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Am Ende des Tages

Am Ende des Tages

Titel: Am Ende des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hültner
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»Hab doch gesagt, dass der Ignaz kurz vorher schon in den Stall rüber ist.«
    »Und die Frau Rotter? Wann ist die aus dem Haus gegangen?«
    »Auch um die Zeit.«
    »Ich brauchs genauer, Fräulein Köller. Ist der Schlosser noch im Haus gewesen, wie sich die Bäuerin zum Nachbarn aufgemacht hat?«
    »Ist doch schon so lang her«, sagte sie zögernd. »Aber – doch, ja, jetzt fällts mir wieder ein. Sie ist kurz nach ihm gegangen.«
    »Hat sie ihm gegenüber angekündigt, gleich noch aus dem Haus zu gehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Bestimmt nicht. Sie haben kaum miteinander geredet.«
    »Hat ihn der Herr Rotter eigentlich gekannt? Von früher vielleicht?«
    Sie schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Er nicht, und auch nicht die Bäuerin. Die waren nämlich erst ziemlich raunzig zu ihm, weils gemeint haben, dass wieder einer aus der Stadt zum Hamstern kommt.«
    Kajetan knetete nachdenklich sein Ohrläppchen. »Nochmal zum Zeitablauf, Fräulein Köller. Gegen vier, habens gesagt, ist der Herr Fürst gegangen.«
    Sie bestätigte. »Ein paar Minuten danach.«
    »Aber ob er seinen Zug auch erwischt hat, wissens nicht.«
    »Ob er …? Woher soll ich denn das wissen? Ich bin doch die ganze Zeit nicht aus dem Haus gekommen.« Sie sah ihn schief an. »Aber warum fragens mich das alles? Das Wichtigste ist doch, dass der Ignaz im Stall gewesen ist, wie seine Frau …«, sie unterbrach sich. Mit ungläubiger Miene fuhr sie fort: »Oder … oder meinen Sie gar, dass der …?«
    »Allerdings, Fräulein Köller. An der ganzen Geschicht ist nämlich komisch, dass der Herr Fürst den Fünfer-Zug nicht genommen haben kann. Weil der an dem Tag gar nicht gefahren ist.«
    Ihre Augen wurden groß. »Woher … woher wollens das wissen?«
    Kajetan berichtete ihr von seinem Gespräch mit dem Thalbacher Stationsbeamten.
    »Und jetzt meinen Sie …«
    »Ich mein nichts«, sagte Kajetan.
    Sie ignorierte den Einwurf. »… dass der Schlosser zwar um vier fortgegangen sein könnt, dann aber im Wald draußen die Bäuerin abgepasst hat?« Sie dachte kurz nach. »Aber woher hätt er denn wissen sollen, dass der Bäuerin noch einfällt, dass sie zum Nachbarn gehen möcht?«
    Kajetan hob ratlos die Hände. »Ich hab keinen Dunst. Ich weiß bloß eins: Wenn der Herr Rotter seine Bäuerin nicht erschossen hat, dann muss es jemand getan haben, der um diese Zeit in der Näh gewesen ist. Und das war nur dieser Schlosser. Alle Leut aus den Weilern in der Nachbarschaft waren nachweislich daheim.«
    Sie sah ihn zweifelnd an. »Schon, schon … Aber warum hätt er das tun sollen? Wegen ein paar Markl, die die Bäuerin dabeigehabt hat? Soweit ich mich erinner, haben nicht einmal die gefehlt.«
    »Das gilts jetzt eben rauszufinden«, sagte Kajetan. »Aber ich muss Sie zum Schluss noch eins fragen, Fräulein Köller. Und ich brauch eine ehrliche Antwort.«
    »Das find ich jetzt zwar nicht grad freundlich, dass sie mir das mit der Ehrlichkeit noch extra sagen. Aber fragens.«
    »Habt ihr zwei was miteinander gehabt?«
    Flammende Röte überzog ihre Wangen.
    »Nein!« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Jetzt … fangen Sie auch noch damit an …!«
    »Entschuldigens, Fräulein Köller.« Kajetan fühlte sich unbehaglich. »Aber ich muss das fragen.«
    »Jaja …« Sie wischte sich mit dem Handrücken über ihre Wangen und sammelte sich. »Ich hab mich gut mit dem Ignaz vertragen. Er ist allweil anständig zu mir gewesen. Für so einen Dienstherrn darfst als Dienstbot deinem Herrgott auf den Knien danken.« Sie sah Kajetan ernst an. »Vielleicht hätt sogar was werden können mit uns. Wenn er nicht schon verheiratet gewesen wär. Aber das war er.«
    »Wenn auch nicht gut.«
    Sie sah zur Seite.
    »Wies einen halt trifft«, sagte sie leise. »Aber was der arme Ignaz getan hat, dass unser Herrgott bei ihm so fest zugedroschen hat, das …« Sie beendete den Satz nicht und senkte den Kopf.
    Kajetan notierte seinen Namen und Herzbergs Adresse. »Für den Fall, dass Ihnen noch was Wichtiges einfällt, ja?«
    Sie überflog den Zettel und nickte.
    Kajetan setzte seinen Hut auf, richtete die Krempe aus und streckte ihr die Hand zum Abschied entgegen. Sie umklammerte sie fest mit beiden Händen.
    »Wenn ich irgendwas für ihn tun kann, dann tu ichs«, sagte sie mit bebender Stimme. »Ich hab sogar ein bisserl Geld gespart, wenns daran liegen sollt, dass er nicht mehr zahlen kann. Und wenns mich als Zeugin brauchen, die den Herrschaften endlich sagt, was der Ignaz

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