ein ziemlich dummes Nest ist. Beim Frühstück vorhin erzählte man sich jedenfalls, dass gestern Abend im hiesigen Schauspielhaus eine Vorstellung abgebrochen werden musste, weil irgendein pfäffischer Tugendwächter eine Handvoll Ratten im Zuschauerraum ausgesetzt hat.«
    »Igitt«, rief Bertha. »So eine Gemeinheit.«
    Kull lachte. »Quatsch, du Dussel. So was ist prima fürs Geschäft. Die Bude wird ab jetzt voll sein.«
    »Sie meinen, ich sollte es so sehen?«
    »Natürlich ist es eine Schweinerei«, brummte Kuhl.
    »Sie hören sich trotzdem gut an, Chef«, sagte Bertha. »Kommen Sie denn gut voran?«
    »Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich diese Frage hasse!«, blaffte der Ermittler in die Sprechmuschel. »Ich beherrsche meinen Beruf halbwegs, ja? Folglich wird es auch bereits das eine oder andere Ergebnis geben!«
    Er hörte ein leises Lachen. »Das heißt, Sie kommen mehr als gut voran. Darf ich diesem gewissen Herrn wenigstens das sagen?«
    »Mach, was du willst.« Der Staatssekretär saß offenbar auf Kohlen. Das war bereits bei seinem ersten Besuch im Außenministerium bemerkbar. Was ging da eigentlich vor? Ging es tatsächlich nur darum, diesen Absturz zu untersuchen? Nur um das verschwundene Geld? Oder hatte ihm der Staatssekretär etwas vorenthalten?
    »Bist du schreibbereit?«, fragte er.
    »Immer bereit«, flötete Bertha.
    »Hör zu: Ich brauche alles zu einem sogenannten ›Schutzbund für das Deutschtum im Ausland‹.«
    »In dessen Auftrag die Maschine geflogen ist, richtig?«
    »Unterbrich mich gefälligst nicht! Notier mit: Ich brauche Gründungsjahr und Gründungsmitglieder, aktuelles Führungspersonal et cetera. Versuche herauszufinden, wie dieser Bund zu den anderen Vaterländischen und Deutschnationalen steht, auch zu den Nazis.« Er ließ ihr eine kurze Pause. »Und dann alles, was du über einen Major Freiherr von Lindenfeld, Vorname Hugo, finden kannst. Hast dus?«
    »Ich bin erstens nicht dusslig und kann zweitens zufällig Stenografie.«
    »Zu von Lindenfeld brauche ich Regimentszugehörigkeit, Funktion bei den bayerischen Einwohnerwehren und der Schwarzen Reichswehr, politische und geschäftliche Kontakte. Und damit du Zeit sparst: Bekannt ist bereits, dass er Kontaktmann dieses krausen Schutzbundes ist und die Verbindung zwischen ihm und dem Außenministerium hält. Im hiesigen Gewerberegister ist er als Besitzer einer Ziegelei eingetragen.«
    »Bis wann brauchen Sies?«
    »Habe ich mich gerade verhört?«
    Bertha seufzte. »Bis gestern also wieder einmal«, sagte sie. »Sie sind gemein, Chef. Ich wollt heut Abend mit Emil tanzen gehen. Er meckert eh schon, dass ich nie Zeit für ihn hab. Wird nicht mehr lang dauern, dann klemmt ihn mir irgend ne Andere. Am Schluss muss ich noch son kleinen Giftzwerg wie Ihnen heiraten.«
    Er verabschiedete sich und legte auf.
    Kleiner Giftzwerg!, dachte er und gluckste unwillkürlich. Das Mädchen gefällt mir immer besser.
    Er ließ die Schwingtür langsam hinter sich zufallen und sah in ihrem Spiegel wieder einen der Männer, die ihn bereits seit gestern beschatteten.
    Fein, dass ihr euch um mich kümmert, dachte Kull. Aber wäre es nicht langsam an der Zeit, dass ihr euch wenigstens vorstellt? Von Höflichkeit noch nie was gehört?
    Er stöhnte leise. Diese Stadt war einfach Provinz, tiefste Provinz.

26.
    Kajetan rieb sich die Augen, sah auf die Uhr und erschrak. Neun Uhr! Zu spät, um noch einen Abstecher in die Ettstraße zu machen. Er wusch und rasierte sich und fuhr mit der Tram ins Stadtzentrum.
    »Der Herr Doktor ist auf dem Gericht. Sie wissen ja, wo Sie die Akte finden«, sagte Fräulein Agnes. In mütterlichem Ton fügte sie hinzu: »Sie schauen übrigens ein bisserl müd aus. Achten Sie schon auf

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