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Am Ende eines Sommers - Roman

Am Ende eines Sommers - Roman

Titel: Am Ende eines Sommers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ashdown
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Flaschen?«
    »Sollte reichen. Was ist mit dem Abendessen? Ich könnte ein paar Hühnerteile kaufen und sie mit Gemüse braten. Ich kriege bestimmt was zustande.« Dad reibt sich das Kinn.
    »Oh! Milch! Und ein paar ›Petit Beurre‹-Kekse. Die waren lecker«, sagt Andy.
    »Und Eis?«
    »Sei nicht blöd, Jake. Ich gehe zu Fuß.«
    Andy und ich verstummen und starren Dad stirnrunzelnd an.
    »Na, euch nehme ich nicht mit. Man braucht fast eine Stunde für den Weg, und jemand muss hierbleiben. Ich lasse keinen von euch beiden allein hier, aber zusammen ist es okay.«
    »Und wie willst du das alles zurückschleppen?«, frage ich.
    »Das schaff ich schon. Vielleicht gibt’s ja sogar einen Bus.«
    »Wir sollten noch mehr auf die Liste setzen«, brumme ich und reiße Andy den Block aus der Hand.
    »Pez!«, ruft er. »Habt ihr nicht gesehen, in einem der Läden? Die hatten Pez. Sind doch nur klein.« Andy greift sich den Block und schreibt »Pez« unter die Liste.
    Dad zieht frische Sachen an und verschwindet im Wald.
    Die Stunden vergehen langsam und drückend. Andy und ich lümmeln uns im Schatten herum und blättern in Kartenspielen und Quizbüchern, um die Zeit totzuschlagen. Wir haben eine gute Stelle unter einem Baum hinter der Scheune gefunden, an der Böschung ins Tal. Andy geht ins Haus und holt sich eins von Mums Kreuzworträtselheften.
    »Hilfst du mir?«, fragt er, während ich eine Patience lege.
    Ich schüttle den Kopf und fange an, die Karten umzudrehen.
    Andy füllt ein paar Quadrate aus, aber schon nach zwei Minuten fängt er an zu schnaufen und zu schnalzen. »Was ist denn das? Einzelheit? Sechs Buchstaben, und vorne muss ein D sein.«
    »Keine Ahnung«, sage ich und schaue weiter auf meine Karten.
    »Okay, aber wie heißt Fußball auf Amerikanisch?«
    »Soccer.«
    »Echt? Soccer hab ich schon gehört. Wusste nicht, dass es Amerikanisch ist.«
    Aus meiner Patience ist die Luft raus. Ich schiebe die Karten zusammen und rolle mich auf den Rücken. Jede Bewegung ist anstrengend, und selbst im Schatten ist es zu heiß für alles. Wenn ich durch den Mund atme, spüre ich die trockene Hitze auf der Zunge. Andy wirft das Rätselheft weg und legt sich stumm neben mich. Die Zikaden drehen heute durch: zirp-zirp-zirp-zirp. Sie klingen unterschiedlich hoch, wie Sänger in einem Chor – ein harmonisches Gezirpe. Ich kneife die Augen zu und versuche, die verschiedenen Stimmen und Lagen herauszufiltern.
    »Wird sie dir fehlen?«, fragt Andy.
    Wir liegen Schulter an Schulter und schauen hinauf in das sonnenverbrannte Laub. Ein seltener Lufthauch lässt die Zweige rascheln und hört dann wieder auf.
    »Ich weiß noch nicht«, sage ich.
    Manchmal hören die Zikaden einfach auf. Und jetzt tun sie es.
    »Sschh!«, mache ich, und nach zwei kurzen Herzschlägen fangen sie wieder an.
    »Was sollen wir den Leuten sagen, wenn wir nach Hause kommen?« Andy stützt sich auf einen Ellenbogen und sieht mich an. »Ich meine, die werden uns nicht glauben, oder?«
    Ich mache die Augen wieder zu.
    »Vielleicht sollten wir sagen, sie hatte Krebs. Oder einen Herzinfarkt? Das klingt besser, oder?«
    »Besser als was?«
    »Besser als über die Klippe gefahren. Ich meine, das klingt doch, als hätten wir es erfunden. Das ist peinlich. Die Leute lachen bestimmt.«
    »Wieso soll irgendjemand lachen, du Idiot?« Jetzt sehe ich ihn an.
    »Sie war betrunken.«
    »Na, das brauchen wir den Leuten ja nicht zu erzählen, oder. Dieser Punkt ist nicht wichtig. Wir können einfach sagen, es war ein Autounfall. Das reicht.«
    Andy fängt an zu strahlen. »O ja! Super, Jake! Es war ein Autounfall. Das glaubt uns jeder!«
    »Weil es wahr ist, du Spasti. Es war ein Autounfall.«
    Andy sinkt zurück, und seine nackte Schulter berührt meine. Ich rutsche weg; ich will nicht berührt werden. Viel länger kann ich diese Hitze nicht mehr aushalten.
    »Glaubst du, wir sind schuld, dass sie von der Straße gefahren ist?«, fragt er beinahe flüsternd.
    »Was?«
    »Na, wenn sie uns nicht gesehen hätte, wäre sie vielleicht auf der Straße geblieben. In der Kurve.«
    Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll, weil ich auch schon darüber nachgedacht habe. »Nein, das glaub ich nicht. Sie wäre so oder so über die Kante gefahren. Wir hätten sie nicht aufhalten können.«
    »Hmm«, sagt er.
    Ich spüre etwas Komisches an meinen Füßen. »Iiiih!«, schreie ich und fahre hoch; ich sehe einen lézard vert , der durch das trockene Gras und dann den Baumstamm

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